Chronisch krank, ein Segen?
Echten Selbstwert gefunden, neuen Dienst begonnen
Das Leben von Sara Gruber änderte sich von einem Tag auf den anderen völlig. Eine chronische Krankheit verlangsamte ihr Leben regelrecht. Doch statt zu hadern lernte sie sich dadurch erst richtig lieben und sie begann, anders zu dienen…
Sara Gruber, Gründerin von «Blessings of Chronic Illness», reflektiert: «Wenn Sie mich vor einem Jahr gefragt hätten, wer ich bin, hätte ich gesagt: 'Ich arbeite in der Öffentlichkeitsarbeit und bin Ehefrau und Mutter von zwei kleinen Mädchen.' Das bin ich immer noch. Aber jetzt lebe ich auch mit einer chronischen Krankheit, die mein tägliches Leben und die Dynamik meiner Familie, meiner Arbeit und meiner Gemeinschaft stark beeinträchtigt.»
Beruflich ging es dem Paar gut, die beiden hatten sich gerade ein hübsches Haus gekauft und Sara Gruber hatte ihr Arbeitspensum reduziert, um mehr Zeit mit den Mädchen zu verbringen. «Darauf hatte ich hingearbeitet. Doch dann änderte sich alles von einem Tag auf den anderen.»
Plötzliches Pochen in der Brust
«Während eines Spaziergangs pochte es in meiner Brust und meinem Arm. Als ich nach Hause kam, legte ich mich hin, und der Schmerz verschwand. Ich war erleichtert und dachte: 'Es ist alles in Ordnung. Ich bin vierzig Jahre alt, gesund und der Schmerz ist weg. Ich habe nichts zu befürchten.'»
Doch als sie sich wieder hinlegte, wurde sie immer schwächer. Beim Aufstehen wurde ihr schwindlig, sie war schwach und müde. Anfangs dachte sie, dass sie an einem Virus leiden würde. «Doch es wurde nicht besser. Also begannen wir mit all den medizinischen Tests. Ein MRT zeigte gute Blutwerte.»
Sie ging von Spezialist zu Spezialist. «Wir fanden schliesslich heraus, dass ich Dysautonomie habe. Das bedeutet, dass alles, was mein Körper eigentlich automatisch regulieren sollte, nicht mehr so gut funktioniert: Dinge wie mein Blutdruck, mein Herzschlag, meine Verdauung oder meine Körpertemperatur. Es gibt Tage, an denen ich gut zehn Minuten aufrecht stehen kann, und dann gibt es andere Tage, an denen ich von Raum zu Raum krieche, weil ich zu schwach bin und mir zu schwindlig ist.»
Glaube unerschüttert
Sara Gruber erklärt: «Man könnte meinen, dass all dies meinen Glauben erschüttert hätte. Aber das Gegenteil war der Fall. Niemand ausser Gott und mir versteht, wie es ist, in meinem Körper zu leben. Und das führte mich zu dieser völligen Abhängigkeit von Gott. Ich hatte das Gefühl, dass Gott derjenige war, mit dem ich es erlebte. Und so wuchs meine Abhängigkeit von ihm. Das war ein unerwartetes Geschenk.»
Sie würde es vorziehen, nicht krank zu sein. «Aber wenn mich das alles näher zu Gott bringt, dann bin ich dabei. Wenn ich dadurch lerne, was ich wissen muss, um ein besserer Mensch, ein besserer Freund, eine bessere Mutter zu sein, damit ich bessere Menschen grossziehen kann, dann werde ich es annehmen.»
Neues Selbstwertgefühl
Zuvor habe sie gedacht, dass sie ein gutes Selbstwertgefühl hat und sich selbst liebt. «Das basierte darauf, dass ich hart arbeitete, Geld für die Familie verdiente, mich gut um die Töchter kümmerte, eine gute Ehefrau war und der Gemeinde gut diente. Ich leistete viel und dachte, dass mich das aus irgendeinem Grund würdig machte.»
Dann fiel das alles weg. «Ich erhielt nun Liebe, Fürsorge und Unterstützung – und fühlte mich unwürdig.» Das bisherige Fundament war weg. Sie erkannte: «Ich bin ein Kind Gottes, und das allein macht mich würdig. Ich bin es wert, geliebt zu werden, ich bin es wert, dass man sich um mich kümmert und mich unterstützt.»
Das Wesentliche
Das Leben lasse sich auf das Wesentliche, wirklich Wichtige reduzieren. «Ich wollte diesen Funken entzünden, um den Menschen zu helfen, die Dinge beiseite zu schieben, mit denen wir uns in dieser Gesellschaft beschäftigen und die nicht wichtig sind. Ich begann zu sehen und zu spüren, dass ich so viel Glück habe. Ich hatte ein grossartiges Unterstützungssystem. Ich kann mir medizinische Versorgung leisten.»
Sie konnte weniger arbeiten und trotzdem die Rechnungen bezahlen. «Nicht jeder, der krank ist, hat das. Manche Menschen haben keinen guten oder überhaupt keinen Betreuer. Sie sind nicht in der Lage zu arbeiten, sich selbst zu versorgen. Sie haben keinen Zugang zu den besten Ärzten in dem Bereich, in dem sie es brauchen. Diese Menschen machen viel durch.»
Neue Gedanken
Sie fühlte sich berufen, «mich neben meiner Familie und der Betreuung meiner Kinder um Menschen zu kümmern, denen es ähnlich geht und die nicht die gleiche Unterstützung haben. Ich will sie auf ihrem Weg begleiten, ihnen eine Art Weggefährte sein und Trost spenden.» Sara Gruber gründete das Werk «Blessings of Chronic Illness» (dt. «Segen von chronischer Krankheit»).
Dadurch würden Betroffene auf neue Gedanken kommen. «Gedanken wie: 'Liebe ich mich wirklich selbst, und warum? Liegt es daran, was ich verdiene, oder liegt es daran, dass ich ein Kind Gottes bin und das genügt? Fühle ich mich schuldig, weil sich andere um mich kümmern müssen, oder kann ich mich darauf einlassen und ein Segen sein, wenn sie sich um mich kümmern? Dies weil ich weiss, dass ich mich in meinem Leben um andere Menschen gekümmert habe.'»
Anders dienen
Früher dachte sie, dass sie durch Geschäftigkeit dienen müsse. «Durch das Bringen von Mahlzeiten, durch das Unterrichten in der Bibelschule, durch die Teilnahme an einem Treffen, durch das Aufräumen der Küche nach einer Familienfeier – so habe ich gedient. Und jetzt bin ich körperlich eingeschränkt und kann nicht mehr auf diese Weise dienen. Das hat mir diese wunderbare Tür geöffnet, durch den digitalen Raum zu dienen, durch Gespräche, durch Gebet zu dienen, das ist eine grosse Sache.»
Zum Thema:
Krankheit, Gebet, Heilung: Muss Gott mich heilen?
Chronisch hoffnungsvoll: Wie Gott chronisch Kranken Hoffnung gibt
Autorin Kerstin Wendel: Hoffnung finden trotz chronischer Krankheit
Autor: Jesus Calling / Daniel Gerber
Quelle: Jesus Calling / gekürzte Übersetzung : Livenet
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