Faktencheck Christentum
Herkunft der Menschenrechte
Die Menschenrechte sind in aller Munde – und es ist wichtig, dass sie verteidigt werden. Verdanken wir die modernen Menschenrechte eigentlich den alten Griechen oder der Renaissance? Ein Faktencheck mit Kurt Beutler.
Gewisse Menschenrechte gab es immer – aber nur für die Oberschicht. Was so speziell ist an den modernen westlichen Menschenrechten, ist, dass sie für alle gelten. Aber leider auch heute nur in wenigen Ländern. Das erlebte ich zum Beispiel in Ägypten, als einer unserer Freunde eines Tages einfach spurlos verschwand. Als sein Bruder nach ihm suchte, drohten ihm Polizisten, ihn zu töten. In manchen Ländern gibt es also auch bis heute nicht einmal das Recht auf Leben. Der Bürger ist auf Gedeih und Verderben ausgeliefert.
Nur in wenigen Ländern garantiert
Tatsächlich ist es eine kleine Minderheit von weniger als zehn Prozent der Menschheit, welche in echten Demokratien lebt und garantierte Menschenrechte geniesst. Kein Wunder, dass Millionen von Menschen genau in diese Länder migrieren. Hier hat sogar ein Fremder, der nie einen Cent in die Staatskasse bezahlt hat, das Recht, einen Asylantrag zu stellen und Monate oder gar Jahre von garantierter staatlicher Unterstützung zu leben. Er hat obendrein das Recht auf einen Anwalt, der von ebendem Staat bezahlt wird, gegen den er beispielsweise Rekurs macht. In anderen Teilen der Welt sind Migranten höchstens geduldet. Von Unterstützung können sie nur träumen. Manche haben sogar ihre eigenen Töchter verkaufen müssen, damit der Rest der Familie nicht verhungern musste.
Wo liegt ihr Ursprung?
Schmiergeldaffären, Vetternwirtschaft oder andere Vergehen gegen allgemeine Menschenrechte können bei uns auch den erfolgreichsten Politiker seinen Job kosten. Ursprünglich war es ganz anders: Tatsächlich bestanden früher auch in Europa die Regierungen aus absoluten Herrschern, welche niemandem zu Rechenschaft verpflichtet waren.
Aus dem alten Griechenland kann die Veränderung jedenfalls nicht gekommen sein. Denn «die Antike kannte keine Menschenrechte». Tatsächlich wurde damals über allgemeine Menschenrechte höchstens philosophiert. Die Macht lag in den Händen der Erstgeborenen gewisser Familien, welche nicht nur Zweitgeborene, Bauern und Handwerker, sondern auch Frauen und Sklaven verachteten. Daran war nicht zu rütteln.
Vermehrte Unterdrückung in der Renaissance
Die Renaissance erweckte das Erbe der römischen und griechischen Vorväter nach über tausend Jahren wieder zum Leben. Malerei, Bildhauerei, Literatur, Musik, Theater, Architektur… Viele Bereiche machten Fortschritte. Man überholte die Künste der alten Griechen sogar bei Weitem. Erstaunlicherweise stellen wir aber gerade im Bereich der Menschenrechte keinen Fortschritt fest. Da diese im alten Griechenland kaum existent waren, spielten sie auch in der Renaissance keine Rolle.
Ganz im Gegenteil. Da die Renaissance den Menschen mit seinen Stärken ins Rampenlicht stellte, litt sie konsequenterweise aber auch an dessen Schwächen. Künste sind teuer und die Künstler hingen von den Finanzen der Auftraggeber ab. Jeder Fürst wollte den Anderen übertrumpfen. Politische Intrigen, Verrat und menschlicher Grössenwahn beherrschten die Szene. Der zunehmende Luxus der Fürsten und Bischöfe, ihre Parties, ihr Wettrennen und ihre Kriege gegeneinander wurden auf dem Rücken der Bauern und unteren Schichten finanziert. Dies führte keineswegs zu einer Verbesserung der allgemeinen Menschenrechte, sondern zu noch grösserer Unterdrückung und Ausbeutung der einfachen Menschen.
Menschenrechte gründen auf Bibel
Es stimmt, dass allgemeine Menschenrechte zuerst in Europa umgesetzt wurden. Aber weder die alten Griechen noch die Renaissance haben wesentlich dazu beigetragen. Grundlegendes war ab dem 11. Jahrhundert von der katholischen Kirche geleistet worden, welche ausgerechnet im vermeintlich finsteren Mittelalter vor der Renaissance das römische Recht wieder ausgegraben, überarbeitet und sich bemüht hatte, es auf die gesamte Bevölkerung anzuwenden (gregorianische Reform). Damit war fast unbemerkt die Grundlage für die spätere einzigartige Entwicklung des Westens in Sachen Menschenrechten gelegt worden.
Wenn der englische Arzt und Aufklärer John Locke im 17. Jahrhundert die drei ersten allgemeinen Menschenrechte Recht auf Leben, Besitz und Meinungsfreiheit mit der Bibel begründete, und für alle Menschen proklamierte, befand er sich also nicht auf völligem Neuland. Allerdings zog er viel radikalere Konsequenzen als seine katholischen Vorgänger. Er erklärte alle Regierungen für illegal, welche die allgemeinen Menschenrechte nicht durchsetzten. Ja, er ging noch weiter: Die Regierungen aller Länder hätten keine andere Aufgabe, als dafür zu sorgen, dass alle Bürger zu ihrem Recht kämen. Ansonsten sei es Pflicht der Bürger, diese Regierungen zu stürzen und durch andere zu ersetzen.
Da keinem Menschen zu trauen sei (in Übereinstimmung mit der biblischen Lehre von der allgemeine Sündhaftigkeit der Menschen) müsse jeder Politiker kontrolliert und seine Machtstellung zeitlich begrenzt werden, erklärten John Locke und seine Jünger. So wurden die Demokratie und die Gewaltentrennung zum Schutz der Menschenrechte erfunden. Dazu ist es nützlich zu wissen, dass John Locke als puritanischer Freikirchler zu einer verfolgten Minderheit gehörte. Beachte also, dass die entscheidenden Impulse zu Menschenrechten und Demokratie weder von den alten Griechen noch von der Renaissance, auch nicht von Atheisten, sondern von freikirchlich-aufklärerischer Seite her kam.
In amerikanischen Verfassungen verankert
In Europa hatte eine derart radikale Lehre der Menschenrechte damals null Chancen. Die Anhänger des Aufklärers Locke mussten vor den vermeintlich «christlichen Königen» fliehen. Unter den frühen Einwanderern Amerikas bildeten sie allerdings in einigen Staaten eine Mehrheit (Baptisten in Rhode Island und Quäker in Pennsylvania), so dass dort von jenen Freikirchenleuten die weltweit ersten wirklichen Demokratien gegründet wurden. Natürlich hatte es auch auf anderen Kontinenten früher schon immer wieder mal gütige Herrscher gegeben, welche Menschenrechte gewährten, doch meistens wurden sie innerhalb kurzer Zeit wieder rückgängig gemacht. Nun aber wurden die Rechte für immer in der Verfassung festgeschrieben. Erst von dort schwappten die Lockeschen Ideen später wieder auf Europa zurück.
Doch leider sind allgemeine Menschenrechte bis heute in den meisten Ländern immer noch eine Farce. Nur wer allen Menschen inkl. sich selbst misstraut, und doch jede einzelne Person als gleichwertig anerkennt, wird sich für das komplizierte System der Demokratie einsetzen, das die Macht jedes Politikers inkl. die Eigene begrenzt. Die Demokratie hat sich vor allem dort etabliert, wo ein von der Bibel direkt oder indirekt beeinflusstes Menschenbild herrscht.
Zum Thema:
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Autor: Kurt Beutler
Quelle: Livenet
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