Südsudan
In kleinen Schritten aus dem Elend
Die Republik Südsudan ist am 9. Juli gerade einmal drei Jahre alt geworden. Das ist für praktisch niemanden ein Grund zum Feiern – zu viele Kinder sind dort noch unterernährt, zu viele Menschen sterben immer noch in kriegerischen Auseinandersetzungen und zu stark sind immer noch die ethnischen Spannungen. Die Krankenschwester Ruth Gebhardt berichtet allerdings auch von zaghaften Veränderungen.
Man schätzt die Einwohnerzahl im Südsudan auf gut 11 Millionen Menschen. Viele von ihnen sind Christen. Doch durch die Stammes- und Familienorientierung des Präsidenten Salva Kiir Mayardit und seiner Verwaltungsbeamten kommen sich ständig Gruppen der Bevölkerung benachteiligt vor. Das Land sitzt auf reichen Ölvorkommen, hat aber kaum Möglichkeiten, sie zu exportieren. Naturkatastrophen wie eine anhaltende Dürre und eine Flüchtlingswelle aus dem «alten» Sudan kommen erschwerend hinzu.Mittendrin: Hoffnung
Mittendrin im Elend der Flüchtlingscamps im Norden des Südsudan arbeitet Ruth Gebhardt. Die Kinderkrankenschwester gehört zu den Helfern, die sich dort um die mittlerweile weit über 1'000 unterernährten Kinder kümmern. Es ist gerade Regenzeit, trotzdem fällt seit Wochen kein Tropfen Regen, es ist «mondi'th», schwere Zeit, wie sie von den Einheimischen genannt wird. Viele der Kranken, Alten und Unterernährten sterben in diesen Wochen. Man sieht den Gesichtern der Menschen ihre Not an. Rebellen hatten den langen Transport von Lebensmitteln blockiert und Lastwagen geplündert. Im März, April und Mai gab es nicht ausreichend Nahrung im Lager. Darunter haben sie sehr gelitten. Inzwischen ist die Versorgung per Flugzeug gewährleistet, so dass die Situation sich etwas entspannt hat. Missionarinnen wie Ruth Gebhardt halten aus, bleiben, verteilen Hilfsgüter, Medikamente und vor allem Hoffnung.
Mittendrin: Trost
Die junge Krankenschwester erzählt, wie sie vom einheimischen Pastor Abraham gefragt wurde, ob sie inzwischen alles verstehe im Gottesdienst. Sie schmunzelt: «Natürlich nicht.» Er bot ihr an, ihr die Worte zu erklären, die sie noch nicht kennt.Als sie sich das nächste Mal treffen, fragt sie ihn: «Was bedeutet manmalas?» Der Pastor erklärt ihr, dass es das Wort für Trost ist. «Yesus ta’da manmalas» – Jesus ist der Tröster. Ruth Gebhardt lernt nicht nur eine Vokabel. Wieder ganz neu wird ihr klar, dass sie genau deshalb im Flüchtlingslager Doro arbeitet: Trösten, darauf kommt es hier an!
Mittendrin: Fragezeichen
Doch die Geschichte ist noch lange keine mit Happy End. In ihrem letzten Bericht aus dem Flüchtlingscamp schreibt Ruth Gebhardt, dass sie einige Wochen Pause braucht und diese Zeit in Kenia verbringen wird. Wir in Europa nehmen auch selbstverständlich unseren Urlaub – aber gerade in helfenden Berufen mitten in Krisengebieten ist die Spannung immens zwischen der Not auf der einen und der begrenzten Kraft auf der anderen Seite.
Dazu kommen immer wieder Unruhen. Erst kürzlich kommt es im direkten Umfeld der Flüchtlingslager zu Schiessereien. Wie sich traumatisierte Menschen dabei fühlen müssen, die oft nur mit knapper Not Verfolgung und Gewalt entkommen sind, kann man sich leicht ausmalen. Doch die Situation normalisiert sich wieder. Gott sei Dank. Und es kann weitergehen mit den kleinen Schritten heraus aus dem Elend.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / DMG
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