Niemals aufgeben
Unternehmer in existenziellen Krisen
Für Firmeninhaber können geschäftliche Probleme rasch existenzbedrohend werden oder das Ende der Firma bedeuten. Ruth und Heinz Hertig aus Münsingen haben zweimal erlebt, wie Gott sie aus grossen Schwierigkeiten gerettet hat.
Bereits die Eltern von Heinz Hertig (*1952) waren Unternehmer. Der Vater hatte eine Kiesgrube und die Mutter eine Bäckerei und einen Lebensmittelladen. «Wir waren acht Kinder und mussten mithelfen.» So sass Heinz schon als Zehnjähriger während den Ferien auf Baumaschinen. Später lernte er Strassenbauer.
Mission, Heirat, Geschäftsleute
Nach Abschluss seiner Berufslehre besuchte Heinz eine Evangelisation. «Dort fühlte ich den Ruf in die Mission.» Er ging an eine Bibelschule. Mit Vaters Gesundheit, er hatte gerade einen Herzinfarkt und einen Hirninfarkt hinter sich, stand es schlecht. Deshalb kehrte Heinz frühzeitig zurück, um in der Firma anzupacken.
Mit 22 Jahren heiratete er Ruth (*1953). Die beiden träumten davon, als Werkmissionare auszureisen. «Nach einem neunwöchigen Einsatz hatten wir die Absicht, das Geschäft zu verkaufen.» Wegen der Ölkrise gab es aber keine Käufer. So investierten sie sich weiter in ihr Unternehmen.
Wenn das Geschäft missionarisch wird
Heinz engagierte sich in mancherlei Dienste. Unter anderem war er Mitgründer der Agentur C und eines Treffens von christlichen Geschäftsleuten. «In diesen Jahren gründeten wir in Indien eine Arbeit, die Active International Mission Aid (ACTIMA).» Parallel dazu baute Heinz die Hertig Bau AG auf. Anfang der 90er Jahre hatten sie 75 Mitarbeiter. «Das gab uns auch die Möglichkeit, Mitarbeiter für Projekte nach Indien zu schicken.» Zu diesem Zeitpunkt waren Hertigs Inhaber von sieben, meist kleineren Firmen.
Die Krise kam heftig
«Dann kam die Immobilienkrise, welche die ganze Baubranche betraf.» Der Druck wuchs, die Löhne mussten gezahlt werden und auch für die Familie musste etwas übrigbleiben. Im Frühling 1997 hatte sich die Situation derart verschlechtert, dass sie Konkurs anmelden mussten. Seinen Mitarbeitern das Ende der Firma anzukünden, war für Heinz der absolute Tiefpunkt.
Dann fiel alles zusammen. Ein Geschäft nach dem anderen musste geschlossen werden, Hertigs verloren ihr Haus und Heinz trat von sämtlichen Ämtern zurück. Als Inhaber einer Einzelfirma hatte er kein Anrecht auf Arbeitslosengeld. Das Gefühl des Scheiterns nagte sehr an ihm. «Wir hatten vier Kinder», erzählt Ruth. «Da kamen Ängste auf. Wie geht es weiter? Geht es überhaupt weiter?» Trotz finanziellen Gaben und Geschenken von Familie und Freunden mussten sie irgendwann die Sozialhilfe der Gemeinde in Anspruch nehmen.
Wenn der Glaube erschüttert wird
«Wir hatten viel in Gottes Reich investiert», blicken Hertigs zurück. «Irgendwie dachten wir, er könne uns jetzt nicht fallenlassen.» Trotzdem halten sie fest, dass sie nie das Gefühl hatten, von Gott vergessen zu sein. Heinz: «In der ganzen Krise habe ich nie an Gott gezweifelt.» Trotzdem erlebte er resignierte Tage. «Ich begann, anders zu beten als vorher. Die üblichen frommen Sprüche ertrug ich nicht mehr.» Stattdessen erlebte er, dass er auch einmal auf Gott wütend sein durfte. «Ich habe oft bei Gott geweint und getrauert», gibt Ruth Einblick. «Ich fühlte mich von Gott umarmt und getröstet – besonders in Zeiten, in welchen ich Angst hatte.» Hertigs erlebten Gottes Versorgung konkret.
Ein schmerzhafter Neuanfang
Das glänzende Werk der vergangenen Jahre war weg. Übrig blieb ein Haufen Schulden. Heinz hatte sich zum Ziel gesetzt, bis zu seinem 65. Lebensjahr alle Schulden zurückzuzahlen. Um dies zu erreichen, gründete er unter Mithilfe von zwei Freunden das Unternehmen «Hertig Natursteine».
«Ich wurde jeden Tag kränker und hatte oft keine Kraft, das Telefon abzunehmen.» Für das tägliche Einkommen nahm Ruth eine Stelle als Reinigungskraft an und Heinz liess sich als Bauführer ausmieten. «Mein Selbstvertrauen war so schwach, dass ich mir die Arbeit zuerst nicht zutraute.» Dank guten Zuredens nahm er aber an. Je mehr er arbeitete – auch nachts –, desto mehr kam er zu Kräften. Die zurückkommende Selbstsicherheit war wichtig.
Ein Projekt in Norwegen
Als ein holländischer Geschäftsmann Heinz eine innovative Geschäftsidee unterbreitete, stieg dieser sofort ein. In Norwegen sollte ein Stein für die holländischen Autobahnen abgetragen werden. Bis er die nötigen Bewilligungen erhielt, dauerte es viereinhalb Jahre. Doch es lohnte sich! «Wir konnten die Abbaubewilligung des Projekts einer grossen Baufirma verkaufen und mit dem Erlös unsere Darlehen begleichen.» Zu diesem Zeitpunkt war Heinz 55 Jahre alt – Hertigs waren schuldfrei! Ihr Unternehmen blühte auf und neue Standorte erschlossen sich.
Und dann der nächste Schlag
Doch dann, wie aus heiterem Himmel, sahen sich Hertigs erneut Problemen gegenüber. Zum zweiten Mal sahen sie ihre Existenz bedroht. Um nicht erneut Konkurs anmelden zu müssen und damit ihr ganzes Pensionskassengeld zu verlieren, sahen sie nur noch «die Flucht nach vorne». Schnell mussten gewinnträchtige, neue Geschäfte gefunden werden. Über Google Earth suchte Heinz in Spanien nach Steinbrüchen mit gutem Hafenanschluss. Tatsächlich wurde er fündig und nahm Kontakt auf. Es war als würde Gott die Türen öffnen. In der Folge wurde die Firma EuropStone AG gegründet. Es funktionierte. Mit grossem Kraftaufwand konnten Hertigs zum zweiten Mal einen erdrückenden Schuldenberg tilgen.
Gestärkter Glaube an einen treuen Gott
Dass Gott versorgt, ist für Hertigs mehr als abstrakter Glaube. Die Tatsache, dass sie zweimal aufstehen konnten, als sie total am Boden waren, bezeichnen sie als einen Segen und eine grosse Gnade Gottes, für die sie sehr dankbar sind. Gott kann jedem einen neuen Anfang schenken!
Die Vision für Geschäftsleute ist bei Heinz wach geblieben. «Ich bin überzeugt, dass Gott unter den Geschäftsleuten ein neues Feuer anzünden wird.» Heinz selbst brennt dafür, Geschäftsleute zu motivieren – gerade in Krisenzeiten. Ruth ergänzt: «Uns geht es nicht in erster Linie um die Firmen, sondern um die betroffenen Menschen.» So gründeten sie die Hope Service AG. Sie unterstützt Firmenverantwortliche, die aus unterschiedlichen Gründen unter grossem Druck sind – einerseits durch gezielte Fachberatung und andererseits durch persönliche Begleitung. Damit Geschäftsleute und Firmenverantwortliche neue Hoffnung und Motivation erhalten, soll zudem der Hope Business Club lanciert werden.
Hier erzählt Ehepaar Hertig ihre Geschichte bei WunderHeute TV.
Zu den Webseiten:
Hope Service AG
Hope Business Club
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Jesus.ch
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