Verzicht auf Weihnachtsmotive
Führt Starbucks einen Krieg gegen das Christentum?
In den USA ist ein Streit entbrannt, weil die Kaffeehauskette Starbucks ihren Kaffee in diesem Jahr nur in schlichten roten Pappbechern ohne Weihnachts-Sujets verkauft. Das rief den Evangelisten Joshua Feuerstein auf den Plan. Für Reinhold Scharnowski ein typisches Beispiel dafür, wie schwer sich die Christen in Amerika mit dem Abschied vom Christentum als Leitkultur tun.
In einem Video, das sich rasend schnell über soziale Netzwerke verbreitete, warf er Starbucks vor, sie würde Weihnachten von ihren Bechern entfernen, weil sie Jesus hasse.Er regte an, Starbucks zu überlisten: Bei der Kette ist es üblich, dass die Mitarbeiter bei der Bestellung den Namen des Käufers auf den Becher schreiben. Feuerstein schlug vor, nun als Namen «Merry Christmas» (Frohe Weihnachten) anzugeben, um so die Mitarbeiter zu zwingen, dies auf den Becher zu schreiben. Feuersteins Video haben mittlerweile rund 14 Millionen Menschen gesehen, 500'000 haben es weiterempfohlen, und zahlreiche Medien berichteten darüber.
Der 34-Jährige bekommt laut einer Meinungsanalyse auf der Online-Plattform Twitter überwiegend positive Rückmeldungen. Kritiker hingegen weisen darauf hin, dass Starbucks in den vergangenen Jahren nie Wörter wie Weihnachten benutzt habe, sondern beispielsweise «Hoffnung» oder «Freude». Auch die Symbole seien winterlich, aber nicht weihnachtlich gewesen.
Feuerstein: Es geht nicht um den Becher
Feuerstein sagte gegenüber der Zeitung «Washington Post», dass es ihm nicht um die Becher gehe. Sie seien ein Beispiel für einen viel grösseren Krieg gegen Weihnachten und das Christentum. Im Namen der politischen Korrektheit würden, so Feuerstein gegenüber «today.com», Weihnachtskrippen abgebaut und Weihnachtsbäume in Einkaufszentren verboten: «Wir sagen als Verbraucher, dass diejenigen, die versuchen, Christus aus Weihnachten zu entfernen, mit heftiger Gegenwehr rechnen müssen.»
Laut dem Nachrichtensender CNN äusserte sich auch der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Springfield. Er werde bei Starbucks nichts mehr kaufen. Damit argumentiere er, so Trump, gegen seine eigenen Interessen. Denn in seinem «Trump Tower» in New York befinde sich als Mieter einer der erfolgreichsten Starbucks-Läden. Wenn er Präsident werde, «werden wir alle wieder 'Fröhliche Weihnachten' zueinander sagen».
Starbucks teilte in einer Erklärung mit, dass das Unternehmen mit seiner Entscheidung für den roten Becher eine Kultur der Zugehörigkeit, der Inklusion und Vielfalt schaffen sowie Kunden aus allen Religionen weltweit in ihren Geschäften willkommen heissen wolle.
Kommentar
Man kann sich angesichts dieser Meldung aus «idea» natürlich fragen, ob Schneemänner, Sterne, Tannenbäume, Weihnachtsbaumkugeln, Schneeflocken oder Rudolf das Rentier «christlicher» sind als ein schlichter roter Pappbecher. Gerade in den USA ist um Weihnachten ein unerträglicher Kommerz-Kitsch entstanden, der den Sinn des Kommens Christi schon lange hemmungslos überwuchert hat. Aber hinter dem Protest Feuersteins steckt ein tiefer Schmerz, der viele Christen in den USA betrifft: der Abschied vom «Christentum» tut weh. Millionen von Amerikanern leben noch in der Meinung, die USA seien ein «christliches Land» – und das gelte es, um jeden Preis festzuhalten. So lange war der christliche Glaube «Leitkultur» in den USA, dass es für viele unvorstellbar ist, dass christliche Symbole und christliche Werte nicht mehr das öffentliche Leben prägen sollten.
Die neuesten Zahlen zeigen, dass sich die Kluft zwischen denen, die aktiv glauben, und säkularisierten Zeitgenossen, vertieft. Viele nachdenkliche Zeitgenossen – darunter z.B. der Missiologe Ed Stetzer – sehen darin eine neue Chance für das Evangelium. Wir in Europa haben es schon länger gelernt: die Botschaft Christi ist nicht Staats-, sondern Überzeugungssache. Schlank ist gesünder. Wo Christen in ihrem Lebenszeugnis sich nicht mehr auf die Krücken allgemeiner christlicher Traditionen abstützen können, kommt die wahre Kraft des Evangeliums vielleicht eher wieder zum Vorschein (vgl. dazu Stuart Murray mit seinem Klassiker «Post Christendom») Tatsache ist, dass der christliche Glaube in der Regel da am lebendigsten und ansteckendsten ist, wo er einen das Leben kosten kann.
Natürlich ist es auch eine Tatsache, dass ein Land auf die Dauer de-humanisiert wird, wenn christlich motivierte Grundwerte erodieren. Und auch, dass «säkular» schnell umschlägt in «anti-christlich». Aber es heisst aufzupassen: wo Gläubige lamentieren, zu schnell militant mit der grossen Keule kommen oder «trump»alistisch auftreten, provozieren sie allzu oft selbst das Bild vom «bösen Christen».
Statt über Pappbecher zu lamentieren, sollten Christen auf breiter Front kreative und überzeugende Alternativen zur herrschenden Ego- und Genuss-Kultur leben – und fröhlich in die Nachfolge des Mannes von Nazareth einladen. Im Bild nur ein Beispiel, wie das geschehen könnte.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / idea
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