Dörfer in Darfur unter mörderischem Beschuss
Menschenrechtler warnen vor einer erneuten Eskalation der Gewalt im westsudanesischen Katastrophengebiet Darfur gewarnt. Bei Angriffen auf zwei Dörfer im Südosten Darfurs kamen seit dem Wochenende offenbar bis zu 140 Menschen ums Leben.Die Hilfsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» zog am Mittwoch 16 Mitarbeiter aus dem Dorf Muhajiriya ab, wo sich Rebellen heftige Gefechte vermutlich mit Regierungssoldaten lieferten.
Khartum streitet alles ab
Ein Armeesprecher wies Vorwürfe der Afrikanischen Union (AU) zurück, wonach die sudanesische Luftwaffe Muhajiriya bombardiert habe. Bei den Kämpfen handele es sich um ethnische Konflikte, an denen die Regierung nicht beteiligt sei, sagte Osman Mohammed el Agbash in Khartum. Gleichwohl vermuteten Menschenrechtler, die Armee bereite eine militärische Offensive vor.In Muhajiriya kämpft eine Fraktion der «Sudanesischen Befreiungsarmee» (SLA) unter Führung von Minni Minnawi, die 2006 ein Friedensabkommen mit der Regierung schloss. Sie bekräftigte den Vorwurf, die Regierungsarmee wolle vor den Friedensgesprächen in Libyen Gelände sichern. Die Gespräche sollen am 27. Oktober unter UN-Vermittlung in Tripolis beginnen.
Die Hölle für Zivilisten
Amnesty international hielt Sudans Armee am Mittwoch vor, massiv Truppen zu sammeln, um mindestens sechs von Rebellen kontrollierte Dörfer im Norden Darfurs anzugreifen. «Wir befürchten, dass wieder einmal Zivilisten die Opfer der Kämpfe sein werden - es gibt niemanden, der sie beschützt», sagte ihr Sprecher Tawanda Hondora in Nairobi.Der britische «Aegis Trust» warnte vor zeitgleichen Angriffen auf Nyala, das Zentrum im Süden Darfurs. «Die eigentlich mit der Regierung verbündeten Dschandschawid-Milizen wollen die Zivilbevölkerung angreifen und Nyala plündern, weil die sudanesische Regierung sie nicht mehr bezahlt», sagte der Direktor der Menschenrechtsgruppe, James Smith. Hunderte Milizen hätten sich bereits in Bulbul nahe Nyala gesammelt und seien bereit, jederzeit loszuschlagen.
Machtlose Friedenssoldaten
Die 7‘000 Friedenssoldaten unter dem Mandat der Afrikanischen Union gelten als nicht ausreichend, um die Zivilbevölkerung in Darfur zu schützen. Ein AU-Stützpunkt im inzwischen niedergebrannten Haskanita war Ende September von einer Rebellen-Splittergruppe überfallen worden, zehn Soldaten starben.Seit Beginn des Darfur-Konflikts 2003 kamen UN-Schätzungen zufolge mindestens 200‘000 Menschen ums Leben. Mehr als 2,5 Millionen wurden vertrieben. Im kommenden Jahr soll eine gemeinsame Truppe von UN und AU mit 26‘000 Soldaten die bisherige AU-Mission ablösen.
Quelle: Epd
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