Von der Drogistin zum Job Coach
Menschen ermutigen, ihr Potential zu entdecken
Für Monika Haldimann war es schon immer eine Freude, Menschen begleiten und fördern zu können. Dass sie dies heute sowohl als Job Coach, wie auch als kirchliche Verbandsleiterin tun kann, sieht sie als Privileg.
Als Primarschülerin (heute Realschule) wurden Monika Haldimann keine Hoffnungen gemacht, eine Lehrstelle zu finden, um ihren Traumberuf der Drogistin zu erlernen. Nach vielen Bewerbungen wurde sie aber doch fündig, musste dafür aber schon früh von zu Hause ausziehen. Der Preis machte sich bezahlt. «Ich war sehr gerne Drogistin», erzählt die heute 50-Jährige aus Spiez. «Es machte mir Freude, Menschen zu beraten.» Mit der Tatsache, dass sie mit der drittbesten Abschlussnote des Kantons abschloss, kann sie heute Menschen ermutigen, die ebenfalls nicht die besten beruflichen Ausgangsbedingungen haben.
Ehrenamtliches Engagement
Sehr lange blieb sie aber nicht auf diesem Beruf. Sie heiratete jung, gründete eine Familie und gab den Job auf. Was aber blieb, war ihre Freude, Menschen zu begleiten und zu fördern. So gut es ihre familiäre Situation zuliess, investierte sich Monika von da an ehrenamtlich. So engagierte sie sich im Elternrat von Spiez, wo sie in der Unterstufe den Vorsitz übernahm. Später unterstütze sie als Junior Coach Jugendliche bei der Lehrstellensuche. Auch in ihrer Kirche war sie mit verschiedenen Aufgaben engagiert und übernahm zudem Verantwortung in der Gemeindeleitung. «Es begeisterte mich, Menschen zu unterstützen ihren persönlichen Weg zu finden und so machte ich eine Ausbildung zum Coach.»
Menschen als Coach fördern
Als Diplomcoach SCA (swiss coaching association) übernahm Monika Aufträge des Case Management Berufsbildung. Mehrere Jahre lang setzte sie sich als Einzelunternehmerin unter anderem für Migranten ein. «Mein Herz schlägt für Menschen, die unterschätzt werden», sagt sie. «Das sind oft Menschen mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Familien. Ich begleitete auch Jugendliche, die mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten.» Monika motiviert und sucht Wege, damit diese Menschen ihren Platz im Arbeitsprozess finden.
Tödliche Krebserkrankung und eine Neuausrichtung
«Als Zehnjährige verlor ich meinen Vater wegen einer Krebserkrankung», blickt Monika zurück. So traf sie 2012 die Diagnose ihres Ehemannes besonders hart: Darmkrebs! «Er hatte schon mehrere Ableger.» Der Krankheitsverlauf war nicht gut. «In dieser Zeit fragte ich mich auch, wie es beruflich weitergehen sollte.» Inzwischen übernahm sie im Auftrag einer Personalberatungsfirma Coachingaufträge fürs RAV. «Ich überarbeitete Bewerbungsdossier und überlegte mit den Stellensuchenden, wo sie sich bewerben konnten.» Bald kamen auch Mandate durch die «Arbeitsvermittlung der IV» dazu. «Da merkte ich, dass ich noch etwas mehr Ausbildung brauchte.»
Mit der Ermutigung ihres Mannes begann sie 2014 eine Weiterbildung an der Hochschule Luzern. «Da ich keine Matur hatte, freuten wir uns sehr über diese Zulassung.» Die Unterstützung ihres Mannes gab ihr die nötige Kraft, ihre Ausbildung auch dann weiterzuführen, als er, zwei Jahre nach der Diagnose, an seinem Krebsleiden starb.
Job Coach Placement
Seit 2015 ist Monika im Job Coach Placement angestellt. Auch hier freut sie sich, Menschen beraten und fördern zu können. Grundsätzlich fühlt sie sich sehr wohl. «In meinem Job braucht es immer wieder viel Geduld und Ausdauer. Der wertschätzende Umgang, die Fähigkeit, auch Unangenehmes klar anzusprechen, fordert mich oft heraus.» Aus ihrem Glauben kann sie immer wieder die nötige Kraft schöpfen. «Ich lasse mir Gottes Sicht für die Menschen schenken. Er sieht jede Person als wertvoll an.» Diese Haltung will sie immer wieder einnehmen.
Innerhalb ihrer Tätigkeit im Job Coach Placement blickt Monika neuen Herausforderungen entgegen. In Spiez wird ein eigenes Büro eröffnet. «Es wird ein Team im Berner Oberland geben, das ich leiten darf.» Sie freut sich, mehr im Oberland verwurzelt und dadurch schneller bei den Leuten sein zu können.
Arbeit im kirchlichen und säkularen Umfeld
Seit 2011 ist Monika Teil der Gesamtleitung des EGW (Evangelisches Gemeinschaftswerk), seit Januar 2018 sogar Co-Präsidentin. Durch diese Funktion wird sie oft in Zusammenhang eines christlichen Engagements gesehen. «Ich freue mich, auch Teil einer konfessionell neutralen Arbeit zu sein», sagt sie über ihre Tätigkeit bei Job Coach Placement. «Äusserlich sind meine Arbeit und meine Tätigkeit im EGW getrennt. Trotzdem glaube ich, dass sich diese beiden Bereiche gegenseitig bereichern.»
Und in der Praxis seien die Tätigkeiten gar nicht so unterschiedlich, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. In beiden Funktionen motiviert und fördert sie Menschen und egal, unter welcher Flagge sie gerade tätig ist: Gottes Hilfe nimmt sie immer gerne in Anspruch.
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet
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