Im Austausch gegen Kämpfer
Freilassung gekidnappter Schulmädchen noch diese Woche?
Verhandlungen mit der nigerianischen Regierung haben offenbar zu einer Vereinbarung geführt, dass Boko Haram noch diese Woche gefangene Schulmädchen freilassen könnte.
Am 14. April waren 276 Schulmädchen – zum grössten Teil Christinnen – von der islamischen Terrororganisation Boko Haram aus ihrer Schule in Chibok, Nord-Nigeria, entführt worden. Ihr Fall hatte internationale Aufmerksamkeit erregt, nachdem eine ganze Reihe Prominenter auf Twitter zu ihrer Befreiung aufgerufen hatten, darunter Angelina Jolie und Michelle Obama. Christen in aller Welt hatten Gebetswachen abgehalten.Verhandlungen durch Vermittler
Die Terrororganisation hatte die Freilassung hochrangiger Führungsmitglieder aus nigerianischen Gefängnissen im Austausch gegen die Schulmädchen gefordert. Die nigerianische Regierung hatte anfänglich jegliche Verhandlungen kategorisch ausgeschlossen. Laut zuverlässigen Quellen haben nun doch Verhandlungen stattgefunden – ein islamischer Geistlicher habe als Vemittler gedient.
Die britische Zeitung «The Telegraph» teilte unter Berufung auf einen Informanten mit, dass Boko Haram bereit sei, bis zur Hälfte der Schulmädchen gegen eine Gruppe von Familienmitgliedern von Boko Haram-Kämpfern auszutauschen. Die nigerianische Regierung hatte Ehefrauen und Familien mehrerer Kämpfer in Gewahrsam genommen, um Druckmittel gegen die Terrorgruppe in der Hand zu haben. Auf der Wunschliste von Boko Haram stehen ebenfalls einige niederrangige Kämpfer aus ihren Reihen.
«Stufenweise» Freilassung von bis zu 100 Mädchen
Die Zeitung berichtet, dass Boko Haram im Gegenzug bereit sei, «stufenweise» bis zu 100 Mädchen freizulassen, möglicherweise schon in dieser Woche. «Je nachdem wie die Gegenseite reagiert, werden die Mädchen in kleinen Gruppen freigelassen. Sie werden an einem bestimmten sicheren Ort sein, und die Regierung wird erfahren, wann und wo sie sie abholen können», teilte Boko Haram mit. Es wird vermutet, dass die entführten Mädchen entweder in Nordost-Nigeria oder in Kamerun gefangen gehalten werden.
Kriegserklärung
Nachdem Boko Haram in der letzten Woche 10 chinesische Arbeiter entführt hatte, hatten Nigeria, Kamerun, Benin, der Tschad und Niger nach einem internationalen Gipfeltreffen, einberufen von Präsident Hollande, der Terrorgruppe den «Krieg erklärt». Das bedeutet erhöhte Überwachungs-Bemühungen, um die Mädchen zu finden, verstärkte Grenzkontrollen und eine regionale Gegenstrategie gegen den Terrorismus mit westlicher Hife. Der Informant des «Telegraph» berichtete, wie die Boko Haram-Führung über diese Kriegserklärung «empört» sei. Möglicherweise seien die geplanten Freilassungen dadurch gefährdet.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / The Telegraph
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