Anlässlich der EURO 2020
TV-Moderator Josuran zu Fussball, Emotionen und Glaube
Bei einem Fussballspiel gehen Emotionen höher und Menschen werden neu kennengelernt. Im Gespräch mit Chefredaktor Florian Wüthrich spricht Fernsehmoderator Ruedi Josuran über den Sport und über Analogien zum (Glaubens-)Leben.
Ruedi Josuran, Moderator vom Fenster zum Sonntag, liebt Fussball leidenschaftlich. Im Lokalradio moderierte er selbst Spiele der ersten und zweiten Liga. Von diesem Job hatte als Kind geträumt – unter anderem, um gratis bei Spielen zu sein.
Über Schiedsrichter und Laien-Experten
Beim Verfolgen eines Fussballmatches könnten manche Leute ganz neu kennengelernt werden. Gerade Fehlentscheide des Schiedsrichters können sehr emotional aufgenommen werden. Auch Josuran berichtet, wie er den Schiedsrichter für die Niederlage «seines Teams» verantwortlich gemacht hatte. Die Entscheide des Trainers werden ebenfalls oft in Frage gestellt. In Italien wüssten es immer 50 Millionen Menschen besser als der Trainer.
«Im Fussball hat jeder das Gefühl, er könne mitreden. Deshalb können sich aber auch viele mit dem Sport identifizieren. Jeder versteht genug, um sich als Teil davon zu fühlen.» In Josuran schlagen zwei Herzen. Eines für Italien, das andere für die Schweiz.
Sonn- und Schattenseite des Fussball
Ruedi Josuran ist beeindruckt von der Geschichte eines Schweizers, der in Kambodscha hängenblieb und die dortige soziale Not wahrnimmt. Er hatte die Idee, mit diesen Menschen Fussball zu spielen und eine Liga aufzubauen. So kam er auch mit Frauen in Kontakt, die er von einer Abschiebung nach Thailand bewahren konnte. Dort wären sie auf üble Weise verkauft und versklavt worden.
Es gibt aber auch die Schattenseite des Fussballs mit Korruption bis in die höchsten Verbände hinein und mit manipulierten Spielen. «Auch die Vergabe der Weltmeisterschaft ist kein schönes Thema», sagt Josuran. Er freue sich aber, dass Fussball auch verbinden und Menschen aus Notsituationen herausführen kann.
Das Spiel und das Drumherum
Ruedi Josuran hat viele Matches besucht und Interviews geführt. Einmal fragte er einen Trainer: «Was sagst du einer Mannschaft, die in der Pause 0 zu 4 zurückliegt?» Ihn interessiert nicht nur das Spiel, sondern auch das ganze Drumherum, wie beispielsweise die Körpersprache der Spieler. «Das sagt viel über das Leben aus. Dieses ist ja auch oft ein Überwinden und ein Aufstehen nach einem verlorenen Kampf.» Mancher Symbolik des Fussballs begegne er auch in der Bibel. Auch hier gehe es ums Durchhalten, das Miteinander und anderes. «Darüber könnte eine ganze Predigtreihe gemacht werden.»
«Fussball hat etwas spielerisches und drückt doch den Ernst des Lebens aus.» Wenn Leute im Blick auf das «belanglose» Fussballspiel sagen, selbst grössere Probleme als einen verlorenen Match zu haben, erwidert Josuran: «Das ist auch kein grosses Problem. Es ist einfach eine andere Seite des Lebens und geht auch wieder vorbei.»
Analogien, Nationalstolz und Eriksen
«Im Fussball ist es enorm wichtig, dass man die richtige Rolle einnimmt, am richtigen Ort steht.» Im Leben sei es wichtig, seinen Platz zu finden und einzunehmen. «Wenn dies jeder macht, gibt es ein grossartiges Resultat.» Durch solche Analogien wird das Fussballspiel zu einer Veranschaulichung des Lebens.
Josuran rühmt das Stärken des Nationalbewusstseins durch internationale Fussballturniere. Doch dann fügt er an: «Da kommt bei mir der Glauben zu Wort und ich denke daran, dass wir in Christus alle eins sind.» Trotz seiner Gefühle für Italien und die Schweiz, will er keine fanatische Nationalität zulassen.
Auf den Kollabs des dänischen Spielers Eriksen angesprochen, gehen Josua Josuran verschiedene Gedanken durch den Kopf. Da ist die Erinnerung an den eigenen Herzinfarkt, aber auch seine Irritation über die Loblieder über Eriksen – von Leuten, welche in der vergangenen Saison nicht gerade mit Kritik am Dänen gespart haben.
Sehen Sie sich hier den ganzen Talk mit Ruedi Josuran an:
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet
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