Starke biblische Bilder

Die apokalyptischen Reiter

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Die vier apokalyptischen Reiter von Viktor Vasnetsov (Bild: Wikipedia)
Die Bibel enthält zahlreiche starke Bilder. Bilder, die trösten und warnen, Bilder, die sogar Menschen kennen, die mit frommen Inhalten wenig zu tun haben. Einige stellen wir Ihnen in der nächsten Zeit vor – heute die vier apokalyptischen Reiter.

Albrecht Dürer machte sie berühmt. Und unzählige Künstler folgten ihm darin, die vier Reiter der Apokalypse zeitgemäss darzustellen. Gerade heute, wo Russland gegen die Ukraine in den Krieg zieht, schlagen manche das biblische Buch der Offenbarung auf und sagen: «Es steht bereits alles geschrieben.» Andere nehmen es mit Galgenhumor und fragen: «Woran wird deutlich, dass die vier Reiter unsere Zeit beschreiben? Ganz einfach: Weil es kein Benzin mehr gibt, kommen die Krieger wieder auf Pferden.»

Eine Katastrophe biblischen Ausmasses

Das biblische Bild der vier Reiter malt der Seher Johannes in seiner Offenbarung (Kapitel 6, Verse 1-8). Nachdem er vorher einen Blick in himmlische Sphären geworfen hat, zeigt er nun, wie die Menschheit von einer ganzen Reihe an Katastrophen heimgesucht wird. Diese werden durch Reiter und ihre Pferde verkörpert, zum Beispiel: «Und als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! Und es zog ein anderes Pferd aus, das war feuerrot, und dem, der darauf sass, ihm wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander hinschlachten sollten; und es wurde ihm ein grosses Schwert gegeben.» (Vers 3-4) Auch ohne eine genaue Deutung des Bildes wird klar, warum Menschen bei Katastrophen biblischen Ausmasses genau an diese wenigen Verse in der Bibel denken, denn sie geben Krankheit, Krieg, Elend und Tod ein Gesicht.

Wer sind die apokalyptischen Reiter?

Der erste Reiter ist am schwersten einzuschätzen, denn im gleichen Buch (Kapitel 19, Vers 11) ist davon die Rede, dass Christus selbst auf einem weissen Pferd kommen wird. Die vier Reiter jedoch gehören zusammen. Mit ihnen kommt nicht Gott auf die Erde, sondern ein Triumphator mit Kriegsbogen in der Hand auf einem weissen Pferd; Krieg mit dem Schwert als Zeichen auf einem roten Pferd; Teuerung und Hungersnot mit einer Waage auf einem schwarzen Pferd und der Tod selbst auf einem fahlen Pferd, das Totenreich im Gefolge. Klar scheint: Hier werden irdische Mächte personifiziert, die das Leben der Menschen bedrohen.

Was lässt sich sagen und was nicht?

In welchem Zusammenhang werden die apokalyptischen Reiter genannt? Gibt es eine zeitliche Einordnung? Das ist schwierig festzustellen. Die meisten biblischen Bücher enthalten Namen und Ereignisse, die das zeitliche Einordnen möglich machen: «Es begab sich aber in jenen Tagen, dass ein Befehl ausging von dem Kaiser Augustus…» (Lukas, Kapitel 2, Vers 1) – der lebte von 63 vor bis 14 nach Christus. Die Offenbarung enthält dazu keinerlei Angaben. So bezogen Christen aller Zeiten sie auf die Verfolgungssituation im Römischen Reich oder auf eine ferne Zukunft oder – das ist wahrscheinlich die häufigste und «menschlichste» Variante – auf Ereignisse, die gerade passierten. Luther war es klar, dass der Antichrist der Offenbarung der damalige Papst war. Endzeitspezialisten der 1980er Jahre wussten mit Sicherheit, dass es der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi sein musste. Und mit Blick auf die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine gibt es ebenfalls Christinnen und Christen, die ihren Fahrplan der Endzeit aus der Tasche ziehen und alles als Erfüllung betrachten, was sie gerade wahrnehmen.

Ist das falsch? Ja und nein. Ja, es ist falsch, weil sich immer wieder im Rückblick herausstellte, dass das Ende der Welt noch nicht gekommen war. Nein, es ist nicht falsch, weil die Dynamik des Bösen und auch des Gerichts darüber zu jeder Zeit dieselbe ist. Und genau hier passen die apokalyptischen Reiter gut ins Bild. Wer den dritten Reiter der Teuerung nur auf die heutigen Benzinpreise bezieht, der wird ihm nicht gerecht, wer aber darin das Elend erkennt, dass Menschen über andere Menschen bringen, der sieht die Fratze des Bösen, die Johannes hier zeichnet. Jedenfalls einen Teil davon, denn etwas Wichtiges fehlt noch.

Die Offenbarung der Offenbarung

Tatsächlich will Johannes im sprichwörtlich gewordenen «Buch mit sieben Siegeln» etwas offenbaren und nicht verschleiern. Er will keinen Fahrplan fürs Weltende herausgeben, aber er malt mit starken Kontrasten und Bildern wie dem von den apokalyptischen Reitern ein tröstliches Bild. Tröstlich? Ja, weil er zeigt, dass die scheinbar übermächtigen Katastrophen und das Böse in der Welt letztlich nicht gewinnen werden. Die Offenbarung zeigt eine Welt am Abgrund und einen Gott, der alles in seiner Hand hält, der rettet und gleichzeitig zur Rechenschaft zieht.

Das mag sich aus einer friedlichen deutschen Siedlung mit Reihenhäusern und Gartenzwergen im Vorgarten unheimlich blutrünstig und antik anhören. Aber da hilft ein Blick in die Ukraine tatsächlich, denn die Hoffnung, dass Gott der Herr der Geschichte ist, hilft Menschen auch dabei, sich nicht von den apokalyptischen Reitern ihrer Zeit einschüchtern zu lassen.

Zum Thema:
«Blick in die Ewigkeit»: Mal anders gelesen: Die Offenbarung
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Datum: 28.03.2022
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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