Spenden und Freiwilligenarbeit
Wie reformierte Kirchgemeinden gedeihen
Während viele reformierte Kirchgemeinden kriseln, gibt es einige, die wachsen und florieren. Paul Baumann, Leiter der St. Galler Arbeitsstelle Gemeindeentwicklung, ging dem Geheimnis der prosperierenden Gemeinden in Deutschland und der Schweiz nach.
Baumann besuchte laut eines Berichts in der «Reformierten Presse» vom 24. Mai die Andreasgemeinde Niederhöchstadt bei Frankfurt. Sie zählt 2'300 Mitglieder und jeden Sonntag 500 bis 1'000 Gottesdienstbesucher. Baumann nennt sie eine «Profilgemeinde», die verschiedene theologische Strömungen integriere. Dahinter stecke viel Arbeit. Die Gemeinde habe allein aus Spenden ihrer Mitglieder fünf Stellen geschaffen. Entscheidend für das Florieren der Gemeinde sei die Dienstbereitschaft von 450 Freiwilligen sowie ein Gemeindeleben, das in über 100 Kleingruppen unter der Woche stattfinde. Zum traditionellen Sonntagmorgen kämen durchschnittlich 450 Besucher, weitere 200 Jugendliche und Erwachsene fänden sich zum Abendgottesdienst ein.Auch auf dem Land
Ähnliches beobachtete Baumann in der Basler Gellertkirche, die ebenfalls etliche Stellen durch Spenden aus der Gemeinde finanziert. Er geht aber nicht weiter darauf ein, sondern stellt die Frage, ob ähnliches Leben und Wachstum auch in reformierten Kirchgemeinden auf dem Land möglich sei. Er schaute daher in die Gemeinden von Berg (Thurgau) und Rohrbach (Kanton Bern). Berg hat eine spendenbasierte Jugendarbeitsstelle geschaffen und sogar den Bau eines Begegnungszentrums über Spenden finanziert.
Die Berner Kirchgemeinde Rohrbach finanziert mit Spenden Stellen für Kinder- und Jugendarbeit. Eindrücklich sei auch die Gemeindearbeit in Gossau im Kanton Zürich. Dort habe ihn auch die hohe Kompetenz der Kirchenpflegemitglieder beeindruckt. Sie sei Folge einer jahrzehntelangen inhaltlichen Aufbauarbeit.
Wachsen gegen den Trend
Baumann ist weiter aufgefallen, dass die Pfarrpersonen dieser Kirchgemeinden oft überdurchschnittlich ausgebildet sind: einige mit Doktortitel, mehrere mit Doppel- oder Dreifachausbildung, etwa als Pädagoge, Manager oder Psychologe. Und: in allen Kirchgemeinden würden Glaubenskurse angeboten.
Für Baumann ist allerdings nicht die Theologie die eigentliche Ursache für das lebendige Gemeindeleben – auch wenn man davon ausgehen kann, dass die erwähnten Gemeinden meistens eine evangelikale Prägung haben –, sondern Faktoren wie Glaubwürdigkeit und Menschennähe der Mitarbeitenden und Behörden, eine innovative Haltung und ein zeitgemässes Programm.
Wo Gemeindeaufbau beginnt
Auf die Frage von Baumann, wo eine Kirchgemeinde mit dem Gemeindeaufbau beginnen sollte, erhielt er zu seiner Verblüffung überall ganz ähnliche Antworten: Lebendige Gottesdienste, bei denen der Fokus auch auf Kirchendistanzierten liegt, Glaubenskurse mit einer daraus abgeleiteten Kleingruppenarbeit und Hauskreisen sowie eine intensive Arbeit mit Familien und Kindern.
Ein weiteres Merkmal wachsender Gemeinden sei aber auch die hohe Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren. Die Gemeinden hätten offenbar kein Problem, genügend Ehrenamtliche zu finden.
Webseiten der erwähnten Kirchgemeinden:
Andreasgemeinde Niederhöchstadt
Gellertkirche Basel
Ref. Kirche Berg TG
Ref. Kirche Rohrbach BE
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / Reformierte Presse