Bibel Coaching
Lobe den Fortschritt, nicht die Perfektion
Spornt es dich an, immer der Beste sein zu wollen? Setzt du
jedes Mal, wenn du in die Nähe eines anvisierten Ziels kommst, noch einen
obendrauf? Über die Jagd nach Perfektion und warum sie letztlich unnötig ist.
Sehr oft führt ein solches Verhalten wie oben beschrieben in einen Teufelskreis, denn du kannst dich immer weiter verbessern, ganz egal, wie viel Mühe du bereits damit gehabt hast. Die Jagd nach Perfektion ist eine ewige Plagerei und äusserst kräfteraubend. Wenn das Erreichte von dir nie als ausreichend gesehen wird, schwindet dein Selbstvertrauen. Der Perfektionist nimmt die Welt verzerrt wahr und denkt teils unlogisch. Perfektionisten gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen. Sie verfallen folgenden Denkfehlern:
- Das Lebensmotto lautet: «Ganz oder gar nicht.» Abstufungen gibt es für Perfektionisten keine. Perfektionisten leiden oft unter panischer Angst vor Fehlern, oder sie zeigen heftige Überreaktionen bei Fehlern.
- Aussagen wie «Nie mache ich etwas richtig» deuten klar auf Perfektionismus hin. Radikales Verallgemeinern ebenso. Für Perfektionisten wird Schlimmes künftig immer wiederkehren. Ist Perfektionisten einmal etwas misslungen, bleibt das in Zukunft immer so. Diese Pauschalisierung schränkt die Handlungsmöglichkeiten immer stärker ein.
- Menschen, die oft sagen: «Ich sollte es besser wissen», gehören ebenfalls zu den Perfektionisten. Sie richten sich ständig selbst und können Fehler nicht ablegen. Diese ertragslosen, selbstzerstörerischen Grübeleien lösen eine Negativspirale aus und führen bis hin zur Depression.
Treiber für Perfektionismus
Perfektionismus ist weniger Veranlagung als Erziehung und Prägung durch das Umfeld. Eltern, die ihr Kind bei besonderer Leistung mit Liebe und Respekt belohnen, bei Versagen jedoch Sorge und Enttäuschung kundtun, begünstigen die Entwicklung zum Perfektionisten. Wer sich selbst als schlechte Eltern beschimpft, verstärkt den Druck auf das Kind. Es nimmt die ablehnende Haltung als Strafe wahr und fühlt sich schuldig, wenn die Eltern sich Vorwürfe machen. Dabei wird die Angst vor Fehlern immer grösser. Im Endeffekt werden Abenteuerlust und Forscherdrang weitgehend gedämpft, und das Kind zieht sich zurück.
Es gibt weitere gesellschaftliche Bereiche wie Kultur, Werbung, Diät, Fitness, Körperkult, Mode und Wohlstand, welche die Treiber sind für Perfektionismus, Idealismus, Leistungsdruck sowie Selbstwert aus Leistung.
Das Beste geben ist nicht Perfektionismus
Als Eltern in der Familie, als Vorgesetzte im Beruf, als Trainer im Sport, als Lehrer in der Schule oder einfach als Kollegen unter Freunden machen wir einen gesunden Unterschied, wenn wir den Fortschritt loben und nicht die Perfektion!
Hör mal in dich hinein: Bist du manchmal zu streng mit dir selbst? Machst du dir häufig Vorwürfe, weil du etwas nicht erreicht hast oder falsch gehandelt hast? In welchen Bereichen in deinem Leben wärst du gerne «perfekt»?
An sich zu arbeiten, sich zu verbessern und Fortschritte zu machen, ist richtig und wichtig. Alles andere bedeutet Stillstand und letztlich Rückschritt. Sein Bestes zu geben hat jedoch nichts mit ungesundem Perfektionismus zu tun. In einer von Leistung geprägten Kultur ist es wertvoll, wenn wir den Humor behalten und herzhaft über uns selbst lachen können. Deshalb musst du nicht perfekt sein; es reicht, wenn du brillant bist.
In bester Gesellschaft
Solltest du dich manchmal unqualifiziert fühlen für eine Aufgabe oder eine aktuelle Lebenssituation, dann bist du in bester Gesellschaft. Wenn wir die zahlreichen Personen in der Bibel miteinander vergleichen, stellen wir fest, dass Gott mit Vorliebe unqualifizierte Menschen für sein Werk gebrauchte:
- Noah war ein Trinker.
- Abraham war ein Greis.
- Jakob war ein Lügner.
- Lea war hässlich.
- Josef wurde misshandelt.
- Mose war ein stotternder Krimineller.
- Simson war moralisch bedenkenlos.
- Gideon war ein Zweifler.
- Rahab war eine Prostituierte.
- Jeremia hatte Depressionen.
- David hatte eine Affäre und verordnete einen Auftragsmord.
- Elia war mental instabil und suizidgefährdet.
- Jesaja predigte nackt.
- Jona rannte vor Gott davon.
- Naomi war eine alte Witwe.
- Hiob musste Bankrott anmelden.
- Petrus verriet Jesus mehrmals.
- Die Jünger fielen immer wieder in einen Tiefschlaf.
- Martha machte sich zu viele Sorgen.
- Die Samariterin am Brunnen war mehrfach geschieden.
- Zachäus war gierig.
- Paulus war ein Religionsfanatiker.
- Timotheus war jung und hatte Geschwüre.
- Und Lazarus war einfach nur tot.
Ich könnte mir ausserdem vorstellen, dass es einfacher ist, Laien ohne vorgefasste Meinung auf Gottes Abenteuerreisen mitzunehmen. Fachexperten tendieren eher dazu, beratungsresistent zu sein, weil sie bereits eine Vorstellung davon haben, wie die Sache laufen muss.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der es üblich ist, sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Müssen wir uns nicht hin und wieder eingestehen, dass wir auf andere Personen hinabschauen, die wir als weniger perfekt einstufen? Ist es nicht befreiend zu sehen, dass Gott ganz besonders die Unqualifizierten für sein Werk gebrauchen kann? Erinnere dich regelmässig daran! Für Gott musst du nicht perfekt sein.
Dieser Text stammt aus dem Buch «Bibel Coaching» (Fontis-Verlag) von Philippe Hauenstein. Das Buch ist im Livenet-Shop erhältlich.
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Autor: Philippe Hauenstein
Quelle: Bibel Coaching / Fontis-Verlag
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