Mehr als Wohlstand

Was Schweizer glücklich macht

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Glücklich ist, wer mehr Zeit mit der Familie verbringt.
Eine «Politik des Glücks» wäre zu viel verlangt. Doch das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) sorgt sich ums Glück der Menschen in der Schweiz. Wir fragen: Hat es auch die Absicht, die Rahmenbedingungen für Familien zu verbessern?

Das BSV hat im neuesten Bulletin «Soziale Sicherheit» einen Schwerpunkt über Glücksforschung publiziert. Die Autoren stellen sich darin die Frage, was Menschen glücklich macht und was der Sozialstaat dazu beitragen kann. «Das Wissen um ein künftiges Glück reicht manchmal schon aus, um den Alltag erträglich zu machen, einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden oder neue Perspektiven zu eröffnen», schreibt BSV-Direktor Yves Rossier im Editorial.

Wohlstand und Stabilität

Bekannt ist, dass materieller Wohlstand zwar zum Glück beiträgt, dass das Glück aber nicht zunimmt, indem Menschen ihr Einkommen und Vermögen ständig steigern. Die reichen Nationen wie die Schweiz schneiden bei Umfragen über Glück und Zufriedenheit nicht so gut ab wie erwartet.
 
Es gehört mehr dazu als materieller Überfluss, wie der Ökonom und Glücksforscher Bruno S. Frey von der Universität Zürich feststellt. «In vielen Ländern kann ein erstaunliches Phänomen beobachtet werden: Obwohl das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen ist, blieb das durchschnittliche Glücksniveau konstant oder sogar rückläufig.» Klar ist jedoch: Wer in einem armen Land lebt, ist unglücklicher. Glück könne auch nicht nur auf den materiellen Wohlstand zurückgeführt werden, schreibt Frey. Entscheidend seien auch stabile Verhältnisse im Land.

Eine Politik des Glücks?

Von einer «Politik des Glücks» in der Schweiz wollen die Verfasser der Studie nichts wissen. Vor allem weil es schwierig sei, Glück zu messen. Sie fragen aber nach Glücksindikatoren, um die Sozialpolitik des Landes zu fokussieren. Obwohl diese schwer zu erfassen seien, sei die Glücksforschung für die Sozialpolitik wichtig, meinen Gisela Hochuli und Olivier Brunner-Patthey. Etwa für den Arbeitsmarkt: Autonomie, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, das Einbringen von eigenen Ideen und das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit stimmten erwerbstätige Personen glücklich. Deshalb erstaune es nicht, dass selbstständig Erwerbende tendenziell glücklicher seien als Angestellte, obwohl sie oft weniger verdienen und mehr arbeiten.  
 
Die Autoren halten fest:

  •    Glücklich ist, wer mehr Zeit mit der Familie verbringt.
  •    Glücklich ist, wer sich in einer gesicherten finanziellen Situation befindet.
  •    Glücklich ist, wer eine Arbeit hat.

Nicht nur mit Geld helfen

Die Sozialpolitik sollte nach Überzeugung der Studie das Wohlbefinden der Bevölkerung unterstützen. «Denn glückliche Menschen sind weniger krank, bekommen leichter eine Arbeit und fallen somit den Sozialversicherungen finanziell weniger zur Last.»

Die Sozialversicherungen sind in den letzten Jahrzehnten weiter ausgebaut und Pensionierte und Invalide besser gestellt worden. Und doch, so die BSV-Autoren, ist die schweizerische Bevölkerung heute nicht grundsätzlich glücklicher. Sie folgern, dass die Sozialversicherungen namentlich die Bedürfnisse der Schwächsten einbeziehen müssen. Zudem könnte der Staat, ohne Geld einzusetzen, Kontakte mit der Familie und Freunden und Beziehungen zwischen Jung und Alt vermehrt fördern.

Zweite Schlussfolgerung: Verantwortung übernehmen

Allerdings muss «jeder Einzelne zunächst selbst Verantwortung für seine Lebenszufriedenheit übernehmen». Zitiert wird der indische Wissenschaftler Amartya Sen, der das Glück des Menschen in der Verwirklichung seines Potenzials sieht. «Sich selbst besser zu kennen, zu wissen, was wirklich glücklich macht und die eigenen Stärken dafür einzusetzen, kann helfen, ein glücklicheres Leben zu führen.»

Kommentar:

Im Bulletin fehlen die Wegweiser zum Glück, welche Jesus von Nazareth aufgestellt hat. Glücklich ist für ihn zum Beispiel, wer sich für andere einsetzt und ihnen dient. Jesus legte mit dem Einsatz seines eigenen Lebens das Fundament für die christliche Kultur, auf deren Boden die westlichen Sozialstaaten mit dem Solidaritätsprinzip gewachsen sind.
 

Bücher zum Thema:
Kerstin Hack: Glück – Impulse für ein reiches Leben
Rüdiger Jope: Kleine Glücklichmacher

Datum: 16.12.2011
Quelle: Livenet/ SSF

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