140 Schulkinder entführt
«Nigeria muss zur Rechenschaft gezogen werden»
Die Internationale Gemeinschaft müsse jetzt handeln, nachdem mindestens 140 christliche Schulkinder entführt wurden. Das forderte die Menschenrechtsorganisation «Release International».
Die Kinder waren am Morgen des 5. Juli von Bewaffneten aus der Bethel Baptist Boarding School in der Millionenstadt Kaduna in Zentralnigeria entführt worden, nachdem diese den Zaun überstiegen und das Wachpersonal überwältigt hatten. An der Schule studieren insgesamt 180 Kinder, von denen ein Teil fliehen konnte, während 140 ihrer Mitschüler in den Wald entführt wurden.
Allein in Kaduna fanden seit Dezember vier Massenentführungen statt. In der Stadt Zaria im gleichen Bundesstaat waren am Sonntag bereits mindestens acht Personen aus einer Tuberkulose- und Lepra-Klinik entführt worden, darunter zwei Krankenschwestern und ein zwölf Monate altes Kind.
«Erschreckendes Versagen der Regierung»
Nach Paul Robinson, CEO von «Release International» (Orpington, UK), zeigt der neue Kidnapping-Fall ein «erschreckendes Versagen der Regierung, ihre christlichen Bürger zu schützen». Er rief die internationale Gemeinschaft auf, mehr Druck auf Nigeria auszuüben, damit das Land effektive Massnahmen ergreift, die christliche Minderheit im Lande zu schützen, die so stark unter Druck von Radikalen aus dem Norden geraten sind.
«Hirtenkonflikt ist grobe Vereinfachung»
Dass naive Berichterstatter die Angriffe der Fulani-Hirten immer noch auf rein soziologische Gründe, nämlich einen Konflikt zwischen (muslimischen) Hirten und (christlichen) Farmern zurückführen, hält Robinson für eine «ganz grobe Vereinfachung». Ausser durch radikalisierte Fulani werden Christen von islamistischen Milize wie Boko Haram und ISWAP (Islamischer Staat Provinz Westafrika) angegriffen.
«Indem sie Christen im Norden und im nördlichen Zentrum Nigerias angreifen, folgen die militanten Fulani der gleichen jihadistischen Agenda wie diese islamistischen Terrorgruppen», erklärt Robinson. «Sie töten mittlerweile mehr Christen als Boko Haram. Und die Regierung tut einfach nicht genug, um ihre christlichen Bürger zu schützen, die unter Angriff stehen. Das geht nun schon viel zu lange so. Wie viele unschuldige Männer, Frauen und Kinder müssen noch leiden, bevor etwas getan wird?» Robinson fordert: «Die Welt muss aufwachen über dem, was im bevölkerungsreichsten Land in Afrika geschieht. Die Internationale Gemeinschaft muss wirklich Druck auf Nigeria ausüben.»
Rivalisierende islamistische Gruppen
Entführung ist ein lukratives Mittel in Nigeria, durch Erpressung zu Geld zu kommen. Zwischen den islamistischen Milizen Boko Haram und ISWAP herrscht denn auch ein erbitterter Kampf um die Terrorhoheit in Nord-Nigeria. So hat Boko Haram im Juni dieses Jahres den Tod ihres berüchtigten Anführers Abubakar Shekau bestätigt, der in Kämpfen mit der rivalisierenden ISWAP ums Leben gekommen ist.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times / ARD
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