Nach 1000 Jahren in Freiburg
Türken wollen Nikolaus zurück
Die gute Nachricht vorneweg: Den St. Nikolaus gab es wirklich. Er ist nicht ein fetter Rentierreiter aus dem Norden. Sondern ein christlicher Bischof aus der heutigen Türkei. Seit rund tausend Jahren weilen seine Gebeine nun in Freiburg, in der Schweiz. Jetzt wollen ihn die Türken zurück.
Soviel steht fest: Nikolaus ist kein Glühweintrinker aus dem Norden. Er stammt aus dem nahen Südosten, aus der heutigen Türkei. Eher hat er sich also von Kebab ernährt. Wobei das ebenfalls eher unwahrscheinlich ist. Denn damals gehörte die Gegend zum Byzantinischen Reich. Nikolaus lebte und wirkte in Lykien, das inzwischen Demre heisst und etwa hundert Kilometer südwestlich der heutigen Millionenstadt Antalya liegt.Viele Legenden ranken sich um ihn, etliche Wundertaten werden ihm zugeschrieben. Als gesichert gilt, dass er reich war und das ererbte Vermögen alsbald den Armen spendete. Auch soll er während der Christenverfolgung im Jahr 310 gefangen genommen und gefoltert worden sein.
Nikolaus zurück ans Schwarze Meer?
Jetzt ist ein Zwist entstanden. Der türkische Archäologie-Professor Nevzat Çevik fordert die Gebeine ins Herkunftsland zurück. Er doziert an der Akdeniz-Universität in Antalya, also nahe am Wirkungsort des Nikolaus.
Im schweizerischen Freiburg reagiert man natürlich empört auf das Begehren. In der zweisprachigen Stadt ist die Kathedrale St. Nikolaus ein prägendes Bild des historischen, mittelalterlichen Kerns der Stadt Freiburg. In den altehrwürdigen Gemäuern finden sich überlieferte Kostbarkeiten. Darunter auch eine silberne Arm-Reliquie des Nikolaus, die nun von Anatolien gefordert wird.
Nikolaus für Muslime wichtig
Jährlich wird Nikolaus am 6. Dezember gedacht, wobei er nichts mit dem mittlerweile populären Weihnachtsmann zu tun hat. Nikolaus soll an einem 6. Dezember verstorben sein. Sein Sarkophag steht noch heute in Demre, der längst zum Pilgerort geworden ist.Laut der evangelischen Nachrichtenagentur «epd» betont Professor Çevik: «Der heilige Nikolaus ist auch für die muslimische Welt wichtig. Er hat versucht, das Christentum zu verbreiten, das auch eine Religion Gottes war.» Er wolle, dass die Nikolaus-Gebeine in dem leeren Grab in der Türkei ruhen und hofft, dass die türkische Regierung den Wunsch bekräftigt.
Der Weg nach Freiburg
Christliche Seeleute entwendeten die Reliquien im Jahr 1087 aus der Kirche in Myra. Sie gelangten ins süditalienische Bari. So sollten die Schätze vor den muslimischen Sarazenen geschützt werden.
Das katholische Freiburg ernannte im 12. Jahrhundert Nikolaus als Patron. Rund 200 Jahre später wurden einige der Gebeine nach Freiburg gebracht. Und dort sollen sie laut «epd» bleiben. Propst Claude Ducarroz wird zitiert: «Die Gebeine gehören der Kirche und dem Freiburger Volk, sie haben für uns eine enorme religiöse, historische und kulturelle Bedeutung.» Von einem Diebstahl vor fast 1000 Jahren wolle er nichts wissen: Die Reliquien hätten sich immer in christlichen Händen befunden.
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch / epd
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