Ex-Feuerwehrmann
«Es ist einfach ein Segen, Menschen helfen zu können»
Jason Sautel arbeitete hart und mit Leidenschaft als Feuerwehrmann. Er half gerne anderen Menschen. Aber tief in ihm klaffte ein grosses Loch. Alles, was die Welt so bietet, konnte er da hineinwerfen, ohne wirklich Erfüllung zu finden…
22 Jahre arbeitete Jason Sautel – Autor des Buches «The Rescuer» («Der Retter») – für die Feuerwehr. «Ich beendete meine Laufbahn in Oakland, Kalifornien, das war die denkwürdigste Zeit meiner Karriere, weil die Stadt so geschäftig war und wir jeden Tag zu so vielen Notfällen ausrücken mussten. Es ist einfach ein Segen, Menschen helfen zu können. Seitdem schreibe, rede und lehre ich über alles, was mit Jesus zu tun hat.»
Er blickt auf eine bewegte Kindheit zurück. «Meine Eltern liessen sich scheiden, als ich etwa sieben oder acht Jahre alt war, und meine Mutter zog fünfhundert Meilen weit weg und ich blieb bei meinem Vater.»
Sein Vater war Vietnam-Veteran, er hatte eine schwere Zeit hinter ich. «Der Krieg, seine Kindheit und die Traumata, die er erlebt hatte, sind nie wirklich aufgearbeitet worden. Er hatte Probleme damit, Vater zu sein, und diese Probleme sind auf mich übergesprungen, weil ich in einem Elternhaus aufgewachsen bin, in dem ich nicht die Möglichkeiten hatte, die andere Kinder haben.»
Mutter fehlte
Es sei einfacher gewesen, sich abzuschotten, statt um Hilfe – zum Beispiel für die Schule – zu bitten. «Wenn andere Kinder draussen rannten und spielten, wollte ich mich einfach an das Bein meiner Mutter kuscheln. Und sie war so etwas wie mein Ein und Alles. Als sie mich am ersten Kindergartentag absetzte, war das schwer.»
Er wurde deshalb ein lautes Kind, das sich aufplusterte. «Alles, was ich wollte, war meine Mutter zu sehen, und ich weinte und fing an, mich immer mehr aufzuspielen. Anstatt mich zu rufen und mich zu beruhigen, warfen sie mich in die Toilette des Hausmeisters. Ich weiss noch, wie ich gegen die Tür hämmerte und schrie: 'Lasst mich raus!' Ich fühlte nur plötzlich eine Leere und eine Dunkelheit und eine echte Traurigkeit überkam mich. Da habe ich zum ersten Mal die Dunkelheit, das Böse und die Traurigkeit in dieser Welt gespürt.»
«Ich habe nichts Schlimmes getan»
Als Teenager brach er die Highschool in der zehnten Klasse ab, ihm fehlte es an Unterstützung. «Ich habe nichts Schlimmes getan, aber ich begann zu erkennen, dass ich auf einem falschen Weg war. Also habe ich mich über das 'California Conservation Corps' informiert, wo man im Grunde genommen in Nationalparks Wanderwege anlegen und Müll am Rande der Autobahnen aufsammeln kann. Aber man arbeitete mit einem Team von Leuten zusammen.»
Bei dieser Arbeit ereignete sich auch ein Feuer und die Aufgabe von ihm und seinem Team war, die Feuerwehrleute zu versorgen. «Da dachte ich: 'Wow, das ist wirklich cool, was ihr da macht. Ihr helft Menschen, Leben zu retten und Feuer zu bekämpfen.' Ausserdem hörte sich der Adrenalinrausch des Jobs wirklich cool an. Irgendetwas in mir sagte: 'Man, das wäre so cool, anderen Menschen zu helfen und diesen Job zu haben.' Also habe ich mich beim 'California Department of Forestry' beworben und die Stelle bekommen. So wurde ich im Alter von achtzehn Jahren Feuerwehrmann.»
Wie der Dunkelheit entkommen?
Er versuchte weiterhin, der Dunkelheit zu entkommen. «Da ich keine christlichen Freunde hatte, hörte ich auf die Weisheit dieser Welt, und die Leute sagten, vor allem als ich älter wurde: 'Hey, geh mit deinen Kumpels Skateboard fahren. Du wirst dich besser fühlen. Komm und häng mit uns ab.' oder 'Trinke und feiere.' Nun, ich habe das versucht, aber ehrlich gesagt, habe ich mich nie gut gefühlt.»
Später hörte er: «Kauf dir ein Haus, kauf dir ein Boot, kauf dir einen Truck, fahr nach Cabo mit all den Feuerwehrleuten.» Doch immer, wenn er etwas erreicht hatte, befriedigte ihn dies nicht endgültig. «Ich beschreibe es als eine Art schwarzes Loch in mir, in das ich alles Gute dieser Welt hineinwerfen konnte und es machte alles nur noch schlimmer. Ich war Feuerwehrmann, der dazu berufen war, anderen Menschen zu helfen, aber keine Ahnung hatte, wie er sich selbst retten konnte.»
Gefährdeter Suizid-Springer mit leerem Blick
Einer der Einsätze, die bei ihm die Suche nach der Wahrheit weiter auslösten, war ein Einsatz auf der Bay Bridge, «bei dem wir zu einem selbstmordgefährdeten, potentiellen Springer gerufen wurden, er war am Ende seiner Kräfte. Als Feuerwehrmann und Rettungssanitäter war es meine Aufgabe, mit ihm zu reden und zu versuchen, ihm die Hilfe zu geben, die er brauchte, um auf unsere Seite zurückzukommen, damit wir ihn ins Krankenhaus bringen konnten, um ihn zu behandeln. Und das bedeutet, eine Verbindung zu ihm zu haben. Aber als ich mit ihm sprach, sah ich ihm in die Augen und konnte eine Leere sehen. Und es war nicht so, dass dieser arme Mann böse war. Aber wie wir wissen, ist diese gefallene Welt ein Chaos.»
Jason Sautel erinnert sich weiter: «Wenn ich jetzt zurückblicke, kann ich sehen, dass er genauso leer war wie ich damals, und ich konnte die Leere in seinen Augen sehen. Und es war fast so, als gäbe es etwas Böses, das diese Leere vergrösserte und ihn dazu brachte, springen zu wollen. Dann schien es, dass wir ihn retten könnten und als würde er über das Geländer zurückkehren. Er sah mich mit dieser Leere in den Augen an, trat zurück und machte den Sprung. Und ich sah zu, wie er in den Tod stürzte.»
Eine Szene, die bleibt
Was Jason Sautel zu Tode erschreckte, war, «dass ich in seinen Augen dasselbe sah, was ich in meinen eigenen Augen sah, wenn ich in den Spiegel schaute, weil ich mich so leer fühlte und ich die Leere tatsächlich sehen konnte.»
Er stieg wieder ins Feuerwehrauto. «Wenn du zur Feuerwache zurückkommst, ist diese Szene immer noch in dir. Wenn du nach deiner 24- oder 48-stündigen Schicht die Feuerwache verlässt, nach Hause gehst und durch die Tür kommst und die Leute sagen: 'Papa ist zu Hause!' oder 'Mama ist zu Hause!', rate mal, was dann passiert? Die Szene ist immer noch präsent. Und sie bleibt in dir hängen.»
Er konnte nicht alle Menschen bei seinen Einsätzen retten. «Ich fühlte mich wie ein grosser Versager. Was viele Leute nicht verstehen, ist, dass unsere Ersthelfer auf allen Ebenen auch nur Menschen sind. Wenn die Leute also sehen, dass wir auf einen Vorfall reagieren oder vor Ort sind, sehen sie nur ein grosses rotes Feuerwehrauto wie einen Streitwagen. Und wenn wir dann mit der ganzen Ausrüstung aussteigen, sehen sie nur noch Ritter in glänzenden Rüstungen und Helden.» Aber hinter den Ausrüstungen und Abzeichen sind einfach Menschen, die anderen Menschen helfen wollen.
Einsätze bleiben haften
Egal ob es gut oder schlecht ausgeht, bleibt es an einem haften. «Das heisst, wenn man bei einem Feuer ist, nimmt man die Chemikalien und das schlechte Zeug auf. Und das ist physisch schlecht. Aber noch schlimmer ist es, wenn du am Schauplatz eines schrecklichen medizinischen Notfalls bist und zusiehst, wie jemand seinen letzten Atemzug tut, während seine Ewigkeit eingeschlossen wird, aber du bist derjenige, der versuchen muss, sein Leben zu retten, und währenddessen schreien die Familienmitglieder: 'Rettet sie! Rettet sie!' Und es gibt nichts, was du tun kannst.»
All diese Stressfaktoren nagten an ihm, «ich brauchte einen Ort, an dem ich das hinter mir lassen konnte. Ich bemerkte, dass die Leute, die in die Kirche gingen, glücklich waren. Und eines Abends kämpfte ich mit all den Traumata aus meiner Vergangenheit. Ich sagte: 'Ich möchte in eine Kirche gehen.' Ich weiss nicht, woher das kam.»
Doch weil er Shorts trug, wurde er am Eingang von den Begrüssern zurückgewiesen. «Plötzlich kam die Traurigkeit aus meiner Kindheit zurück, als ich nicht willkommen war und man mich abwies. Aber was mich am meisten erschütterte, war, dass ich in diesem Moment dachte: Ich ziehe Menschen aus brennenden Häusern, ich mache Herz-Lungen-Wiederbelebung und ich mache Mund-zu-Mund-Beatmung bei Kindern. Aber ich bin nicht gut genug, um in Ihre Kirche zu kommen, weil ich so angezogen bin? Aber ich sagte nur: 'Gut.'» Unter Tränen ging er weg und fasst kurz darauf den Entschluss, sich das Leben zu nehmen und all den Schmerz hinter sich zu lassen.
Wendepunkt
Auf unerklärliche Weise begann er nun aber, die Dinge in seinem Leben anders zu sehen. «Ich fing an, Gnade zu erkennen, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, was es war. Dies in Form von Menschen, die freundlich zu mir waren, obwohl ich es nicht verdient hatte.»
Er suchte weiter beim christlichen Glauben und fand zu Jesus Christus. «Es war nicht so, dass plötzlich alles Schlechte verschwunden wäre. Ich reagierte immer noch auf Notfälle. Ich sah immer noch das Schlimmste vom Schlimmsten. Aber ich hatte Klarheit, denn bevor ich Christ wurde, wusste ich nicht, was Sünde ist. Ich wusste nichts über die gefallene Welt. Ich wusste nicht, was Zerbrochenheit ist.»
Nun begann er, immer mehr zu verstehen. Und bei Jesus «hatte ich einen Ort, an dem ich den Schmerz aus diesen Szenen lassen konnte. Das heisst, wenn ich einen wirklich schwierigen Anruf hatte, konnte ich meine Bibel lesen. Ich konnte beten. Ich konnte die Heilige Schrift rezitieren. Und ich hatte den Leib Christi, die anderen Christen um mich herum, die mir halfen, mich durchzuarbeiten.»
Jesus bekämpft das, was wir nicht können
All seine Kämpfe konnte er nun mit Gott verarbeiten. «Jesus erinnert uns daran, dass er bekämpfen kann, was wir nicht können. Und er erinnert uns auch daran, dass er die Schlacht gewonnen hat. Und das gefällt mir sehr, denn genau darin liegt die Stärke, wir sind so schwach. Aber im vollkommenen Namen Jesu und in der Botschaft des Evangeliums, da liegt alles drin.»
Er bete dafür, dass Menschen Gott näher kommen und ihren Glauben auf Jesus setzen. «Und für jene, die schon Christen sind, bete ich, dass sie darüber nachdenken, was ihr Glaube wirklich bedeutet, denn ich habe in den vielen Jahren, in denen ich auf die schlimmen Dinge dieser Welt reagiert habe, gelernt, dass ich nichts reparieren kann, auch die Zeit kann das nicht. Zeit allein heilt nichts. Zeit mit Jesus heilt alles.»
Heute ist Jason Sautel Autor, christlicher Redner, Podcaster mit über 700'000 Facebook-Followern und Familienmann. Das Ehepaar hat vier Kinder und zwei Hunde, welche Sautel auf Trab halten.
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Autor: Jesus Calling / Daniel Gerber
Quelle: JesusCalling / gekürzte Übersetzung: Jesus.ch
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