Lebendige Kirchgemeinden

Gott gibt, bevor er fordert

In dieser Serie stellen wir Pfarrerinnen und Pfarrer von besonders lebendigen Kirchgemeinden Fragen zum Geheimnis ihres «Erfolgs». Heute Hanspeter Herzog aus Berg TG.

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Kirchenfest in Berg TG.
Livenet: Hanspeter Herzog, weshalb gibt es in Ihrer Kirchgemeinde ein so intensives Gemeindeleben?
Pfr. Hanspeter Herzog: Weil sich viele Menschen über viele Jahre mit ihrem Glauben und ihren Gaben mit Liebe investiert haben in die Sache Jesu. Weil von Anfang an die Kinder- und Jugendarbeit einen Schwerpunkt bildete. Weil Senioren spüren, dass sie geschätzt und gebraucht werden. Weil Gott Gnade geschenkt hat.

Was macht den Unterschied Ihrer Gemeinde zu eher traditionellen Kirchgemeinden aus?

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Pfarrer Hanspeter Herzog
Die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die christuszentrierte Gemeindearbeit. Geistliche Leiterschaft. Mutige und visionäre Leiterinnen und Leiter. Die Grundhaltung: Wer mehr von der Kirche will, soll auch bereit sein, mehr zu geben.

Welche Philosophie steckt hinter Ihrer Kirchgemeinde?
Wir tun, was wir tun «aus Liebe zu Gott und den Menschen». Wir wollen ganz für unser Dorf, aber auch ganz für Christus da sein. Wir pflegen eine herzliche Willkommenskultur, in der Menschen nicht nach Glaubensstand gemessen werden, sondern überall willkommen sind. Gott gibt, bevor er fordert.

Wie motiviert Ihre Kirchgemeinde Leute zum aktiven Mitmachen und zur Übernahme von Verantwortung?
Durch ein herzliches Miteinander. Durch Vertrauen als Vorschuss. Durch regelmässige Schulung. Durch Wertschätzung. Durch Unterstützung und Engagement der Vollamtlichen.

Schildern Sie das Gottesdienst-Konzept in Ihrer Gemeinde.
Wir haben einen zentralen Gottesdienst am Sonntagmorgen, keine Zielgruppengottesdienste, sondern einen Mix aus traditionellen und modernen Elementen. Jeder freut sich mit, wenn der/die andere auf die Rechnung kommt: Die Jungen für die Alten, die Alten für die Jungen. Parallel zum Gottesdienst findet ein umfassendes Kinder- und Jugendangebot statt, damit die Familie gemeinsam den Sonntagmorgen feiern kann.
Der Gottesdienst soll liebevoll gestaltet, einladend und glaubensstärkend gleichzeitig sein. Er wird durch Gemeindeglieder mitgestaltet. Wir haben keine Angst vor moderner Technik. Kein Sololauf des Pfarrers.

Wie finden auch Anhänger traditioneller Angebote und Gottesdienste einen Platz in Ihrer Kirchgemeinde?
Was den Gottesdienst betrifft, siehe oben. Darüber hinaus gibt es viele andere Angebote, die das traditionelle Element berücksichtigen (Seniorenarbeit, Konzerte, Diakonie etc.).

Werden Sie von Anhängern einer traditionellen Kirchgemeinde oder aus der Öffentlichkeit zuweilen in Frage gestellt? Wie reagieren Sie darauf?
Kaum! Wenn christlicher Glaube und Kirche authentisch, einladend und liebevoll gelebt wird, dann wird der Kritik jeglicher Nährboden entzogen. Probleme entstehen, wo der Glaube einengend, gleichmachend und ohne Geduld gelebt wird. Wir leben unseren Glauben echt, individuell und jederzeit transparent. Zudem muss Kirche und Glaube eine starke diakonische Kraft entwickeln, wenn ihr Zeugnis bei den Menschen ankommen soll.

Schildern Sie kurz ein persönliches Highlight in Ihrer Kirchgemeinde? Und begründen Sie, weshalb es ein Highlight war.
Die Gründung des Fördervereins Juwel 2007, der aus einer intensiven Leitbilddiskussion in Kirchenvorsteherschaft und Gemeinde entstanden ist. Mit Hilfe dieses Fördervereins konnte die Kirchgemeinde einen Jugendarbeiter anstellen (100%) und ein Kirchenzentrum bauen. Beides in kürzester Zeit. Beides erfüllt mich mit grösster Ehrfurcht und Dankbarkeit bis heute. Beides hat Menschen herausgefordert und mit der Gemeinde tief verbunden.

Zur Person

Vorname, Name:        Hanspeter Herzog
Jahrgang:                  1964
Pfarrer der Kirchgde.:  Berg TG seit 2005
Motto der Kirchgde.:   Aus Liebe zu Gott und den Menschen

Zur Webseite:
Kirchgemeinde Berg TG

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Datum: 20.11.2014
Autor: Hanspeter Herzog / Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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