Archäologie der Armut
Geschichte, ein Schnellimbiss und die Bibel
Normalerweise ist Geschichtsschreibung die Geschichte der Sieger und der Reichen. Sie bestimmen, was überliefert und was gestrichen wird. Doch manche Funde und nicht zuletzt die Bibel ermöglichen ein ehrlicheres Bild der Vergangenheit.
Aus der Antike sind naturgemäss nicht viele Dinge erhalten geblieben: Es gibt Münzfunde, Statuen, Werkzeuge, Waffen, Geschirr und ein paar Ruinen von Gebäuden. Das meiste davon gehörte der Oberschicht und den Reichen. Sie hatten mehr und wertigere Dinge, die die Zeit besser überstanden haben. Arme hatten wenig bis nichts – da ist dann auch nichts zu finden. Und was sie hatten, war oft aus Holz oder Ton und ist längst vergangen.
Ein Stehimbiss rückt die Armen in den Blick
So war es eine kleine Sensation, als Archäologen in Pompeji ein kunstvoll verziertes Thermopolium entdeckten. Der Begriff bezeichnet etwas, das wir heute als Stehimbiss bezeichnen würden. Als der Vesuv im Jahr 79 nach Christus ausbrach, wurden in Pompeji arme wie reiche Stadtviertel gleichermassen zerstört und gleichzeitig unter der Vulkanasche konserviert.
Mitte August wurde ein besonders schön ausgestatteter Imbiss der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Und die Ausgrabungen werfen ein interessantes Licht auf die Armen, die damals in Pompeji lebten. Viele hatten keine Kochgelegenheiten in ihren Ein- oder Zweizimmerwohnungen, so assen sie einfache Gerichte im Stehimbiss um die Ecke: Bohnen, Wein, eingesalzenen Fisch und eine Art Paella.
Die Bibel hat viel für die Armen übrig
Eine andere wichtige Quelle für das Leben der Armen in der Antike – und das war die Mehrheit der Bevölkerung – ist die Bibel. Es gibt überhaupt nur wenige schriftliche Zeugnisse aus dieser Zeit, und die meisten davon beschäftigen sich mit Königen, Helden, Göttern und Kriegen. Die Bibel wird von Historikern zwar immer wieder kritisiert, weil manche der darin beschriebenen Könige angeblich nicht real waren. Ihre Beschreibungen der einfachen Leute sind aber unstrittig: Ob das Ruth und Naemi sind und ihr schwieriges Durchkommen als alleinstehende Frauen, ob es die für damalige Verhältnisse revolutionäre Sozialgesetzgebung des Alten Testaments ist (z. B. 2. Mose Kapitel 22, Verse 20–26) oder die prekäre Situation vieler Kranker und Ausgegrenzter, die oft am Rande der neutestamentlichen Wunderberichte beschrieben werden.
Wenn Gott Geschichte schreibt
Alles zusammen macht mehr deutlich als ein ausgegrabener Stehimbiss in Pompeji. Es zeigt nicht nur, dass es damals Arme gab, sondern dass Gott sich schon immer in besonderer Weise für die einfachen und normalen Menschen interessiert hat. Sie waren und sind ihm wichtig. So kommen in der Kirchengeschichte immer wieder Grossereignisse zur Sprache: Konzile und Kriege, Päpste und Politiker.
Aber wenn Gott Geschichte schreibt, dann geschieht das meistens abseits der Schlagzeilen, dann gebraucht er normale Menschen in ihrer Umgebung, dann verändert er die Lebensumstände der Ärmsten, dann schenkt er das, was die Bibel als «Heil» bezeichnet mitten in kaputte Umstände hinein. Dieses Eingreifen Gottes konnten Archäologen noch nie ausgraben. Aber Gottes Leute erlebten und erleben es zu allen Zeiten.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet
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