Unter der Lupe
Was Wissenschaftler über Dankbarkeit sagen
Dankbar ist man oder man ist es nicht. Aber Dankbarkeit ist doch kein Gegenstand wissenschaftlicher Forschung? Weit gefehlt: Die Templeton-Stiftung in den USA fördert sogar die akademische Auseinandersetzung mit Dankbarkeit.
Im Rahmen von «Thanksgiving» in den USA veröffentlichte Stefani McDade bei «Christianity Today» einen Artikel über Dankbarkeit. Doch sie schrieb nichts über einzelne christliche Aspekte des Begriffs. Stattdessen schaute sie in die neuere akademische Forschung. Was sagen christlich und auch nicht christlich geprägte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Dankbarkeit?
Dankbarkeit erhöht das Wohlbefinden über die gesamte Lebensdauer
Es gibt einige Studien, die Faktoren wie Dankbarkeit und Stress zueinander in Beziehung setzen. Die meisten finden allerdings unter Laborbedingungen oder in der Rückschau statt.
Da Jiang von der Geronotologischen Gesellschaft der USA liess unterschiedliche Probanden während des Covid-19-Ausbruchs ein Dankbarkeitstagebuch führen. Das Ergebnis: «An Tagen, an denen die Menschen mehr Dankbarkeit empfinden als sonst, berichten sie über einen positiveren Affekt, ein geringeres Stressempfinden in Bezug auf Covid-19 und ein besseres subjektives Befinden.» Viele Christen machen ähnliche Erfahrungen, wenn sie ein geistliches Tagebuch führen und dabei auch in schweren Zeiten Raum für Dankbarkeit lassen.
Dankbarkeit in allen Umständen hilft durch belastende Situationen
Die Soziologinnen Laura Upenieks und Joanne Ford-Robertson stellten in einer Untersuchung bei älteren Menschen fest, dass diese ihre Dankbarkeit oft auf eine nicht menschliche Quelle (nämlich Gott) zurückführen: «Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Dankbarkeit gegenüber Gott im Altersvergleich eine tendenziell bessere körperliche Gesundheit nach Stress verursacht.» Dieses Untersuchungsergebnis ermutigt medizinisches und therapeutisches Fachpersonal dazu, Dankbarkeit bei belastenden Situationen als hilfreiches Element zu sehen.
Dankbarkeit hilft, den Klimawandel zu bekämpfen
Andrew Serazin und Robert A. Emmons forschen zu Themen wie Vergebung und Dankbarkeit. Im «Time-Magazine» unterstrichen sie: «Am wichtigsten ist, dass Dankbarkeit ein Begriff der Aktion ist. Sie ist nicht passiv. Dankbare Menschen sind 'Treuhänder' und Verwalter dessen, was ihnen anvertraut wurde. Undankbarkeit hingegen ist das Versäumnis, die Gaben zu bewahren und zu schützen, die man erhalten hat oder die einem anvertraut wurden (…). Menschen, die auch ökologisch gesehen dankbar sind, sind besorgt und intrinsisch motiviert, verantwortungsvoll zu handeln.»
Unabhängig von der jeweiligen Haltung zu einzelnen Umweltaspekten stellen die Autoren einen Zusammenhang her zwischen unserer Dankbarkeit gegenüber Gott und unserer Haltung gegenüber der Umwelt. Dies manifestiert sich für viele Christen darin, dass sie den biblischen Auftrag wahrnehmen wollen, die Erde zu hüten.
Dankbarkeit muss kultiviert werden
Für eine Zeitschrift über Moralphilosophie wiederholten Liz Gulliford und Blaire Morgan eine Studie von 2013. Aktuell hielten sie fest, dass «Dankbarkeit auf eine Art und Weise gelehrt werden muss, die ihren Status als Tugend in den Vordergrund stellt». Eines ihrer Ergebnisse war, dass sie Dankbarkeit kultivieren wollen, unabhängig davon, ob sie uns nützt oder nicht. Damit stützen sie die Einstellung vieler Christen, die Dankbarkeit leben wollen, selbst wenn es sie nicht automatisch glücklicher machen sollte.
Dankbarkeit ist eine Tugend
Der Psychologe Peter Hill diskutierte in seinem Podcast die Frage, wie christlicher Glaube und die damit verbundenen Tugenden wie Dankbarkeit die Positive Psychologie beeinflussen. Er unterstrich: «Dankbarkeit zum Beispiel beinhaltet die Erkenntnis, dass das Gute, das uns im Leben widerfährt, oft von einer Quelle ausserhalb unserer selbst kommt, die Christen oft mit Gott in Verbindung bringen. Wir diskutieren diese und andere Fragen, einschliesslich der Frage, wie Pastoren und Christen die Tugend der Dankbarkeit kultivieren können.» Viele Christen erleben, dass ihr Glaube widerstandsfähiger wird, wenn sie Dankbarkeit darin verankert haben.
Dankbarkeit als Forschungsschwerpunkt
Der Templeton-Preis ist eine hochdotierte Auszeichnung für Verdienste an der Schnittstelle zwischen Religion und Wissenschaft. Die dahinterstehende Stiftung vergibt allerdings auch Stipendien. Eines davon fördert gerade das Projekt «Gratitude to God» (GTG). In dessen Rahmen werden akademische Studien durchgeführt, die sich mit Dankbarkeit gegenüber Gott und ihren Auswirkungen beschäftigen.
«Die derzeitige wissenschaftliche Literatur zum Thema Dankbarkeit gegenüber Gott ist sehr begrenzt», unterstreicht das Forschungsteam, doch die ersten Studien hätten bereits gezeigt, «dass GTG spirituelles Wohlbefinden, allgemeine Dankbarkeit und Vertrauen in die Existenz Gottes hervorbringt». Solche Dankbarkeit fördert bei vielen Christen nicht nur ihr persönliches Wohlergehen, sondern unterstreicht, dass Gott die Quelle alles Guten ist.
Zum Thema:
Trotz allem dankbar?!: Livenet-Talk über das Potenzial der Dankbarkeit
Glücksforscher empfehlen: Besser schlafen mit Dankbarkeit
Freude herrscht: Ernte sei Dank
Autor: Hauke Burgarth / Stefani McDade
Quelle: Livenet / Christianity Today
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