Auf religiös geprägte Namen verzichten
EU: «Weihnachten» politisch nicht korrekt?
«EU kippt 'Weihnachten' und 'Maria und Johannes' aus dem Vokabular», titelte das Newsportal «20minuten» am 30. November. Dutzende Zeitungen nahmen das Thema auf. Was steckt hinter dem Hype?
«Im Streben nach Political Correctness hat die Europäische Union (EU) heiliges Terrain betreten», schreibt «20minuten». «Der Begriff 'Weihnachten' soll den EU-Kommissionsmitgliedern nicht mehr über die Lippen kommen.» Stein des Anstosses: ein interner Leitfaden für eine «integrative Kommunikation» mit dem Titel «Union of Equality», der nicht nur den Umgang mit Geschlechtern regelt, sondern auch davon abrät, christliche Ausdrücke und Namen wie «Weihnacht» oder «Maria und Josef» zu verwenden.
Statt «Die Weihnachtszeit kann stressig sein» wird empfohlen «Die Ferienzeit kann stressig sein» – eine Wortwahl, die in den USA übrigens schon länger bekannt ist. Auch christliche Vornamen sollen möglichst vermieden werden: «Wählen Sie keine Namen, die für eine Religion typisch sind», empfiehlt der Leitfaden – denn man könne nicht annehmen, dass alle Menschen Christinnen und Christen seien. So lautet die Alternative für den Satz «Maria und Johannes sind ein internationales Paar»: «Malika und Julio sind ein internationales Paar» (wobei rätselhaft bleibt, wieso Maria und Johannes erstens ein Paar und zweitens besonders international sind).
Harsche Reaktionen in Italien
Vorwiegend rechte Politiker aus Italien sehen in den EU-Leitlinien ein Verbot dieser Ausdrücke und sehen ihre Kultur und Religion bedroht. Giorgia Meloni, Vorsitzende der Partei Fratelli d'Italia, kommentierte auf Twitter: «Jetzt reichts: Unsere Geschichte und unsere Identität zerstört man nicht.»
Der katholische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin warf der EU-Kommission vor, «alles zu vereinheitlichen und nicht einmal die berechtigten Unterschiede zu respektieren». Das Anliegen, Diskriminierung zu beseitigen, sei berechtigt, aber der von der EU eingeschlagene Weg sei nicht der richtige. Die Tendenz gehe zu einer «alles umfassenden Vereinheitlichung» und zum «Verdrängen dessen, was Realität ist».
Gegenüber der italienischen Agentur ANSA wies ein Sprecher der EU-Kommission die Kritik zurück: «Wir verbieten oder raten nicht von der Verwendung des Wortes Weihnachten ab, das ist klar. Das Feiern von Weihnachten und die Verwendung von christlichen Namen und Symbolen sind Teil des reichen europäischen Erbes.» Beim Leitfaden handle es sich um ein internes Dokument auf technischer Ebene mit dem Ziel, das Bewusstsein für «inklusive Kommunikation» zu stärken.
Leitfaden zurückgezogen
Die EU-Kommissarin für Gleichstellung, Helena Dalli, hat den Leitfaden mittlerweile zurückgezogen. Es sei kein ausgereiftes Dokument und entspreche nicht den Qualitätsstandards der Kommission, so die Kommissarin. Dennoch soll an den Leitlinien weitergearbeitet werden.
Die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) begrüsste daraufhin die Rücknahme der Leitlinien. Natürlich habe die Europäische Kommission das Recht, ihre schriftliche und mündliche Kommunikation zu gestalten, auch seien Gleichheit und Nichtdiskriminierung wichtig; dennoch könne die Bischofskonferenz sich des Eindrucks nicht erwehren, dass einige Passagen des Entwurfsdokuments von einer «antireligiösen Voreingenommenheit» geprägt seien.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / 20 Minuten / katholisch.de
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