Sollen eingefrorene Babies leben dürfen?
USA: «Adoptiere einen Embryo»
Das Embryo-Adoptionsprogramm einer christlichen Adoptionsagentur in den USA hat bereits zur Geburt von Hunderten von Babys geführt; die Praxis der Embryo-Adoption und -Spende bleibt allerdings auch unter Lebensschützern ein umstrittenes Thema.
Nach Angaben des «Snowflakes-Embryo-Adoptionsprogramms», einer Abteilung von Nightlight Christian Adoptions, sind in den Vereinigten Staaten über eine Million Embryonen tiefgefroren eingelagert. Das Programm arbeitet mit Fruchtbarkeitskliniken im ganzen Land zusammen und hilft, Embryos an eine Familie zu vermitteln, die eine Adoption wünscht. Laut der Website des Programms haben bisher fast 2'000 Menschen ihre Embryos über «Snowflakes» gespendet, und mehr als 950 Babys sollen bis Ende 2022 von Adoptiveltern geboren worden sein.
Angebot und Nachfrage
Nightlight Christian Adoption, das Büros in zehn Bundesstaaten unterhält, hat Snowflakes ins Leben gerufen und war 1997 der Pionier des Embryo-Adoptionsprogramms. Die Organisation ist nach eigenen Worten die «älteste und erfahrenste Embryo-Adoptionsagentur der Welt».
Kimberly Tyson, Vizepräsidentin des Snowflakes-Programms, erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal «The Christian Post», dass etwa 30 Prozent der Menschen, mit denen sie arbeiten, von einer Fruchtbarkeitsklinik vermittelt wurden. Menschen, die einen Embryo adoptieren möchten, haben in der Regel mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen oder haben erfolglos eine In-vitro-Fertilisation (IVF) versucht, fügte Tyson hinzu. «Wir kümmern uns also um beide Seiten der Gleichung. Wir werben Menschen an, die ihre Embryos für eine Adoptivfamilie spenden möchten, und wir werben Adoptivfamilien an, die diese Embryos zur Welt bringen möchten», sagte sie.
«Seelen auf Eis»
Kritiker der Praxis kritisieren grundsätzlich die IVF (In-vitro-Befruchtung) und den Umgang mit überschüssigen Embryonen, die bei dem Prozess übrig bleiben. Kallie Fell, geschäftsführende Direktorin des renommierten «Center for Bioethics and Culture Network», äusserte sich besorgt über die möglichen Auswirkungen des Einfrierens von Embryonen und darüber, ob das Verfahren für sie schädlich ist.
Die Praxis, Embryonen aufzutauen und in Gebärmütter zu transferieren, sei zu experimentell, um als sicher und ethisch vertretbar zu gelten. Es sei ein Verfahren, das ahnungslose menschliche Wesen betrifft. «Diese Embryonen sind Seelen auf Eis, wie wir sie nennen. Sie geben keine Einwilligung», sagte Fell in einem Interview mit Christian Post. «Sie haben nie eine Verzichtserklärung unterschrieben, die besagt, dass sie mit dem Eingriff einverstanden sind.»
Die Risiken der Adoption
Ausserdem befürchtet Fell, dass die Adoption von Embryonen eine schwere Belastung für die Kinder darstellt, da sie «eine Menge Informationen» darüber verarbeiten müssen, wie sie geboren wurden. «Wenn ihre Eltern, die Menschen, die sie aufgezogen haben, die sie adoptiert haben, ehrlich zu ihnen sind, was sie meiner Meinung nach auch sein sollten, dann ist es eine Menge zu verdauen, dass jemand Sie erschaffen hat», fuhr sie fort. «Es waren zu viele Embryos da. Also waren Sie vielleicht nicht erwünscht. Und dann wurden Sie an jemand anderes weitergegeben.» Generell würde sie eher vorschlagen, nicht (mehr) erwünschte tiefgefrorene Embryos «in Würde sterben zu lassen» und sie «Gottes Fürsorge anvertrauen».
Marktplatz fürs Leben
Stephanie Gray Connors, Pro-Life-Sprecherin und Autorin eines Sachbuches zum Thema IVF, äusserte ebenfalls Bedenken gegen die Verwendung von Embryonen, die das Ergebnis einer künstlichen Befruchtung sind. IVF behandle menschliche Subjekte wie Objekte, die hergestellt werden. «Wie Jesus einst erklärte: 'Hört auf, das Haus meines Vaters zu einem Marktplatz zu machen' (Johannesevangelium Kapitel 2, Vers 16), sind wir alle Tempel des Heiligen Geistes und die IVF-Industrie hat den menschlichen Körper und die menschliche Person zu einem Marktplatz gemacht», schreibt Gray. «Das führt zu Entmenschlichung und Ausbeutung. Selbst bei der Adoption von Embryonen gibt es, auch wenn die Absichten gut sind, moralische Dilemmata zu bedenken.»
«Die in-vitro-Befruchtung mit der Begründung zu rechtfertigen, dass man 'überzählige' Kinder 'spenden' könne, bedeutet, Menschen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden, wie Kleidung oder Kunst zu behandeln - Gegenstände, die wir spenden, wenn wir sie nicht mehr brauchen», fuhr sie fort. Ihre Überzeugung: «Der einzige Embryo, der jemals in den Körper einer Frau gelangen sollte, ist ihr eigener, der mit dem Samen von ihr und ihrem Mann geschaffen wurde und als Frucht des Geschlechtsverkehrs entstanden ist.»
Adoption: «Entscheidung für das Leben»
Das «Snowflakes-Programm» dagegen vermittelt Embryos, die im Reagenzglas gezeugt und dann eingefroren wurden. Tyson: «Fruchtbarkeitskliniken haben viele verlassene Embryos, weil die Richtlinien sie als 'Eigentum' ihrer Besitzer anerkennen. Snowflakes macht es den Menschen möglich, ihre verbleibenden Embryonen zur Adoption freizugeben; dies ist die 'Entscheidung für das Leben' für die Embryonen.»
«Wir glauben als echte Christen mit einer christlichen Weltanschauung, dass das Leben mit der Empfängnis beginnt. Und unser Programm schafft eine Lösung für Embryonen, die eingefroren aufbewahrt werden. Das sind menschliche Leben, die nur auf die richtige Umgebung warten, um geboren zu werden», fährt Tyson fort.
Und Connors doppelt nach: «Könnte man die Adoption von Embryos als eine Art Rettung von bedürftigen Kindern betrachten, die bereits geschaffen wurden?»
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times / nighlight.org / cbc-network.org
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