Militanter Glaube?
«Auf zu den Waffen!»
Wer denkt beim christlichen Glauben an Waffen und Krieg, von früheren Ereignissen einmal abgesehen? Doch tatsächlich gibt es sehr eindeutige Aussagen in der Bibel, die zum Kampf aufrufen; da geht es allerdings nicht ums Blutvergiessen.
Wie wohl schon lange nicht mehr sind die Medienberichte und auch das öffentliche Bewusstsein voll von Vokabeln wie Kampf, Waffen, Gewalt, Tote und Verletzte, Bomben und Zerstörung. Manche trauen ihren Ohren kaum, wie gewalt- und konfliktgeschwängert die Luft ist. Grund dafür ist der unsägliche Überfall Russlands auf die Ukraine, der nun schon vier Monate her ist. Und so ist das Kampf- und Kriegsvokabular so präsent wie schon lange nicht mehr, zumindest was Europa angeht.
Besonders für die Deutschen ist das mehr als befremdlich. Das zeigt sich auch in der – klug vorsichtigen oder ängstlich-zögerlichen – Politik der Bundesregierung, wenn es um Waffen und Unterstützung für die Ukraine geht.
«Greift zu den Waffen»
«Greift zu den Waffen», schrieb der grosse Lehrer Paulus vor zweitausend Jahren an die Christen der Stadt Ephesus, die in der heutigen Türkei lag. Zweieinhalb Jahre hielt er sich in der Stadt auf, später schrieb er den Brief mit dem zitierten Aufruf.War Paulus also ein Scharfmacher oder religiöser Fundamentalist? Sicher nicht. Denn er spricht nicht von einem Kampf mit Schwertern, sondern von einer geistlichen Auseinandersetzung.
Das Wort von Paulus steht am Ende seines Briefes an die Epheser, so als wolle er an etwas ganz Wichtiges erinnern: «Zum Schluss noch ein Wort an euch alle: Werdet stark, weil ihr mit dem Herrn verbunden seid! Lasst euch mit seiner Macht und Stärke erfüllen! Greift zu all den Waffen, die Gott für euch bereithält, zieht seine Rüstung an! Dann könnt ihr alle heimtückischen Anschläge des Teufels abwehren. Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen Mächte und Gewalten des Bösen, die über diese gottlose Welt herrschen und im Unsichtbaren ihr unheilvolles Wesen treiben.» (Die Bibel, Epheserbrief, Kapitel 6, Verse 11-13)
Ein ganz anderes Kampffeld
Das klingt mit heutigen Ohren schon recht militant, aber es geht hier eben nicht um Gewalt und Blutvergiessen. Beim Kampffeld handelt es sich nicht um Menschen oder Landstriche. Das Aufmarschgebiet ist liebloses und gewalttätiges Denken und alles, was sich gegen die Gebotes Gottes richtet. Doch aufgerufen wird nicht dazu, einem anderen den Kopf einzuschlagen, sondern gegen Ungerechtigkeit, Unfrieden und vieles mehr aufzustehen.
Die Waffen, die Paulus wenige Sätze später anspricht sind nicht, Schwerter, Speere und Äxte, sondern innere Haltungen wie Glaube, Frieden, das Heil, das jeder Mensch von Jesus bekommen kann, aber auch das Wort Gottes und einiges mehr.
Warum es tatsächlich um einen Kampf geht
Mit den Worten Kampf und Waffen geht es Paulus um etwas anderes:
- Es geht um ein kompromissloses Kämpfen, kein Herumeiern oder ein Sowohl-als-auch. Für dieses Kämpfen braucht es eine klare Vorstellung von dem, was richtig ist und was nicht. Und bei diesem Kampf geht es eben nicht um Grautöne, sondern um Weiss oder Schwarz, etwas, was in unseren Breiten sofort als verdächtig gilt.
- Ein Kampf ist es aber auch deshalb, weil es von allen Kämpfenden Einsatz, Leidenschaft und Opferbereitschaft braucht, wie es das sonst oft nur bei einem «echten» Krieg gibt.
- Es geht nicht um einen gewalttätigen Kampf gegen Menschen, sondern gegen böse Ideen und alles, was nicht im Sinne der Gebotes Gottes ist.
Doch, um die Lüge zu bekämpfen, muss sie klar angesprochen werden. Um für Gerechtigkeit und Frieden einzustehen, müssen die Dinge, die sie bedrohen oder verhindern, verändert werden. Die Liste der Nöte, die es zu bekämpfen gilt, ist schier endlos: Armut, Unfreiheit, Lüge, Missbrauch, Sklaverei, Menschenhandel, Prostitution, Abtreibung etc.
Jesus war kein netter und harmloser Typ
Was das betrifft, war der von Nächstenliebe redende Wanderprediger Jesus nicht der Nette und Sensible, zu dem er in Filmen oft stilisiert wird. Jesus war zwar nicht einen Funken gewalttätig, fand aber jeweils sehr deutliche Worte. Er sprach immer wieder Klartext und scheute keine Konfrontation.In diesem Sinn sind Christen Kämpfer und Krieger. Jesus will nicht nur Nachfolger, die seinen Namen tragen, sondern durch ihr Leben und ihr Gebet für das einstehen, was ihm wichtig ist. Wenn Sie Jesus nachfolgen wollen, gehören Sie zu einer Truppe, die die Sendung der Liebe und der Versöhnung auf dem Banner trägt.
Zum Thema:
Jesus persönlich kennenlernen
Kolumne von Sam Urech: Ich bin enttäuscht von Gott
Kampfstrategie: Wenn die Vergangenheit anklopft
Paul Kleiner: Der aaronitische Segen
Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch
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