Privileg des Singleseins

«Vielleicht hat Gott mit langjährigen Singles Besonderes vor»

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Robin Hugentobler (Bild: zVg)
«Singles haben grosse Möglichkeiten», ist Robin Hugentobler überzeugt. Obwohl er zuversichtlich ist, eines Tages eine Frau fürs Leben zu finden, konzentriert er sich darauf, die Singlejahre gewinnbringend für Gott zu investieren.

Robin Hugentobler (26) ist seit knapp drei Jahren Pastor in der FEG Buchs – und Single. Nein, er will nicht sein Leben lang ledig bleiben. «Eigentlich hatte ich schon vor Jahren den Wunsch, eine Frau zu daten.» Es machte dann aber nie so richtig «klick» und so ist er bislang Single geblieben. «Irgendwann freundete ich mich mit dem Gedanken an, dass ich wohl etwas länger Single bleiben werde als viele meiner Kollegen.» Diese Option war für Robin nicht erschreckend, verhalf ihm sogar zu einer positiven Sicht aufs Singlesein.

Die Zeit als Single ist ein Privileg

«Erst in letzter Zeit begann ich, den Wert des Singleseins zu entdecken,» berichtet Robin. «Ich lebe jetzt in einer einmaligen Zeit und möchte diese auch sinnvoll nutzen.» Paare sind zeitlich mehr absorbiert und wenn dann noch Kinder dazukommen, liegen die Prioritäten zu grossen Teilen in der Familie. Singles hingegen haben viel mehr Möglichkeiten, ihre Zeit zu gestalten und Dinge zu tun, die sonst nicht möglich wären.

«Eine gewisse Unklarheit gehört wohl zum Singlesein dazu», räumt Robin ein. Mit Jesus hätten wir aber ein gutes Vorbild. «Es geht nicht darum, das Glück in einem Partner zu suchen, sondern in unserer Beziehung zu Gott. Jesus lebte ein erfülltes Leben und machte seine Identität alleine vom Vater abhängig. Ihm als Single nachzufolgen, ist ein grosses Privileg.»

Gott formt Menschen in der «Dunkelheit»

«Gott arbeitet an unserem Charakter. Je mehr unser Charakter auf ihn ausgerichtet ist, desto mehr kann er durch uns bewegen.» Robin vergleicht dies mit einem Baum. «Zuerst wachsen in der Dunkelheit die Wurzeln. Erst später wird der Baum und noch später dessen Früchte sichtbar. Und Gott ist nie in Eile.» Als Beispiel erwähnt er Josef, der oft Wartezeiten durchlebte. «Für mich ist die Geschichte von Josef zum Beispiel geworden, wie Gott Menschen während Wartezeiten formt.»

Robin ist überzeugt, dass die Singlezeit eine wichtige Rolle in der Charakterbildung spielt. Seine Erfahrungen in Wohngemeinschaften waren eine gute Möglichkeit, charakterlich zu wachsen. «Ich kann mir sogar vorstellen, dass viele, die lange Zeit Single sind, von Gott so geführt werden, damit sie tiefe Wurzeln erhalten. Vielleicht sind es manchmal gerade die langjährigen Singles, mit denen Gott Besonderes vorhat.»

Sein Wunsch für diese Zeit ist: «Ich möchte die beste Version meiner selbst werden, an meinem Charakter arbeiten, Zeit mit Gott verbringen – alles Dinge, für welche ich vielleicht in Zukunft weniger Zeit habe.»

Singlesein hat viel mit Sex zu tun

Um als Single so zu leben, wie es Gott gefällt, gehört ein guter Umgang mit der Sexualität dazu. Dies ist eine tägliche Herausforderung – und nicht nur für Robin, der als Pastor eine Vorbildfunktion innehat. «Ich habe enormen Respekt vor jedem, der längere Zeit Single ist und sich dafür entscheidet, bezüglich seiner Sexualität so zu leben, wie es Gott gefällt.» Die Einstellung, schnell zu heiraten, um nicht in Versuchung zu geraten, entspricht Robin nicht. «Zuerst sollte zu einem gesunden Umgang mit der Sexualität gefunden werden.»

«Die Welt sagt uns, wir müssten in unserer Jugend bereits erste sexuelle Erfahrungen machen. Das ist eine der grössten Lügen!» Hier ist Robin sehr klar. Er ist nicht dagegen, früh zu heiraten; «aber wenn es bei dir in der Liebe Anfang zwanzig noch nicht klappt, dann verpasst du nichts.»

Und dann wird er richtig leidenschaftlich: «Singles, macht bitte keine Kompromisse mit Pornographie! Ihr habt jetzt die Chance, eine gesunde Sexualität zu entwickeln und diese dann in eine Ehe mitzunehmen.» Er selbst wurde mit elf Jahren zum ersten Mal mit Pornographie konfrontiert und war dann jahrelang in einer Sucht gefangen. «Ich glaube, dass viele auch deshalb lange Single bleiben, weil sie aufgrund ihres Pornographie-Konsums jegliches Selbstvertrauen verlieren.» Robin ist dankbar, dass Gott ihn von der Sucht freigemacht hat. «Pornographie ist eine zerstörerische Kraft und es lohnt sich, sich mit aller Kraft davor zu schützen.»

Singles sind vollwertige Personen

«Am Ende werden wir alleine, ohne Partner, vor Gott stehen», sagt Robin. Und dann wird es nicht das Wesentliche sein, ob wir früh oder überhaupt nie geheiratet haben. Er selbst wäre gerne schon verheiratet. Trotzdem ist er der Überzeugung, dass Singles gegenüber Paaren nicht benachteiligt sind. «Jesus war Single, Paulus war Single – und wir haben keinen Hinweis, dass sie dadurch irgendwie benachteiligt gewesen waren.» Eine Ehrensache war das Ledig-Sein damals mit Sicherheit nicht. In diesem Sinn will Robin alle Singles ermutigen: «Du bist eine ganze Person. Dir fehlt nichts, du bist eine vollwertige Person.» Und auch, wenn in der Gesellschaft oder auch in christlichen Gemeinschaften vermittelt werden sollte, dass ein Single in der Entwicklung steckengeblieben ist, ist dies noch lange nicht der Fall.

Keine Angst, zu kurz zu kommen

Menschen leben oft in der Angst, in irgendeiner Sache zu kurz zu kommen. Das gilt auch für Singles. Natürlich erleben sie im Vergleich zu Paaren und Familien Herausforderungen. Das bedeutet aber nicht, dass ihr Leben weniger erfüllt oder gar weniger wertvoll ist. «Wieso nicht die Zeit als Single dazu nutzen, um Freundschaften aufzubauen?» Er selbst schätzt das Zusammensein mit Freunden sehr. Und Männerfreundschaften können kaum jemals besser aufgebaut werden als in den Jahren des Singleseins – und genau diese Freundschaften sind es, die oft ein Leben lang Bestand haben.

Nein, es gibt keinen Grund, sich fürs Singlesein zu schämen oder diesen Zustand als minderwertig zu betrachten. Egal, ob man auf Partnersuche ist oder nicht: Die Singlezeit sollte auf jeden Fall geschätzt werden.

Zum Thema:
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Datum: 08.02.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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