In Wut und Schmerz
Libanesischer Rapper begegnet Jesus
Vor gut zwei Jahren lernte ich Rahim (Name geändert) an einem Musik-Event in einer Bar kennen. Sein Bühnenname, ein cleveres Wortspiel mit einem obszönen Ausdruck, prangte in dicken schwarzen Lettern auf seinem XXL T-Shirt.
Seine Slams sowie seine Rap-Songs waren ein Feuerwerk von brutalem Schmerz und zerstörerischer Wut. Während er sich in einer Art Selbst-Therapie an diesen Events die Seele aus dem Leib schrie, war Gott schon am Werk in seinem Leben.
Der junge Rapper, der zurzeit an seinem ersten Studio-Album arbeitet, kommt aus einer muslimischen Familie und hatte eine Weile mit okkulter Spiritualität experimentiert. Als seine einzige christlich-gläubige Freundin ein prophetisches Gedicht für ihn schrieb, machte etwas klick in seinem Inneren. Kurze Zeit später verabredeten wir uns zu dritt, und Rahim nahm meine Einladung an, in unsere Bibelgruppe für Suchende und Skeptiker zu kommen.
Als dann noch andere im Team begannen, sich in ihn zu investieren, konnte er plötzlich nicht mehr genug bekommen von der Gemeinschaft mit den «Jesus-Leuten». Als Künstler-Typ sprachen ihn vor allem die Gebets- und Lobpreiszeiten sehr an. Er sagt: «Bei euch spüre ich einen Frieden und eine Liebe, die ich sonst in meinem ganzen Leben kaum je gekannt habe.»
Alles wegen euch – und Jesus
Mit der oben erwähnten Freundin veranstalte ich monatliche Poetry-Slam-Events und Schreibworkshops über das Thema «Gott und Spiritualität», um so mit neuen Leuten ins Gespräch über Jesus zu kommen. Diesen Sommer schrieb Rahim sein erstes Gebet in Form eines Gedichtes bei einem dieser Events: «Man sagt mir, dass du mich liebst. Unterdessen beginne ich das tatsächlich zu glauben.» Seither hat er nun seine eigene Bibel bekommen, die er auch ausserhalb unserer Bibelgruppe selbstständig liest.
Diesen Sommer bezeugte er mir bei einem kühlen Mango-Smoothie: «Ich rauche nun nicht mehr, nehme keine Drogen mehr und habe auch keine Alpträume mehr; das ist alles wegen euch – und wegen Jesus.» Er würde sich zwar nicht Christ nennen, das ist hier im Libanon auch kompliziert: Es hat mehr eine politisch-kulturelle als eine geistliche Bedeutung. Aber dass nicht nur er, sondern auch andere Menschen Jesus brauchen, ist für ihn glasklar.
Evangelistischer Rap an Halloween
So hat er im Herbst an unserem evangelistischen Halloween-Strasseneinsatz gleich seine Rap-Künste eingebracht. Der Einsatz war spektakulär: Mit Unterstützung von Freiwilligen aus verschiedenen Gemeinden veranstalteten wir mit etwa 20 Personen, als Todesgestalten vermummt und maskiert, eine Prozession mit Schildern in Englisch und Arabisch. In dieser dramatischen Aufmachung zogen wir an den Leuten in den Bars, Discos und Pubs vorbei, um sie zum Nachdenken zu bringen. Gleichzeitig luden wir alle Neugierigen zu einem Konzert am Ende der Strasse ein, an dem Rahim und einer der Freiwilligen über Depression, Dunkelheit, Tod, Trauer und Zerstörung rappten. Dies mit einer überraschenden Wende am Schluss «zum Licht hin», bei dem wir den über 60 Zuschauern das Evangelium verkünden konnten. Alles, damit – wie Rahim sichtlich bewegt am Ende des Einsatzes sagte – «andere auch das erleben können, was ich gerade erlebe!»Nächste Schritte
Jetzt begleiten wir ihn in seinen nächsten Schritten mit und zu Jesus Christus und versuchen, ihn in eine lokale Gemeinde zu integrieren. Rahim kommt ab und zu gerne zum Essen, vor allem wenn Bettina libanesisch kocht. Als Familie sind wir euphorisch und Gott dankbar, dass wir Teil von seiner und von ähnlichen Geschichten sein können – und hautnah miterleben, wie Gott in seiner Liebe und Kreativität Leben verändert und Geschichten umschreibt: Von Schmerz und Wut zu Liebe und Frieden, die man weitergeben möchte!
Dort präsent sein, wo die Jungen sind
Wir warten nicht, bis sich jemand in einen Gottesdienstsaal verirrt, sondern bringen die gute Nachricht des Evangeliums dorthin, wo die Menschen sind. Unser Ziel ist es, die Gute Nachricht so zu kommunizieren, dass sie verstanden wird – und tatsächlich auch als etwas Gutes erlebt werden kann! Deshalb sind wir präsent in Bars, Clubs, Kinos, Konzerten, bei Workshops oder Protesten – und natürlich in der Ausgangsmeile, um mit jungen Menschen wie Rahim zu connecten.
Über die Autoren
Daniel und Bettina Suter sind seit 2016 mit dem christlichen Missions- und Hilfswerk SMG Schweizerische Missions-Gemeinschaft im Libanon tätig. Zusammen mit ihrem Partner vor Ort arbeiten sie daran, die «säkularisierte globale Jugendkultur» im Mittleren Osten zu erreichen und Menschen als Nachfolger Jesu Christi zu gewinnen.
Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin der SMG Schweizerische Missions-Gemeinschaft.
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Autor: Daniel und Bettina Suter, SMG-Mitarbeitende
Quelle: SMG-Magazin
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