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Temperamentvoll oder Ausdruck von Schwäche?

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Zählst du dich zu den impulsiven Menschen? Bist du stolz auf dein glühendes Temperament? Wann bist du das letzte Mal so richtig «eskaliert»? Genau, es gibt Momente, in denen man die Selbstbeherrschung verliert.

Manchmal ist es einfach genug, und dann platzt vielen nun mal der Kragen. Ein einziger Satz, eine einzige impulsive Reaktion kann weitreichende Folgen haben. Im Extremfall kann es in Beziehungen zur Trennung, im schulischen oder beruflichen Umfeld zu persönlichem oder finanziellem Desaster und in der Gesundheit zu massiven körperlichen Beeinträchtigungen führen.

Es lohnt sich, etwas genauer hinzuschauen. Niemand hat Respekt vor Menschen, die herumschreien, die ausrasten oder eingeschnappt sind, und ebenso wenig vor solchen, die sich im Ton vergreifen. Jegliche Sympathie geht damit sehr schnell verloren. Da nützt es nichts, damit anzugeben, wie impulsiv und temperamentvoll du bist. Impulsives Verhalten ist keine Frage von vorhandenem Temperament, sondern von fehlender Selbstkontrolle. «Ich bin halt so!» ist in diesem Fall eine Ausrede.

Selbstkontrolle

Eine stärkere Selbstkontrolle hat nichts zu tun mit Gleichgültigkeit oder Emotionslosigkeit. Es geht vielmehr darum, mit einem hohen Bewusstsein seine Reaktionen zu kontrollieren und deren Heftigkeit zu dosieren. Der amerikanische Ingenieur und Psychologe Louis Thurstone formuliert es treffend: «Impulsive Reaktionen zu kontrollieren, ist ein zentrales Merkmal erfolgsintelligenter Menschen.» Der Hauptverantwortliche dafür sitzt ausserhalb deines bewussten Einflussbereichs. Unser Mandelkern im Hirn, die Amygdala, ist nämlich zuständig für die ganz grossen Gefühle: sowohl für Liebe, Begeisterung und Freude als auch für Angst, Wut, Ärger, Zorn und Hass. Je mehr wir unkontrollierte Ausbrüche zulassen, desto mehr speichert das Gehirn diese unreflektierten und impulsiven Verhaltensmuster ab. Auf diese Weise kann ein chronisches Verhalten entstehen.

Hast du genug von deinen Ausbrüchen? Dann kannst du das ändern. Hör zuerst damit auf, dich zu rechtfertigen mit: «Ich bin halt so!» oder mit: «Der andere hat mich gereizt!». Danach übe dich immer wieder darin, deine Reaktionen zu kontrollieren. Jedes Mal, wenn du dich zwingst, anders zu reagieren, lernt dein Gehirn und legt neue Verbindungen an, die zu starken Strängen zusammenwachsen. Damit entsteht ein souveränes Verhaltensprogramm, das auch unbewusst abgerufen wird.

Hast du eine tiefe Hemmschwelle? Gehörst du jeweils zu den Ersten, die sich zu einer Frage oder einem Thema äussern? War es dir auch schon peinlich oder unangenehm, dass du dich vor allen geäussert hast, ohne vorher lange zu überlegen? Egal, ob du bewusst oder unbewusst drauflosredest: Was aus dir herausplatzt, hat eine nicht zu unterschätzende Wirkung. Achte folglich auf deine Zunge: Deine Zunge hat keine Knochen, und trotzdem kann sie Herzen zerschlagen. Deine Zunge hat keine scharfen Kanten, und trotzdem kann sie tiefe Verletzungen hinterlassen.

Die Zunge

Auch die Bibel bedient sich, selbst in modernen Übersetzungen, der poetisch bildhaften Sprache: «Ihre Zungen sind scharf geschliffene Schwerter, und ihre bissigen Worte verletzen wie Pfeile» (Psalm 64, Vers 4). Damit wir die Menschen in unserem Umfeld nicht verletzen und keine negativen Konsequenzen verursa-chen, ist es ratsam, unsere Impulsivität im Griff zu haben: «Wer schnell auf-braust, ruft Streit hervor; und ein Jähzorniger lädt viel Schuld auf sich!» (Sprüche 29, Vers 22). Wenn es positiv und wertschätzend aus uns heraussprudelt, hat höchstwahrscheinlich kaum jemand ein Problem damit.  

Die Herausforderung bei den Temperamentsausbrüchen ist der überwiegend negative oder zornige Inhalt der Aussagen: «Wer verächtlich über seinen Mitmenschen herzieht, hat keinen Verstand. Ein vernünftiger Mensch hält seine Zunge im Zaum» (Sprüche 11, Vers 12). Wenn du dich angesprochen fühlst und dich besser in den Griff bekommen willst, kannst du dich darin trainieren. Petrus war der wohl temperamentvollste Jünger von Jesus. Petrus hatte viele Gesichter. Er war stark, redete drauflos, handelte oft unbedacht, war ein Glaubensheld und ein erbärmlicher Feigling, und er war ein herzensguter Lebemensch.

Jesus startete sein Trainingsprogramm für Petrus mit einem Zielbild: «Du bist Simon, der Sohn von Johannes. Von jetzt an sollst du Petrus heissen! Das heisst übersetzt 'Fels'» (Johannes Kapitel 1, Vers 42). Das war mehr als ein Spitzname. Jesus hat ihm diesen Namen praktisch als Ehrentitel verliehen. Er hat ihm damit eine neue Identität verliehen, und zwar schon lange bevor er mit ihm am Ziel angekommen war. Jesus hat an diesem Petrus festgehalten. Er hat in ihm immer schon den gesehen, der einmal aus der eigenen Persönlichkeit hervorwachsen und über sich hinauswachsen würde. Er würde ein Fels werden; einer, auf den andere setzen. Einer, auf den ganze Gemeinden bauen. Als was möchtest du dich sehen? Und welche Identität würde Jesus dir wohl verleihen?  

Die Energie hinter deinem Temperament und deiner Impulsivität kann Jesus bestens gebrauchen, um sie wohldosiert in deine neue Aussenwirkung zu investieren. Wenn du der Ton bist und er dein Töpfer sein darf – dann wird es spannend!

Dieser Text stammt aus dem Buch «Bibel Coaching» von Philippe Hauenstein. Das Buch ist im Livenet-Shop erhältlich

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Datum: 04.06.2022
Autor: Philippe Hauenstein
Quelle: Bibel Coaching

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