Pfingstkirchen

Wachstum und tiefgehender Wandel

Von einer Randerscheinung der religiösen Szene sind die Pfingstgemeinden in hundert Jahren zu einem der grossen Ströme im Christentum angewachsen. In den USA, wo die Pfingstbewegung entstand, gehen Gemeinden vermehrt auf die Armen und Bedürftigen zu.

Der Religionsstatistiker David Barrett schätzt den Anteil der Pfingstler an der Christenheit auf einen Viertel (600 Millionen Menschen). Die Pfingstkirchen wachsen auf der ganzen Welt (auch in der Schweiz). In vielen Ländern wandeln sie sich auch tiefgehend. Der Theologieprofessor Robert C. Crosby, der in Lakeland in Florida lehrt, nimmt in den USA drei Trends wahr: Ein breiteres sozialdiakonisches Engagement, ein stärkeres Interesse an Endzeitfragen und eine geringere Beachtung des Zungenredens im Gottesdienst.

Mehr soziales Engagement

Für Crosby ist vor allem bedeutsam, dass sich Pfingstler auch in Nordamerika für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Jack Hayford, einer der bekanntesten Pfingstpastoren, nimmt dies vor allem bei den Pfingstlern unter 30 wahr. Allerdings habe schon die Erweckungspredigerin Aimee Semple McPherson in der grossen Depression beeindruckende Dienste aufgebaut. Doch hätten sich viele Pfingstchristen gescheut von sozialem Engagement zu reden. In den vergangenen Jahrzehnten haben die Pfingstler in anderen Erdteilen die Amerikaner überholt. Im globalen Süden gehört Bildung für die Armen ebenso zum Gemeindeaufbau wie die Förderung kleiner Bauernbetriebe.

Im Buch «Global Pentecostalism: The New Face of Christian Social Engagement» haben Donald E. Miller und Tetsunao Yamamori vorgerechnet, dass seit 1980 Pfingstler und Charismatiker weltweit über 2,3 Milliarden Dollar und 250 Millionen Menschen in über 100 Ländern eingesetzt haben. Crosby verweist zudem auf Sozialwerke wie das von David Wilkerson 1958 gegründete Teen Challenge. Heute hat es in 82 Ländern etwa 25‘000 Betten für Notleidende und Süchtige.

Das Mitgefühl von Jesus

George O. Wood, Leiter der bekanntesten US-Pfingstkirche, der «Assemblies of God» (AG), verweist darauf, dass 2009 das tätige Erbarmen (compassion) von Jesus zu den bisherigen drei Grundlagen der Kirche zugefügt wurde: Jesus kam, um Gott zu verherrlichen, die Verlorenen zu retten und Jünger zu machen – aber auch um Menschen in Not zu helfen. Die AG können in 80 Ländern allein mit Barmherzigkeitsdiensten aktiv sein. Laut Wood gibt es auch in den USA viel zu tun – und mehr wird getan: Nahrungsmittelverteilung, Betreuung von Kindern von Häftlingen, Hilfe für alleinerziehende Mütter…

Zur Hoffnung Anlass gibt, dass charismatische und Pfingstgemeinden inmitten von sozialen Spannungen, Korruption und Gewalt entstehen und wachsen. Pfingstler verbinden das Ringen um die innere Erneuerung von Menschen mit dem Kampf für mehr soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit gerade dort, wo sie schmerzlich vermisst wird.

In der Schweiz sind die Pfingstkirchen dem «Verband evangelischer Freikirchen und Gemeinden» (VFG) angeschlossen. Präsident des VFG ist Max Schläpfer, der selbst in leitender Position in der Pfingstkirche tätig ist.

Webseite:
Informationen zur Pfingstbewegung in der Schweiz
Pfingstkirchen in der Schweiz

Datum: 04.08.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Christianity Today

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