Christsein in der DDR
Christine Lieberknecht: «Glaube ist alles andere als Opium»
Christine Lieberknecht, thüringische Ministerpräsidentin a.D., teilte persönliche Einblicke und Elebnisse zu ihrer christlichen Sozialisation in der DDR und während der Wiedervereinigung.
Als die spätere Ministerpräsidentin von Thüringen 1964 eingeschult wurde, erlebte sie «Schikanen und Gängelei» aufgrund ihres christlichen Glaubens.
«Glaube ist kein Opium»
«Nicht wenige Schülerinnen und Schüler sind an der Massivität des Angriffs auf ihre persönliche Glaubensüberzeugung zerbrochen», berichtete sie. Sie selbst habe in christlichen Gruppen als junges Mädchen Geborgenheit durch Lieder empfunden und später dort gelernt, argumentativ DDR-Lehren zu kontern wie Lenins These, Religion sei Opium fürs Volk, oder die Aussage des ersten Menschen im Weltall, Juri Gagarin, er habe im Weltall keine Spur von Gott gesehen.
Auch Biografien von Christen wie Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther King gaben ihr «das Gefühl, dass unser christlicher Glaube alles andere als ein Opium ist». Als Abiturientin und Theologiestudentin habe sie sich mit ihren christlichen Freunden mit «den grossen Gottsuchern aus der Literatur» wie Dostojewski oder Tolstoi auseinandergesetzt.
Dabei habe es sie besonders geprägt, christliche Gemeinschaft zu erleben, im Gegensatz zu «staatlicher Bevormundung und sozialistischer Indoktrination». Lieberknecht berichtete: «Dabei spielten Evangelisationen in unseren Gemeinden eine ganz besondere Rolle. Unvergessen sind mir die regelmässigen Besuche von unserem Thüringer Evangelisten Eberhard Laue, der für uns Kinder ein besonders beliebter Gast in unserer Pfarrfamilie war.» Und weiter: «Mit seiner Gitarre und seinen Liedern waren damals ganze Dörfer in Bewegung für Jesus Christus.»
«Botschaft Jesu machte sie zu Friedensstiftern»
Auch darüber, wie intensiv christliche Freizeiten sie geprägt haben, sprach Lieberknecht vor rund 80 Verantwortungsträgern aus der EC-Bewegung sowie geladenen Gästen: «Es war doch gerade die Kraft, die aus der biblischen Botschaft kam, die Jugendliche mitten in den staatlich verordneten Lügengebäuden nach der Wahrheit fragen liess und den Absolutheitsanspruch der staatlichen Lehren und ihrer Propagandisten infrage stellte. Wer sich durch die Bibel zurüsten liess, der wusste: Allein Gott ist allmächtig. Er hat noch jeden irdischen Herrscher zuschanden werden lassen.»
Auch wie sie die Friedliche Revolution erlebte, berichtete Lieberknecht detailliert. Letztlich seien es kleine Gruppen gewesen, «aus denen die unwiderstehliche Kraft der Gewaltlosigkeit erwuchs. Die Botschaft Jesu machte sie zu Friedensstiftern. Ich finde, das ist eine bleibende Ermutigung auch für unsere heutige Zeit.»
«Buch wird ein Schatz sein»
Lieberknecht sprach im Rahmen eines Festaktes zur Buchvorstellung «Christsein zwischen Selbstbehauptung und Anpassung» bei der Vertreterversammlung des Jugendverbands «Entschieden für Christus» in Woltersdorf. Ausrichter des Festaktes waren der Deutsche EC-Verband sowie der Gnadauer Gemeinschaftsverband. Auch Autor Konrad Fläming war vor Ort und beschrieb seine Motivation, das Werk zu schreiben: «Damit nicht in Vergessenheit gerät, mit welchen Herausforderungen wir uns in der DDR herumgeschlagen haben, musste ich dies dokumentieren. Ein besonderer Dank gilt dadurch allen, die unter schwierigen Bedingungen christliche Kinder- und Jugendarbeit gemacht haben.»
Das Buch beschreibt die Geschichte des Gnadauer Kinder- und Jugenddienstes in der DDR vom Aufbau bis zur Wiedervereinigung. EC-Generalsekretär Klaus Göttler bedankte sich beim Autor: «Das Buch wird ein Schatz unserer EC-Arbeit sein.»
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Quelle: Deutscher EC-Verband
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