Facebook und Co.

Umsturz durch neue Medien

Mit den «Social Media» wie Facebook verändert sich die Kommunikation rasant. Das Fernsehen und noch mehr die Zeitung verlieren an Bedeutung. Der deutsche Medienwissenschaftler Wolfgang Stock sieht das Ende der überregionalen Tageszeitung kommen.

Stock referierte am Medientag der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) am 21. Mai 2011 in Winterthur. Der Sturz des deutschen Ministers zu Guttenberg, die Vernetzung junger Tunesier und Ägypter zum Protest wie die ungefilterten Infos von der Tsunami-Katastrophe in Japan belegen, dass die Social Media «die Politik verändern». Wolfgang Stock, Professor an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), illustrierte die Existenzkrise der überregionalen Presse mit der Abkehr von Grossfirmen. Adidas ziehe günstige Online-Werbung vor und zahle für Youtube-Videos und die Facebook-Präsenz statt für Inserate. In Deutschland lese noch jeder dritte 25-Jährige eine Zeitung, bemerkte Stock, und in Grossbritannien sei bereits die Hälfte der Bevölkerung auf Facebook. Dieses lasse auch E-Mail in den Hintergrund treten.

Infos von Freunden

In der Informationsflut bekommt, was «Freunde» auf der Plattform empfehlen, Gewicht; damit verändert sich der Blick auf die Welt. «Wir suchen nicht mehr nach News», sagte Verena Birchler von ERF Medien, die durch die Veranstaltung führte, «sie kommen zu uns über Social Media». Auch dem Buch droht das Aus: Der Online-Buchhändler Amazon gibt an, in den USA inzwischen mehr Geld mit E-Books (auf Lesegerät Kindle heruntergeladen) als mit gedruckten Büchern zu verdienen. Immer mehr Jugendliche leben als «digital natives» ohne Bücher.

Wikipedia als globales Nachschlagewerk

Der Herausforderung von Facebook, Twitter oder Youtube haben sich auch christliche Gemeinden und Organisationen zu stellen. Wolfgang Stock unterstrich die Bedeutung und die Chancen der Mitarbeit im weltweit genutzten Online-Lexikon Wikipedia: «Alle informieren sich in Wikipedia.» Wikipedia habe «immer Recht», da sich auch Politiker, Manager und Journalisten darauf stützten. Bei Artikeln zum christlichen Glauben sollten Christen ihr Wissen einbringen, sagte Stock, der an der Aufklärungs-Webseite beteiligt ist. Über Ostern vervielfachten sich die Klicks auf den deutschen Wikipedia-Artikel zum Fest auf 40‘000.

Online Anteil nehmen

Der Kommunikationsberater Markus Baumgartner von CNM bestätigte die Analyse Stocks mit Zahlen aus der Schweiz. Facebook sei für Junge an die Stelle der Tageszeitung getreten. Der Web-Unternehmer Daniel Bachmann empfahl Kirchen und christlichen Organisationen einen mutigen und überlegten Einstieg in Social Media. In vielen Firmen und Organisationen werde die Bedeutung der neuen Kommunikationsarten noch unterschätzt. «Menschen sind da abzuholen, wo sie sind: im Netz», betonte Baumgartner und wertete die Social Media als Chance, persönlich am Ergehen anderer Anteil zu nehmen und sich authentisch mitzuteilen. Der Medientag in Winterthur wurde von der Arbeitsgemeinschaft Medien der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) zusammen mit ERF Medien durchgeführt.

Datum: 24.05.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / SEA

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