Selbstverletzung überwunden
«Gottes Barmherzigkeit ist jeden Morgen neu»
Rachael Newham litt in ihren Teenagerjahren an Depressionen und Angstzuständen. «Ich verletzte mich jeden Tag selbst und wagte mich kaum nach draussen.» Ihre Welt schrumpfte…
«Die Sonne war zu hell für meine geschwollenen Augen, ich hatte Angst, dass andere meine Narben sehen würden, und ich konnte das glückliche Lächeln nicht ertragen, das der Sonnenschein in die Gesichter der Menschen zu zaubern schien», erinnert sich Rachael Newham.
«Ich versteckte mich vor der Schönheit, vergass die wechselnden Jahreszeiten, während ich wie Alice im Wunderland durch den Spiegel der psychischen Krankheit fiel und meine Welt schrumpfte.»
Selbst als sie begann, innerlich nach und nach zu heilen, tendierte sie dazu, drinnen zu bleiben «mit der Begründung, dass ich die Pollen in den Sommermonaten und die eisige Luft im Winter vermeiden wollte. Ich zog es weiterhin vor, mit einem Buch und einer Tasse Kaffee drinnen zu bleiben, anstatt den Elementen zu trotzen!»
Sohn ändert alles
Dann änderte sich alles, «als mein Sohn geboren wurde, denn er ist – wie jemand in der Gemeinde kürzlich kommentierte – ein 'Duracell-Hase', der frische Luft und offene Räume braucht, so wie ich Koffein brauche. Ich begann, die Art und Weise zu schätzen, wie der Herbst die Welt mit einem goldenen Hauch schmückt, und die Blüten des Sommers.»
Dann kam das Jahr 2020. «Als jemand, der an Asthma leidet, wagte ich mich in diesen ersten zwölf Wochen des strikten Lockdown nur sehr selten nach draussen; aber ich begann, einen Nervenkitzel der Freude zu bemerken, wenn ich die Blüte an den Bäumen vor meinem Fenster entdeckte oder Blumen durch die Ritzen im Bürgersteig krochen. Ich fand, dass das Festhalten dieser Momente unter dem klaren blauen Himmel mich an die Hoffnung auf Leben erinnerte, während die Zahl der Toten stieg.»
Den Ausweg finden
In diesem Frühjahr suchte Rachael Newham nach Glockenblumen, in Erinnerung an ihre verstorbene Grossmutter, die jeden Frühling sagte: «Hast du meine Glockenblumen gesehen?» Rachael: «Ich schäme mich zu sagen, dass ich sie nie gesehen habe, und so habe ich sie seit ihrem Tod Anfang des Jahres nach ihnen 'gejagt', um die Erinnerung an sie bei mir zu behalten.»
Die Glockenblumen-Suche war ein Weg, «meine Trauer zu kanalisieren, und ich denke, dass wir alle Wege finden müssen, unsere Trauer zu kanalisieren während wir hoffentlich zum letzten Mal aus dem Lockdown auftauchen. Es ist ein seltsamer Widerspruch: Die Freude an der Schönheit und den neuen Freiheiten zu akzeptieren, gekoppelt mit dem, was verloren gegangen ist.»
Glaube trägt
Kraft findet Rachael Newham im christlichen Glauben. «Wir müssen einen Weg finden, die Menschen zu ermutigen, diese Trauer und Freude im Gottesdienst vor Gott zu bringen.»
Rachael spricht von einer Zeit der Klage «und ich glaube, dass die Klage ein wesentlicher Teil davon ist, wie wir trauern und mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie fertig werden können.» Es gehe auch darum, dass christliche Gemeinden sichere und einladende Räume sind, «in die wir wieder eintreten können, aber auch, wie wir uns unseren eigenen persönlichen Kämpfe um die psychische Gesundheit und der allgemeinen Krise der psychischen Gesundheit stellen können.»
«Barmherzigkeit täglich neu»
Rachael Newham hälft fest: «In Psalm 23 singt David davon, dass Gott uns zu stillen Wassern und grünen Weiden führt und es könnte sein, dass wir uns in unserem Gebetsleben in der freien Natur bewegen; dass wir im Gebet mit Freunden spazieren gehen und darüber diskutieren, wie wir diese nächsten Monate bewältigen können. Es geht auch darum, die Gefühle zu verarbeiten, die die Öffnung der Gesellschaft mit sich bringen wird, und das wissen, dass Gott in all dem unser Trost und unser Wegweiser ist.»
Diese schöne Welt ist zerbrochen, beobachtet Rachael Newham, «aber die Barmherzigkeit Gottes erhebt sich mit jedem Morgen brandneu, und wir können darin ruhen, ob in Zeiten grosser Trauer oder voller Freude».
Heute ist Rachael die Projektleiterin für psychisch gesunde Gemeinden bei «Kintsugi Hope». Sie gründete darüber hinaus die Wohltätigkeitsorganisation für psychische Gesundheit «Think Twice» und verfasste das Buch «Learning to Breathe» («Atmen lernen»).
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Autor: Rachael Newham / Daniel Gerber
Quelle: womanalive.co.uk / Übersetzung: Jesus.ch
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