«Ihr Kleingläubigen»
Vier Ängste, die unseren Glauben schrumpfen lassen
Angst ist etwas ganz Normales, auch im geistlichen Leben. Doch wenn wir dieser Angst in uns Raum geben, zeigt es, dass wir Jesus nicht wirklich vertrauen. Das passierte schon den Jüngern – und Jesus tadelte ihren kleinen Glauben in vier Situationen.
Viermal sagt Jesus im Matthäusevangelium die Worte «ihr Kleingläubigen». Jesus tadelte mit diesen Worten seine Nachfolger und definierte den traurigen Zustand ihres Vertrauens in Gott. Bei allen vier Begebenheiten stand Angst im Vordergrund, die das Vertrauen auf Gott schwinden liess. Doch die Worte «ihr Kleingläubigen» sind von Jesus nicht als Zurückweisung gemeint, sondern vielmehr als Ermutigung, aus diesem Zustand der Unsicherheit herauszutreten. Was genau sind diese vier Ängste, die auch heute noch unser Vertrauen verringern?
1. Angst aufgrund von Sorgen (Matthäus, Kapitel 6, Vers 30)
Dies ist eine weiterbreitete Angst, welche die Grundbedürfnisse unseres Lebens betrifft. Sorge beklemmt, macht besessen und überfällt uns, wenn das Materielle allein wichtig ist. Man könnte meinen, dass diese Sorge zur armen Gesellschaft gehört, in der Jesus lebte, in der sich die Menschen einzig ums Überleben sorgten. Doch auch heute in allem Überfluss und Wohlergehen begegnen wir der Sorge ums Materielle immer wieder. Heute fragen wir nicht mehr, was wir morgen essen – es ist die Besessenheit darauf, was mit unserem hart erarbeiteten Wohlergehen morgen geschehen wird.
Hätte jemand wie Salomo die harten Worte «ihr Kleingläubigen» gesagt, könnten wir sie mit Recht zurückweisen, denn einem Mann wie ihm stand ja alles zur Verfügung. Doch Jesus hatte selbst keinen Ort, an dem er sich ausruhen konnte. Und er zeigt auch die Lösung, wie wir dieser Angst begegnen können: Er gibt uns das Beispiel der unbedeutendsten Geschöpfe, die von ihrem Schöpfer genau das bekommen, was sie brauchen – und zeigt uns, wie nutzlos und schädlich Sorgen sind. Kleingläubig zu sein aufgrund von Sorge zeigt, wie wenig wir darüber wissen, wer und wie unser Vater im Himmel ist.
2. Angst durch Gefahr (Matthäus, Kapitel 8, Vers 26)
Dass Gefahr uns in Angst versetzt, ist logisch, weil wir dadurch zerbrechlich werden und viel verlieren können, sogar das eigene Leben. Gefahr bedroht unsere Sicherheit und malt schlimme Aussichten, die uns Angst machen. Die Männer, die Jesus als «Kleingläubige» tadelte, waren keine Menschen, die vor allem und jedem Angst hatten, auch nicht vor dem Ort, an dem Jesus sie so tadelte. Sie waren auf dem See Genezareth, den sie nur zu gut kannten, denn dort hatten sie ihr Leben lang gefischt. Sie hatten schon viele Stürme überlebt und waren abgehärtet.
Aber dieser Sturm war so heftig, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatten. Und während sie vor Angst erstarrten, schlief Jesus tief und fest. Ja, er war Mensch, war müde und musste schlafen. Aber welcher Mensch kann schlafen, während das Boot zwischen den hohen Wellen hin und her geworfen wird? Jesu Ruhe zeigt vielmehr, dass er Gott ist, unerschütterlich und unveränderlich vor etwas, das für uns so überwältigend erscheint. Was für uns das Ende ist, ist für ihn nichts. Die Experten waren verzweifelt – Jesus war erholt. Wenn wir aufgrund von einer Gefahr «kleingläubig» sind, zeigt das, wie wenig wir darüber wissen, wer und wie Jesus ist.
3. Angst durch Zweifel (Matthäus, Kapitel 14, Vers 31)
Wasser wird in der Bibel oft als Hindernis oder sogar tödliches Risiko interpretiert, im übertragenen Sinne oder auch wortwörtlich. David schreibt von Wasserströmen, die ihn verschlingen wollen, und symbolisiert damit das Böse. Wasser war aber auch wortwörtlich das Hindernis, das den Israeliten sowohl den Auszug aus Ägypten als auch den Einzug ins verheissene Land versperrte. Bei jeder dieser Begebenheiten griff Gott ein. Aber es ist eine Sache, aus dem Wasser geholt oder unverletzt durch das Wasser zu kommen, und etwas ganz anderes, auf dem Wasser zu gehen. Dass Jesus auf dem Wasser ging, war ganz normal, weil er das Wasser ja geschaffen hat. Doch dass Petrus dasselbe tat, ist erstaunlich. Und er tat es nicht aus eigener Kraft, sondern durch das Wort von Jesus. Solange er Jesu Worten vertraute, lief er auf dem Wasser. Aber in dem Moment, als er auf den Wind und die Wellen schaute, ging er unter, weil die Zweifel sein Vertrauen zerstörten. Zweifel halten unser Herz gefangen und erzeugen Angst – und mit der Angst gehen wir unter. «Kleingläubig» zu sein aufgrund von Zweifeln zeigt, dass wir das Vertrauen verloren haben in die Worte dessen, der uns zuruft: Komm!
4. Angst durch fehlendes Verständnis (Matthäus, Kapitel 16, Vers 8)
Das Verständnis und der Glaube nähren sich gegenseitig, aber fehlendes geistliches Verständnis ist der Feind des Glaubens. Weil die Jünger Jesus nicht verstanden, machten sie etwas völlig Unwichtiges – kein Brot zu haben – zur grossen Angelegenheit. Sie vergassen dabei, dass derjenige, der viertausend Menschen mit sieben Broten versorgen konnte, nicht in Bedrängnis kommen würde, weil sie vergessen hatten, Brot mitzunehmen.
Doch ihr fehlendes Verständnis hinderte sie auch daran zu erkennen, wovor Jesus wirklich warnen wollte, nämlich vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Diese zwei religiösen Gruppierungen hatten sehr unterschiedliche Ideen, doch in einer stimmten sie überein, nämlich dass sie ein Zeichen von Jesus forderten, um an ihn zu glauben. Der Mensch möchte Gott Bedingungen stellen, um an ihn zu glauben: «Wenn du dies oder das machst, werde ich an dich glauben.» Das Geschöpf fordert etwas vom Schöpfer. Der Schuldige drängt dem Richter seine Sichtweise auf. Und genau hierin lag die Gefahr der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Die Jünger dagegen hatten Angst davor, dass Jesus sie ausschimpfen würde, weil sie das Brot vergessen hatten… «Kleingläubig» zu sein aufgrund von Angst, die durch fehlendes Verständnis entsteht, zeigt, wie derjenige, der Jesu Worte falsch interpretiert, in die Irre geleitet wird.
Vier Ängste, die uns zu Kleingläubigen machen können. Davor warnt Jesus uns – und ermutigt, ihm zu vertrauen und Schritt um Schritt im Glauben zu wachsen.
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Autor: Wenceslao Calvo / Rebekka Schmidt
Quelle: Protestante Digital / Übersetzung: Livenet
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