Der Prophet (1)

Elia und die Baal-Konjunktur

Was will der Hinterwäldler? Mit seiner Drohung stört Elia die Aufbruchstimmung im Land. Das darf er nicht.

Das Volk atmet auf. Endlich kehrt Ruhe im Land ein. Die zehn Stämme Israels haben unruhige Zeiten hinter sich. Nach einem blutigen Coup gegen den Enkel des Staatsgründers Jerobeam rangen zwei Armeekommandanten während Jahren um die Macht. Omri, der Sieger, hat mit der neuen Hauptstadt Samaria dem erschütterten Staat ein Zentrum gegeben. Stabilisierend wirkt sich auch die Allianz mit dem Nachbarreich aus, die Omri mit der Verheiratung seines Sohnes Ahab krönt: Prinzessin Isebel bringt mit ihrem Gefolge phönizischen Glamour nach Samaria, wo noch an allen Ecken gebaut wird. Die höheren Steuern nimmt man hin. Mit Ahab geht's aufwärts.

Neue Hauptstadt, neuer Kult

Isebel will standesgemäss residieren; oft schwärmt sie von ihrer prachtvollen Heimatstadt Tyrus. Auch ein würdiger Tempel für ihren Gott Baal Melkart muss her. Gibt Ahab sich Rechenschaft, was der neue Kult dem Land bringt? Die Religionspolitik ist seit langem im Fluss. Denn die zehn Stämme Israels, die sich unter Jerobeam nach König Salomos Tod von der David-Dynastie losgesagt und unabhängig erklärt hatten, sollten nicht mehr nach Jerusalem pilgern. Darum wurden im Norden und Süden des neuen Staates, in Dan und Bethel, zwei Tempel für Jahwe errichtet; dort sollte nach Jerobeams Strategie das Volk dem Gott der Väter huldigen und Jerusalem vergessen.

Ein Kniefall und sichere Jobs

Um die Queen bei Laune zu halten, schaltet Ahab in der Religionspolitik, die Jerobeam begann, gleichsam den Turbo zu: Der Hauptkult in der neuen Hauptstadt gilt nicht Jahwe, sondern Baal! Jerusalem soll vergessen gehen - und auch der dort verehrte Gott Davids und Salomos. Demonstrativ weiht Ahab den Tempel mit dem Baal-Altar selbst ein, kniet huldigend vor Baal nieder und lässt auch ein Standbild der Göttin Aschera anfertigen.

Der neue Kult (der allerdings an die uralte Baal-Verehrung der von den Israeliten unterjochten Ureinwohner des Landes anknüpft) verheisst sichere Jobs im Machtzentrum. Um die Priester, die Isebel aus Tyrus kommen lässt, scharen sich bald ambitionierte Einheimische. Dass damit andere Werte in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einfliessen, nimmt das Volk hin. Baal hat Konjunktur. Und es geht aufwärts.

Spielverderber

Da wandert vom entlegenen Osten des Landes, von jenseits des Jordan, ein Mann in die Stadt, dem dies alles nicht in den Kram passt. Aus dem Dorf Tischbe ist Elia nach Samaria zum Palast gekommen. Ahab ist ein umgänglicher Herrscher, er lässt den Unbekannten sprechen. Bei Elias Ankündigung verschlägt es ihm die Sprache: „So wahr Jahwe, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: In diesen Jahren wird kein Tau fallen und kein Regen - es sei denn auf meinen Befehl!"

In Windeseile verbreitet sich das ungeheuerliche Wort im Palast. Wie kann Elia es wagen, im Namen Jahwes derart zu drohen?! Jahwe hat ja immer noch seine Tempel in Dan und Bethel. Warum sollte er dem Land zürnen und ihm den Regen vorenthalten? Für Regen ist doch - jedenfalls nach kanaanitisch-phönizischer Meinung - der Sturmgott Baal zuständig!

Der Mann selbst ist schon weg. Isebel und Ahab lassen vergeblich nach ihm fahnden. „Vergessen wir den Spinner, geniessen wir das schöne Wetter", sagt sie zu Ahab.

Doch die wolkenlosen Woche folgen sich, und es wird klar: Elias Wort - trifft ein. Der Regen bleibt aus, kein Tropfen vom Himmel, kein Tau. Ist Elia tatsächlich ein Prophet des höchsten Gottes? Die Regenzeit fällt aus, ein Jahr, ein zweites Jahr. Auf den Feldern wächst nichts mehr. Die Konjunktur ist dahin. Was nun, Ahab?

Der Bericht von Elia und Ahab findet sich in der Bibel, 1. Könige, Kapitel 16-17.

Fortsetzung folgt.


Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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