Einst «blutigstes Gefängnis»
Haftanstalt revolutioniert mit «eiserner Faust und grosser Liebe»
Das staatliche Gefängnis in Angola (Louisiana) war früher bekannt als das «blutigste Gefängnis der USA». Heute sind die Hälfte der 6'300 Insassen überzeugte Christen, und das Gefängnis ist nicht wiederzuerkennen. Verantwortlich für die Transformation: Gefängnisdirektor Burl Cain (73), der dieses Jahr – nach fast 21 Jahren Dienst in Angola – pensioniert wurde.
Ich habe diesen Mann gerade getötet
Cain wurde im Februar 1995 zum Direktor des «Louisiana State Penitentiary» ernannt. Nach ein paar Monaten nahm er an der ersten Vollstreckung eines Todesurteils teil. Thomas Ward war wegen Mordes an seiner Schwiegermutter verurteilt worden; Cain sah in ihm nicht viel mehr als einen Kriminellen, den die Gesellschaft jetzt zu Recht zum Tode bestimmt hatte. Der Gefängnisdirektor hatte vor, seine Pflicht zu tun und die tödliche Injektion zu verabreichen – nicht mehr und nicht weniger. «Ich machte mir keine Gedanken, was er in den letzten Stunden vor seinem Tod durchlebt haben muss. Ich besuchte ihn nicht zu seinem letzten Mahl, und ich redete mit ihm nicht über Jesus», erinnerte sich Cain.«Als die Spritze so weit war, war das Gesicht von Ward eine Maske der Angst. Die tödliche Flüssigkeit lief durch seine Adern, die Maschine machte 'pffffff', und dann war er tot. Plötzlich kam der Gedanke über mich: Ich habe diesen Mann gerade getötet. Ich habe ihm nichts über seine Seele gesagt, ich habe ihm keine Chance gegeben, mit Gott in Ordnung zu kommen. Was denkt Gott von mir? An diesem Abend entschied ich mich, nie wieder jemanden in den Tod zu schicken, ohne ihn mit Jesus bekannt zu machen.»
«Das System hat versagt»
Der nächste Todeskandidat war Feltus Taylor; er war bereits einmal im Gefängnis gewesen und auf Bewährung entlassen worden. Kurz darauf erschoss er bei einem Raubüberfall eine Verkäuferin und verletzte einen Verkäufer schwer. Taylor wurde zum Tode verurteilt. Bei seiner Hinrichtung war Keith Clark, sein Opfer, anwesend – gelähmt und im Rollstuhl. Direktor Cain stand neben dem Todeskandidaten und beugte sich zu ihm herab: «Ich hielt seine Hand und sagte ihm, er solle bereit sein, vor Jesus zu stehen. Er schaute mir in die Augen und sagte: 'Bitte sagen Sie Keith Clark, dass es mir sehr leid tut, was ich ihm angetan habe'. Ich nickte. Dann sagte ich ihm: 'Keith hat mir gesagt, dass er dir vergibt'. Er lächelte, schloss seine Augen und atmete noch zweimal. Dann hörte er auf zu atmen.»
An diesem Abend fuhr Cain heim, tief betroffen von dem Leid, dass er gesehen hatte. Eine Frau im Grab, ein Mann im Rollstuhl, zerstörte Familien. Alles, weil ein selbstsüchtiger Mann ein paar Dollar stehlen wollte. Unser Justizsystem hat versagt, dachte er. Er schwor sich, alles zu tun, was in seiner Kraft stand, um die Männer unter seiner Aufsicht zu verändern. «Ich merkte, dass Kriminelle sehr selbstsüchtige Menschen sind. Sie nehmen dein Geld und dein Eigentum für sich selbst. Sie schleichen herum, lügen, stehlen, töten und tun, was sie wollen. Ich kann ihnen Lesen und Schreiben beibringen und ihnen helfen, Fähigkeiten oder einen Beruf zu lernen; aber ohne moralische Erneuerung würde ich nur einen klügeren Kriminellen aus ihnen machen.» Cain wusste, dass das Leben im Gefängnis eine Brutstätte für neue Verbrechen war. «Ich wusste, dass wir mehr tun mussten.»
Veränderte Herzen – verändertes Gefängnis
Cain wusste, dass es nur einen Weg gab, die Gefängnisinsassen von innen heraus zu verändern. Es brauchte eine grundlegende Umkehr im Herzen der Männer, die verbittert und von der Gesellschaft abgeschoben in ihren Zellen sassen. Er begann daran zu arbeiten, das Gefängnis zu einem Ort der Hoffnung zu machen. Er lud das Theologische Seminar von New Orleans ein, einen vierjährigen College-Kurs für die Insassen anzubieten. Bald kamen andere christliche Kurse dazu und Hunderte von Männern durchliefen eine gründliche Ausbildung. Gefängnisinsassen kamen zum Glauben und veränderten sich. Bald konnte Cain anfangen, sie zu zweit in andere Gefängnisse als Missionare auszusenden – freiwillig und ohne, dass ihnen davon besondere Vorteile versprochen wurden.Cain erhöhte den Lohn der Gefängnisbeamten und richtete Rhetorik-Kurse für die Insassen ein, um ihnen Sicherheit im öffentlichen Reden zu geben; die Radiostation des Gefängnisses begann, christliche Botschaften und Musik zu senden. «Die Lebensqualität im Gefängnis stieg ganz gewaltig», sagte ein Beamter. Heute stehen acht Kirchen auf dem riesigen Gefängnisgrundstück, die meisten von den Insassen selbst gebaut. Es gibt tägliches Bibelstudium, Gottesdienste und ein jährliches «Revival».
«Hier ist Hoffnung lebendig»
Angola ist immer noch ein Gefängnis, und die Regeln sind streng. Aber Morde, Drogenkonsum und Angriffe auf die Wachen sind massiv zurückgegangen. Überall sind Insassen zu finden, die Christen geworden sind und die anderen beeinflussen. Sie treffen sich zum Gebet in den Höfen, in den Schlafsälen und an den Arbeitsplätzen. In Kirchen und Kapellen gibt es lebendige Gottesdienste mit christlicher Rockmusik und Chören, die von den Insassen gebildet werden. «Hier schaut keiner während dem Gottesdienst auf die Uhr; alles, was wir haben, ist Zeit», scherzte ein Gottesdienstbesucher. «Wir lieben Jesus und wie er uns von innen heraus verändert hat. Selbst wenn wir hier nicht mehr herauskommen, wissen wir, wohin wir gehen.»
«In diesem Gefängnis hat es eine moralische Erweckung gegeben wie noch nie», stellte ein erfahrener Gefängnisbeamter fest. «Die Insassen haben sich von negativ zu positiv verändert. Es gibt es hier etwas, für das es sich lohnt zu arbeiten. Direktor Cain nennt es nach aussen hin 'moralische Rehabilitation', aber die Wahrheit ist, dass Jesus an diesem Ort ist und dass Herzen verändert werden. Hier ist Hoffnung lebendig. Angola ist ein friedlicher und lebenswerter Ort geworden, an dem Insassen, die sich verändern und etwas aus sich machen wollen, die Chance dazu haben. Selbst wenn sie nie mehr lebendig hier herauskommen.»
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet
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