Gigantisches Bibelmuseum

«Museum of the Bible» in Washington eröffnet

Am 17. November öffnete das «Museum of the Bible» in Washington seine Pforten bzw. sein Portal. Das grösste Bibelmuseum der Welt zeigt auf 40'000 Quadratmetern und acht Etagen Exponate und Multimediainstallationen rund um die Bibel.

Zoom
«Museum of the Bible» von aussen
Nach dreijähriger Bauzeit ist das hochmoderne Museum der Bibel nun für die Allgemeinheit zugänglich. Es entstand auf Initiative des Unternehmers und Milliardärs Steve Green («Hobby Lobby»). Teile der Ausstellungsstücke stammen aus der umfangreichen historischen Sammlung der Familie Green.

Gross, grösser, am grössten

Das Gebäude in der unmittelbaren Nähe des Kapitols in Washington wirkt von aussen wie ein überdimensionaler Tempel. Säulen fehlen dem monumentalen Zweckbau, doch das Gutenberg-Portal gleicht dies mehr als aus: Der Künstler Larry Kirkland gestaltete 12 Meter hohe Bronzetore mit einem Schriftrelief, das dem ersten Mosebuch der lateinischen Bibel entnommen ist. Drinnen begegnen sich auf 40'000 Quadratmetern (das ist mehr Fläche als die meisten Ikea-Filialen haben) kirchlich anmutende Illustrationen wie in der Sixtinischen Kapelle, prominent herausgestellte Artefakte und multimediale Installationen. Ein Bibelgarten auf dem Dach und ein Restaurant mit biblischen Menüs runden das Ganze ab. Mit den zahlreichen kleinen Bibelausstellungen im deutschen oder Schweizer Raum hat dies kaum etwas zu tun.

William Lazenby, der Forschungsleiter des neueröffneten Museums, erklärte laut Washington Times, dass er mit der gewaltigen Ausstellung «die Biografie der Bibel erzählen» wolle. Dies geschieht im Museum durch drei Schwerpunkte: die Geschichte der Bibel, das Darstellen von biblischen Geschichten und Inhalten und der historische Einfluss der Bibel (hauptsächlich auf die USA).

Die Masse an Exponaten reicht von Fragmenten der Qumranrollen, die in den Höhlen am Toten Meer gefunden wurden, bis zur Bibel von Elvis Presley. Dabei brachte die Sehnsucht nach spektakulären Ausstellungsstücken den Initiator des Museums, Steve Green (53), sogar vor Gericht. Laut idea wurde er im Juli wegen illegaler Einfuhr irakischer Antiquitäten zu einer Strafe von umgerechnet drei Millionen Euro verurteilt. Sie waren teilweise fürs Bibelmuseum bestimmt.

Wahrnehmung des Museums

Bei einem Projekt wie dem «Museum of the Bible» scheiden sich naturgemäss die Geister. Manche sind entsetzt über seine evangelikale Ausrichtung und das Fehlen von bibelkritischer Forschung. Angesichts der Ausmasse des Museums wirkt die Stellungnahme seiner Leiter, dafür sei kein Platz mehr gewesen, eher als Ausrede. Die Theologieprofessorin Candida Moss bemängelt: «Eigentlich ist es in Wirklichkeit kein Museum der Bibel, es ist ein Museum des amerikanischen Protestantismus. Das ganze Ziel dahinter ist es, dieses Land als christliches Land zu zeigen, das von christlichen Werten bestimmt wird.» Viele evangelikale Christen können mit dieser Kritik gut leben. Allzu oft haben sie den Eindruck, dass ihre Meinung bzw. ihr Glaube im öffentlichen Raum kaum vorkommt.

Auch wenn etliches an der Kritik berechtigt scheint, ist hier dennoch ein Museum entstanden, das seine Besucher auf zeitgemässe Art an die Bibel heranführt. Und im Schatten der Regierungsgebäude durchaus den Anspruch unterstreicht: Gott hat auch in der Politik ein Wörtchen mitzureden. In der Washington Times äusserte sich Museumsdirektor Cary Summers zu den verschiedenen Ansichten und Vorwürfen: «Wir sind nicht sektiererisch und wollen für jeden ein Ort zum Wohlfühlen sein. Glaube oder Unglaube spielt für uns keine Rolle. Treten Sie ein, geniessen Sie es und sagen Sie beim Gehen: 'Ich habe etwas über die Bibel gelernt, als ich hier war'.»

Der Eintritt ist übrigens frei. Schade nur, dass Washington so weit entfernt ist …

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Datum: 20.11.2017
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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