Flüchtlinge in Griechenland
Bei den Taliban sahen sie nur Gewalt und Mord
In Athen helfen Christen Flüchtlingen aus Afghanistan und Iran durch Unterkunft und weiteren Beistand. Die Ankommenden sind von der erbrachten Liebe überwältigt. Viele von ihnen wollen mehr über den Hintergrund jener wissen, die ihnen dienen. Livenet besuchte die Unterkunft und sprach mit der Leiterin.
Fawzia (Name geändert), was tun Sie genau?
Fawzia: Wir arbeiten unter Farsi-sprachigen Flüchtlingen. Der Hintergrund der meisten ist iranisch, afghanisch und manchmal kurdisch und syrisch. Weil wir selbst Iraner sind und Farsi sprechen, kommen auch die meisten Flüchtlinge, denen wir helfen können, aus diesem Raum. Sie verlassen ihr Land wegen der Probleme, die sie da haben, reisen durch den Iran und die Türkei. Von Griechenland aus wollen sie dann in ein Land kommen, in dem sie es besser haben. Mein Mann begann die Arbeit vor fünf oder sechs Jahren. Begonnen haben wir damit in Italien.
Dann kamen wir nach Griechenland. Wir konnten diese Häuser hier mieten. Wir sorgen für Nahrung, helfen mit Unterkünften und nutzen die Möglichkeit auch, um über Jesus zu reden. Viele sind offen. Nur wenige wollen nichts hören. Oft sind diese Gespräche unter vier Augen, weil sie Angst vor ihren Landsleuten haben.
Wie sieht Ihr Alltag aus?
Vor ein paar Wochen waren eine Mutter und ihre Tochter da und liessen
sich taufen. Vor wenigen Tagen besuchten uns drei Männer aus
Afghanistan. Sie waren sehr offen, als sie unsere Liebe ihnen gegenüber
sahen. Wenn sie merken, dass viele ihrer Landsleute den gleichen Schritt
zu Jesus machen,
fühlen sie sich sicher, es berührt ihr Herzen.
Was die Helfer betrifft, haben wir auch Gruppen aus der Schweiz, Finnland, Italien und Deutschland da. Sie putzen die Toiletten und die Räume. Das berührt die Herzen der Flüchtlinge, weil diese Menschen ihnen helfen, statt dass sie in den Ferien am Strand liegen. Sie sehen, dass es ein besseres Leben gibt, wenn sich ihr Herz ändert. Wenn sie weiterziehen, können wir ihnen eine Gemeinde vermitteln. Wir besuchen die Menschen auch in den Lagern.
Gibt es hier viele Menschen aus dem Iran und Afghanistan?
Pro Monat kommen etwa 5'000 Flüchtlinge nach Griechenland (Anm. d. Red.: Situation im Frühsommer 2015). Wir helfen, doch das genügt nicht. Es sind so viele. Wenn unsere Leute unterwegs sind, sehen wir die Ankömmlinge auf den Strassen und in den Parks. Sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen und was zu tun ist. Wir haben zwar keine Ärzte, können ihnen aber welche vermitteln, die sie kostenlos untersuchen.
Was haben die Menschen erlebt, die zu Ihnen kommen?
Sie reisen über die Türkei ein. Wenn sie ankommen, werden sie meist von der Polizei aufgegriffen. Dann werden sie in ein Camp gebracht.
Wir hatten einen Kurden zu Gast, der in einem Park lebte. Er kam mit seinen beiden Söhnen. Er war Muslim. Als er sah, wie wir uns um die Flüchtlinge kümmern, hat ihn das bewegt. Er sagte, er habe noch niemanden gesehen, der ernsthaft wirklich helfen wollte, ohne etwas dafür zu bekommen. Kurz bevor er in den Irak zurückkehrte, wurde er Christ. Er sagte, er wolle in seinem eigenen Land getauft werden.
Gibt es viele solcher Geschichten?
Ja, zum Beispiel verliess eine Frau ihr Land, weil man sie wegen einer Beziehung in ihrer Heimat gemäss dem islamischen Gesetzt töten wollte. Jede Nacht litt sie unter Albträumen. Sie sagte: «Meine Religion bietet mir den Tod. Was bietet deine Religion?» Ich erzählte ihr von Jesus, dass er all unsere Sünde ans Kreuz trug und wir dadurch Vergebung der Sünde erhalten und zu Gott Zugang haben. Innerhalb von zwei Wochen las sie die Bibel durch. Sie hatte drei Kinder mit sich. Sie war so erfreut darüber, man sah den Unterschied. Vorher hatte sie unter der Dunkelheit und Depressionen gelitten. Innerhalb weniger Tagen sah man sie lächeln und sie konnte damit nicht mehr aufhören. Sie ging einen weiten Weg, um zu uns zu kommen. Dann wurde sie getauft. Auch der zehnjährige Sohn wollte sein Leben Jesus geben. Ich fragte ihn, ob er versteht, was das bedeutet. Ich erklärte ihm, dass ich selbst 10 Jahre alt war, als ich diesen Schritt tat und verstanden hatte, was er bedeutet. Er war wie ein Erwachsener. Er verstand ebenfalls alles.
Eine andere Frau war von den Taliban, ihr Mann war Taliban gewesen. Er starb, als sie ein Kind erwartete. Sie kam hierher und war in finanzieller Not. Wir haben ein Programm, mit dem wir Leuten beibringen, wie sie etwas produzieren und verkaufen können, beispielsweise Taschen nähen. Dann bemerkte sie, dass wir einen tiefen Frieden in uns tragen und sie erklärte, dass sie diesen Frieden auch haben möchte. Ich spreche jeweils nicht von mir aus, sondern beantworte Fragen, wenn jemand das wünscht. Sie sagte, dass sie in ihrem ganzen Leben nie Frieden gesehen hatte. Sie hatte nur Krieg, Vergewaltigungen und Mord gesehen. An diesem Tag gab sie ihr Leben Christus. Gott tut viele Sachen.
In Afghanistan gibt es wenig Christen, hier aber finden wir viele...
Es ist eine Reise aus dem schlechten Leben, das sie hatten, an einen Ort, an dem sie leben können, wo es ein normales Leben gibt – sie wollen einfach leben. Gott beantwortet Gebete. Viele Christen haben jahrelang für Afghanistan gebetet. Und nun beantwortet Gott diese Gebete.
Auf dieser Reise brauchen die Flüchtenden viele Dinge, Kleider, Schuhe, und Dinge, an die man gar nicht denkt. Gott ändert auch ihre Herzen, die Wut, den Hass, die Ängste. Wie bei dieser Frau, die einen bösen Geist in sich hatte. Zwei oder drei Mal hatten wir es mit Dämonen zu tun. Manche Menschen hatten es wirklich schwierig. Doch Gott kümmert sich um sie; physisch und geistlich ändert er ihre Herzen.
Wie können die Menschen im Westen euch helfen?
Wir sind sehr wenige und haben lange dafür gebetet, dass Gott mehr Helfer schickt. Durch Spenden und Essen kann man helfen, es gibt auch Gebetsgruppen in Gemeinden. Man könnte noch viel mehr tun, doch wenn man nur wenige Mitwirkende zählt, kann man nicht so viel tun, wie man möchte.
Sie tun diese Arbeit nun seit sechs Jahren. Gibt es Menschen, die durch eure Arbeit zu Christus gekommen sind und nun bei euch mitwirken?
Ja, aber nicht hier in Athen, denn wenn sie weiterziehen, können sie nicht mehr hierher zurückreisen, sondern müssen auf ihre Papiere warten. Aber sie helfen anderen dort, wo wir ebenfalls Zentren haben: in Mailand, Rom, Turin und im Süden Italiens.
Sie sehen eine wachsende afghanische Gemeinde?
Ich sehe viele Afghanen zum Herrn kommen. Sogar ein Taliban-Kämpfer, der Christ wurde. Auch durch die Fernseh-Programme die ins Land hinein ausgestrahlt werden, kommen Menschen zum Glauben. Hier haben wir keine afghanische Gemeinde, aber in anderen Ländern gibt es welche.
Doch unsere Arbeit ist nicht der Gemeindebau, weil die Menschen nicht hier bleiben können. Sie kommen und gehen. Deshalb geben wir hier einfach das Evangelium weiter. Man weiss nicht, ob eine Person morgen stirbt. Deshalb muss man die Möglichkeit nutzen, heute die Liebe Jesu weiterzugeben.
Vor wenigen Tagen habe ich mit einem Gläubigen gesprochen und als er unsere einfache Arbeit sah und wie dies das Leben ändert, da meinte er, dass man überlegen müsse, wie es weitergeht. Er sagte, dass er noch ein paar Lebensjahre hat und sich engagieren will.
Da kam mir Jesus in den Sinn, der zur Nachfolge aufruft. Wenn das Herz von jemandem berührt ist, dann sollte man reagieren. Nicht jeder muss sein Zuhause verlassen, wie wir es getan haben. Doch wir haben die Verantwortung, uns einzusetzen. Ich wünsche mir, dass mehr Gläubige zu arbeiten beginnen. Es gibt so viel zu tun. Wir glauben, dass die Wiederkunft Jesu sehr nahe bevorsteht. Deshalb sieht man so viele Wunder. Tausende Menschen kommen zu Jesus. Sein Kommen ist nahe. Ich wünsche mir, dass sich deshalb mehr Christen einsetzen.
Zu den Trägern dieser Arbeit in Griechenland gehört AVC.
Zum Thema:
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet
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