Mehr als ein Name
Warum Christen «Christen» heissen
Dass die Nachfolger von Jesus Christus heute weltweit als Christen bezeichnet werden, klingt zwar logisch, war aber keine geplante Namensgebung. Es hat sich einfach so entwickelt, weil sie Brücken zwischen Menschen schlugen.
Wer sich heute als «Christ» bezeichnet, identifiziert sich auf der einen Seite mit Christus als Religionsstifter, auf der anderen Seite trägt er auch den Ballast aus Jahrhunderten Kirchengeschichte mit sich herum und steht damit unter dem häufig gehörten Vorwurf, für die Kreuzzüge mitverantwortlich zu sein. Spannenderweise gab Jesus selbst seinen Anhängern keinen Namen. Meist werden sie im Neuen Testament als «Jünger» bezeichnet, also als Schüler ihres Rabbiners, in den Briefen später hauptsächlich als «Heilige», was aber eher ihr Gott geweihtes Leben meinte als den Ehrentitel der katholischen Kirche.
Es begann in Antiochia
Gerade entstanden erste Gemeinden ausserhalb von Israel, da holte Barnabas Paulus in die Gemeindeleitung nach Antiochia, und dort «in Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt» siehe Apostelgeschichte, Kapitel 11, Vers 26. Die Gesellschaft bezeichnete sie so, nicht sie selbst. Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass dies ausgerechnet in Antiochia geschah, denn dies war die drittgrösste Stadt der damaligen Welt und so etwas wie ein «Abbild der übrigen Welt im Kleinen». Innerhalb ihrer Stadtmauern lebten viele Volksgruppen und Anhänger unterschiedlicher Religionen, aber alle wurden sorgsam voneinander getrennt – oft sogar durch Mauern.
Nun kamen Anhänger einer neuen jüdischen Sekte in die Stadt, doch diese verzogen sich nicht leise in ihre Ecke der Stadt, sondern erreichten Bewohner aus allen Bevölkerungsgruppen mit dem Evangelium, ob es nun Juden waren oder Andersgläubige. Damit rissen sie die trennenden Mauern auf eine Art und Weise ein, wie es in der Grossstadt noch nie geschehen war. Sie veränderten die Gesellschaft, und deshalb brauchte diese Gesellschaft einen neuen Begriff, um sie zu beschreiben. Vielleicht war «Christen» zunächst abwertend gemeint, doch der Titel passte und setzte sich in der nachbiblischen Zeit durch.
Ein Name setzt sich durch
Neben dem bereits erwähnten Vorkommen in der Bibel gibt es dort nur noch zwei weitere Erwähnungen von «Christen». In Apostelgeschichte, Kapitel 26, Vers 28 sagte König Agrippa zu Paulus: «Es fehlt nicht viel, so wirst du mich noch überreden und einen Christen aus mir machen.» Auch diesem Römer war klargeworden, dass der Glaube, von dem Paulus erzählte, ein anderer war als der jüdische, von dem er schon einiges gehört hatte. Und er erschien ihm sogar attraktiv.
In 1. Petrus, Kapitel 4, Vers 16 ging es Petrus um Leid, das die Nachfolger von Jesus erfuhren. Er unterstrich, dass man nicht wegen eigenen Fehlverhaltens Probleme bekommen sollte, «wenn er aber als Christ leidet, so soll er sich nicht schämen, sondern er soll Gott verherrlichen in dieser Sache!» Für all diese Dinge stand der christliche Glaube von Anfang an: Gesellschaftsveränderung, attraktive Aussichten und Leidensbereitschaft – aber nicht für ein Nischendasein, das auch ohne eigenen Namen möglich war.
Radikal inklusiv
Das Evangelium brachte Einheit, wo Spaltung herrschte, Heilung in der Zerrissenheit. Auch die ersten Christen taten sich nicht leicht damit, dass Frauen gleichwertig mit Männern sein sollten, Sklaven auf Augenhöhe mit Freien und ehemalige Heiden nicht schlechter als Juden. Doch überall, wo sie dies durchbuchstabierten, hat Christus selbst aus diesen unüberbrückbaren Gegensätzen «eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen» (Epheser, Kapitel 2, Vers 14). Überall, wo Christen radikal inklusiv wurden, sich dem Trennenden in der Welt widersetzten und Menschen untereinander und mit Gott in Verbindung brachten, traten sie heraus aus der Unsichtbarkeit und wurden als «Christen» wahrgenommen. In Antiochia nannte man sie so, weil Gottes Friede hier spürbar Mauern überbrückte.
Ob «Christ» heute nach Kreuzzug klingt oder nach gewinnender Liebe, liegt daran, wie wir den Begriff füllen und uns von dem unterscheiden, was um uns herum üblich ist. So werden und bleiben Christen erkennbar: «An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid» (Johannes, Kapitel 13, Vers 35).
Hat Sie dieser Artikel angesprochen? Als Spendenwerk bekommt auch Livenet die weltweite Krise zu spüren. Gerade deshalb ist es nötig, dass wir Hoffnung verbreiten. Danke, dass Sie durch Ihre Spende mit uns einen Unterschied machen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Zum Thema:
Dossier: Faktencheck Christentum
Meinte Jesus das ernst?: Das Christentum... ein exklusiver Klub
Weltreligionen: Der Erfolg des Christentums
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet
Livenet Aktuell
TOP-THEMEN
Adressen
- Home
- News
- Agenda
- Themen
- Gesellschaft
- Glaube
- Kirche & Co.
- Christliches Gemeindeleben
- Alpha-Kurs
- Erweckung/Erneuerung
- Evangelisation
- Frauen
- Gebet
- Gemeindeaufbau
- Gemeindegründung
- Jugendkultur
- Jüngerschaft
- Kinder- und Jugendarbeit
- Kleingruppen
- Lehre
- Leiterschaft
- Mitarbeit, Gaben
- Musik & Lobpreis
- Männerarbeit
- Prophetie
- Seelsorge/Christliche Psychologie
- Senioren/55Plus
- Theologie und Gemeinde
- Verkündigung/Homiletik
- Interkulturelles/Mission
- Kirchen, Gemeinden, Werke
- Christliches Gemeindeleben
- Leben
- People
- Wissen
- Video
- Anzeigen
- Adressen
- Community
- Lebenshilfe
- Service
- Arbeitsbereiche