André Heiniger

Vom Spitzenkoch über den Ruin zu neuem Leben

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André Heiniger (Bild: Hanna Krückels)
Nach einer schwierigen Kindheit startet André Heiniger voller Elan ins Berufsleben und hat sofort grossen Erfolg. Er wird reich, macht sich selbstständig und lebt für seine Karriere. Doch dann bekommt er eine medizinische Diagnose, die alles verändert.

André Heiniger (59), gelernter Koch und Servicefachmann, arbeitet heute als Entwickler und Botschafter für die «Best Chef GmbH». Die Firma entwickelt und kreiert Fertigprodukte für entspanntes Kochen zu Hause. Er ist seit kurzem verheiratet und lebt in der Nähe von Aarau.

«Du wirst erfolgreich!»

André Heiniger wuchs in der Ostschweiz in einem Landwirtschaftsbetrieb auf, wo er für seinen Stiefvater arbeiten musste. Sein leiblicher Vater hatte die Familie schon früh verlassen und der Stiefvater schlug seine Mutter. Nachdem André so – wie er es selbst bezeichnet – «arm und traurig» aufgewachsen war, beschloss er, dass seine Zukunft anders aussehen sollte. «Du wirst erfolgreich. Du wirst vermögend. Koste es, was es wolle.» Mit diesem Ziel startete er ins Berufsleben.

Rasanter Aufstieg

Er absolvierte zuerst die Lehre zum Koch und danach zum Servicefachmann, beides in sehr guten Betrieben. Danach unterzeichnete André Heiniger einen Vertrag, der ihn am Umsatz und nicht am Reingewinn der Firma beteiligte, wodurch er «plötzlich blödsinnig viel Geld verdiente.» Da er schon immer selbstständig werden wollte, nahm er das Angebot seines ehemaligen Lehrmeisters, dessen Restaurant zu pachten, an. Und auch da hatte er grossen Erfolg. Schliesslich kam er sogar in den Besitz des Restaurants «Ilge» in Arnegg bei Gossau SG, das er beim Vorbeifahren immer bestaunt hatte. An der Spitze seines Erfolgs erreichte Heiniger 17 von 20 möglichen «Gault Millau»-Punkten.

Der Preis dafür war, dass sein Privatleben völlig verkümmerte. Er hatte zwar immer mal wieder Partnerinnen, aber der Erfolg, der Reichtum und die Anerkennung standen für ihn an erster Stelle. Auch seine psychische Gesundheit war ihm egal – und Gott kannte er überhaupt nicht.

Lebenserwartung: 7–10 Tage

Zu seinem 50. Geburtstag wollte André Heiniger sich zum Spass einem Gesundheitscheck unterziehen. Alle, sogar sein Hausarzt, sagten: «Du spinnst ja total!» Trotzdem nahm er den Arzttermin wahr, der eine Herzkatheter-Untersuchung und schliesslich eine unerwartete Diagnose nach sich zog.

Im Talk mit der «Seetal Chile» sprach er eindrücklich darüber. Da schildert er, was ihm der Arzt damals erklärte: «In Ihrem Herz sieht es sehr schlimm aus. Die Arterien weisen nahezu einen 100-prozentigen Verschluss auf. Weshalb Sie noch keinen Herzinfarkt mit Herzschaden erlitten haben, ist mir unbegreiflich. Die Arterien können sich innerhalb der nächsten sieben bis zehn Tage schliessen – analog Ihrer Lebenserwartung…»

In einer solchen Situation könne man nicht mehr denken, sagt André Heiniger. Er wurde am nächsten Tag operiert und verbrachte anschliessend drei Wochen in der Reha. Er erholte sich sehr schnell. «Nach der Operation kam ich mir vor wie ein kleiner Herkules.» Jedoch hielt dieses Gefühl nicht lange an. «Eines Morgens nach dem Duschen stand ich vor dem Badezimmerspiegel und sah meine Narbe von der Thoraxöffnung. Nicht dass ich diese vorher nicht gesehen hätte, aber bei diesem Anblick wurde mir sehr stark bewusst, dass sie mein Brustbein entzweit hatten.» Vor der Operation habe er gar keine Zeit gehabt, die Diagnose zu verarbeiten und so traf ihn diese Erkenntnis mit voller Wucht. «Wenn man weiss, dass nach der OP nicht mehr mit meiner Rückkehr gerechnet worden war, macht einen das zusätzlich sehr traurig.»

Totaler Ruin

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André Heiniger beim Kochen
Hinzu kamen die Schwierigkeiten im Betrieb sowie der Tod seiner Mutter und zwei seiner engsten Freunde. Dies habe etwas Negatives in seinem Kopf ausgelöst, mit dem er nicht klargekommen sei. Die Medikamente gegen seine starke Depression warf er weg, denn er wollte es entweder selbst oder gar nicht schaffen. «Der Fahrstuhl sauste unaufhörlich nach unten.» Dies führte dazu, dass André Heiniger anderthalb Jahre im Betrieb fehlte und sich dann entschloss, das Restaurant zu verkaufen. Durch die Eifersucht und das Machtstreben seiner Partnerin und einigen Mitarbeitenden wurde das Restaurant im Immobilienmarkt aber dermassen heruntergehandelt, dass es als unverkäuflich erklärt und letztlich im Konkursverfahren veräussert wurde.

Zwei Koffer

Viele seiner Freunde hatten ihn verlassen, denn «ohne Geld, ist man nicht mehr so attraktiv» (Zitat Heiniger). Zum Schluss blieb ihm prak- tisch nichts mehr. Nur zwei Koffer besass André Heiniger noch. Auch seine Möbel hatt er der Heilsarmee verschenkt, da er sich bereits einen Plan zurechtgelegt hatte, wie er seinem Leben ein Ende setzen könnte. Doch: «Es funktionierte einfach nicht», erinnert sich Heiniger. Nach den Selbstmordversuchen war Heiniger am Tiefpunkt angelangt. So fragte er seine Schwester, die im Kanton Aargau wohnt, ob er bei ihr für eine Weile Unterschlupf bekommen könnte. «Doch mein Leben hatte immer noch keinen grossen Sinn.» Am neuen Ort unternahm er viele Velotouren und entdeckte dabei eine Kirche auf einem Hügel, die er immer wieder besuchte. «Ich betete jeweils eine Stunde in dieser Kirche. Mein Anliegen war, dass ich den Sinn in meinem Leben finde.»

Totaler Genuss

Durch Freunde wurde André auf einen Glaubensgrundkurs aufmerksam gemacht, den er auch besuchte. «Dort habe ich gelernt, dass Jesus sündlos für unsere Sünden ans Kreuz gegangen ist – und dass wir Vergebung bei ihm finden.» Sünde sei die Zielverfehlung und die Trennung von Gott. Durch diesen Kurs habe er wieder ein Ziel und einen Sinn fürs Leben gefunden.

Einige Zeit danach lernte André Heiniger auch seine jetzige Ehefrau kennen. Heute ist er glücklich und weiss, dass Genuss nicht von Erfolg abhängt, sondern bedeutet, ruhig und zufrieden und mit Gott unterwegs zu sein. «Probleme gibt es täglich, aber ich merke, dass ich getragen werde.»
Nicht er sei der Herkules, der alles schafft oder das Gefühl habe, alles schaffen zu müssen, sondern Gott. «Die Leute sollen merken, dass da jemand anderes in mein Leben eingegriffen hat.» Er habe auch gelernt, dass Jesus nie zu spät, aber auch nicht zu früh eingreife… Für sein Gefühl sei er «immer ein bisschen knapp dran». Hier gelte es, zu vertrauen.

Das neue Lebensmotto von André Heiniger lautet: «Selbstvertrauen ist gut, Gottvertrauen ist besser!»

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jesus.ch-Print «Hope-Stories» Aarau und Olten.

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Datum: 28.12.2021
Autor: Hanna Krückels
Quelle: Jesus.ch-Print

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