Marianne Sägebrecht
Eine Schauspielerin bringt das Sterben ins Leben
Marianne Sägebrecht ist eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, die den Sprung über den grossen Teich in die USA geschafft hat – und dabei doch sie selbst geblieben ist. Glaubwürdig spielt sie oft die einfache Frau von nebenan, die gegen Ungerechtigkeiten aufsteht und sich wehrt. Bereits seit Jahren spricht sie selbstverständlich über ihren Glauben. Darüber hinaus engagiert sie sich im Münchner Christophorus-Hospiz für sterbende Menschen.Zu ihren Erfahrungen mit dem Tod veranstaltete Marianne Sägebrecht (74) jahrelang Abende unter dem Motto: «Lieder und Gedichte vom Sterben fürs Leben». Daraus erwuchs ihr aktuelles Buch: «Ich umarme den Tod mit meinem Leben.» Als «bodenständig, unbestechlich, eigenwillig» wird es beurteilt, aber vor allem als ihr persönlichstes Buch. Denn gerade beim Blick auf Tod und Sterben findet die Schauspielerin klare Worte zum Leben und zu Gott.
Mehr als Theater
Bekannt wurde die Bayerin durch Filme wie «Out of Rosenheim» oder «Rosalie goes shopping». Bereits in der Schulzeit hatte sie Theater gespielt. Und nach ihrer Entdeckung durch den Regisseur Percy Adlon stand sie in den 1980er-Jahren vor einer internationalen Karriere. Sie arbeitete in den USA mit Schauspielern wie Michael Douglas, Danny DeVito oder John Malkovich zusammen.
Doch sie kam wieder zurück nach Deutschland. In einem Interview für den ORF fragte Peter Fässlacher nach dem Grund. Nichtssagende Werbung hätte zu einer Filmrolle dazugehört. Ausserdem wäre ihre Filmpartnerin nicht mit übernommen worden. «Natürlich» sagte Sägebrecht ab. Auch danach war sie genauso bekannt für ihre abgelehnten Rollen wie für die, die sie tatsächlich übernahm. Oft werden Schauspielern bei der Anfrage keine konkreten Rollen angeboten, sondern ihnen wird lediglich angekündigt: «Du spielst in 'Harry Potter' oder mit Woody Allen.» Marianne Sägebrecht lehnte beides ab: «Ich muss wissen, wer ich bin, weil ich geb meine Seele mit rein. Ich leb die Rolle.»
Diese Tiefe war ihr schon immer wichtig. Und das Sterben spielte auch schon lange eine Rolle dabei. So ist es kein Zufall, dass sie in ihrer Rolle in «Zuckerbaby» in einem Bestattungsinstitut arbeitet.
Sterben gehört zum Leben
Das Sterben gehört für Sägebrecht dazu. Bereits als Kind hatte sie eine Nahtoderfahrung, als sie eine Blinddarmoperation beinahe nicht überlebte. Und mit nur zwölf Jahren war sie mit dem Kaplan ihrer Kirchengemeinde unterwegs ins Krankenhaus, um sterbenskranken Menschen etwas vorzulesen. «Als Schauspielerin muss man sich mit dem Tod beschäftigen… Für mich gehört der Tod grundsätzlich zum Leben … er geht immer mit», erklärte sie Wolfang Severin von BibelTV und ergänzte: «Jeder Tag ist ein Geschenk.»
Als ihr Kollege Josef Brustmann sie fragte, ob sie sich vorstellen könnte, sein Projekt «Sterbelieder fürs Leben» zu unterstützen, war sie sofort dabei. Und Sägebrecht verknüpfte das schwere Thema mit der ihr eigenen Leichtigkeit. Der Süddeutschen Zeitung erzählte sie einmal: «Ich habe jedes Mal das Gefühl, dass ich den Menschen da unglaublich helfen kann, indem ich mit Humor an das Thema herangehe.»
Diese Art von Hilfe gibt die Schauspielerin seit einigen Jahren auch persönlich weiter. Sie engagiert sich als Patin für das Münchner Christophorus-Hospiz. Sie gewinnt also auf der einen Seite Spender für die Arbeit mit Sterbenden, aber sie ist auch regelmässig selbst vor Ort: zum Backen, Vorlesen und zum Reden. Für Sägebrecht ist dieses Engagement so selbstverständlich wie ihr bisheriges Leben und Arbeiten. All das tut sie, «weil ich Menschen liebe», wie sie Severin erzählte. Sie fühlt sich dabei «vom Schöpfer gut gecastet». Und immer wieder unterstreicht sie: «Wenn man frühzeitig den Tod mit an den Tisch nimmt…, dann wird die Lebensqualität anders.»
Gott ist der Boss
Marianne Sägebrecht ist eine Frau, in deren Leben das Sterben einen Platz hat. Es macht ihr keine Angst. Und gerade deswegen lebt sie ihr Leben ohne Netz und doppelten Boden. Sie weiss nicht nur um den Anfang, sondern auch um das Ende des Lebens. Doch fröhlich verkündet sie: «Die Länge des Lebens kann man nicht bestimmen, aber für die Breite und Tiefe müssen wir schon noch Verantwortung übernehmen.»
Aussagen wie diese könnte man natürlich auch ohne den Glauben an einen Gott treffen, doch als die resolute Schauspielerin für die Süddeutsche ganz direkt gefragt wurde: «Glauben Sie an Gott?», antwortete sie: «Ja, natürlich. Für mich war immer ganz klar, dass da ein Schöpfer ist. Das Bild vom alten Opa mit grauem Bart, das ich von anderen Menschen manchmal vorgehalten bekomme, ist allerdings grosser Quatsch. Ich sage dann immer, dass ich von Gott durchdrungen bin. Ich bin sein Wesen. Aber er ist der Boss.»
Interview mit Wolfang Severin von BibelTV:
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet
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