Sein Dorf im Kosovo brannte nieder
Leid, Krieg und Schlägereien hatten nicht das letzte Wort
Egzon Shala sah, wie sein Dorf brannte, als seine Eltern mit ihm und seinen Geschwistern vor dem Krieg im Kosovo flohen. Neun Jahre der Unsicherheit zuerst im deutschen und dann im schweizerischen Asylverfahren folgten. Keine Perspektive, Leid, Hass und Schlägereien zeichneten seinen Weg… doch heute arbeitet er als christlicher Leiter in der Schweiz als Brückenbauer.«Ich bin im Kosovo in der Stadt Peja geboren und in einer muslimischen Sippe aufgewachsen, ich hatte eine gute Kindheit», erinnert sich Egzon Shala. Dann erreichten die Wirren des Krieges 1999 auch sein Heimatdorf.
Die ganze Familie floh. Vom Kosovo aus ging es via Montenegro nach Albanien und mit einem typischen Flüchtlingsboot nach Italien. «Wir waren wohl zwischen 100 bis 200 Menschen auf dem Boot.»
Zuerst kam die Familie in einem Asylzentrum in Italien unter und wurde danach nach Deutschland verlegt. «Ich merkte, dass das viel mit mir macht: der Krieg, ich wusste noch, wie unser Dorf brannte, wie wir dann mit Lastwagen und Flüchtlingsbooten flohen...»
Ängste, Sinnlosigkeit und Gewalt
Das alles löste viele Ängste aus, Egzon Shala litt unter Sinnlosigkeit. 2000 in Deutschland gelandet, musste er als Ausländer eine neue Sprache lernen. «Ich war immer der Ausländer und fühlte mich nie daheim. Ich hatte Angst vor der Zukunft und davor, ausgeschafft zu werden.»
Drei Worte prägten ihn: «Sinnlosigkeit, Angst und Hass. Ich wusste nicht, wie es weitergehen soll. Ich war frustriert über mich selbst und über Deutschland. Das äusserte sich auch in Schlägereien und Gewalt.»
Untergetaucht …
Dann wurde 2004 der Abschiebungstermin von der Deutschen Regierung gesetzt. «Meine Eltern entschieden sich dazu, unterzutauchen und in der Schweiz neues Glück zu suchen. Hier begann der gleiche Prozess, sie beantragten wieder Asyl.» Schnell aber war der negative Entscheid da.«Wieder Angst und Hass. Ich beendete die 10. Klasse, konnte anschliessend aber nichts tun. Ich hätte drei verschiedene Lehrstellen gehabt, durfte diese aber nicht antreten wegen der drohenden Ausschaffung. Ich hatte keine Lehre, kam auf dumme Ideen. Ausgang, Alkohol und Schlägereien – ich kam mit der Polizei in Berührung.» Alles spitzte sich zu.
In der neunten Klasse jedoch hatte er Aline, seine künftige Frau, kennengelernt. «2007, mitten in dieser schwierigen Zeit, ging ich ihr zuliebe mit in eine christliche Gemeinde. Ich wusste nicht, was das ist. Doch ich war beeindruckt, die Musik gefiel mir und die Atmosphäre sprach mich an. Von der Predigt verstand ich nicht viel, das Ganze aber machte mich neugierig. Mehr und mehr ging ich hin und auch das Interesse an der Bibel wuchs.»
… aufgetaucht
Egzon Shala entschied sich 2008 für Jesus. «Ich erkannte, dass Jesus mich mit meiner unklaren Perspektive genau gleich liebt wie die Schweizer, denen es viel besser ging. Ich erkannte und glaubte, dass Jesus auch für mich am Kreuz gestorben ist, für meine Sünden und Fehler. Mir tat es leid, wo ich aus Hass heraus reagiert und Schlägereien angezettelt hatte. Und ich sprach denen Vergebung zu, die mich geplagt hatten. Ein paar Tage später liess ich mich taufen.»
Jetzt sah er nicht mehr die Schweiz als Paradies an, sondern Jesus. «Ich merkte, dass die Angst, abgeschoben zu werden, wich. Denn ich war in Gottes Händen, nicht in denen der Schweizer Regierung. Der Hass ging und wo vorher die Wut regierte, strömte Liebe zu den Menschen herein. Mein Herz wurde verändert von Jesus.»
Sein Wandel blieb nicht unbemerkt: «Meine Familie sah, wie sich das Leben ihres kriminellen Sohnes veränderte, wie Jesus mein Leben veränderte. Sie hatten zwar Befürchtungen, was die anderen Verwandten sagen würden. Doch sie waren auch sehr glücklich über meine Veränderung, wir haben uns wirklich gern und ich liebe meine Familie.»
Abgeschoben … und wieder da
Zwei Tage nach der Taufe, im November 2008, wurde Egzon Shala mit Eltern und seinem Bruder abgeschoben. «Jesus kam aber mit nach Pristina, nach neun Jahren Asylleben und Untertauchen – darum verstehe ich Asylsuchende so gut, da ich weiss, was sie erleben können. Jesus kam mit mir im Flieger mit.»Nicht die Schweiz, sondern Jesus in ihm gab ihm die Hoffnung auf die Herrlichkeit. «Ich besuchte eine christliche Gemeinde im Kosovo, fand eine Arbeitsstelle und wuchs in Glauben.
Mit Aline war er bereits verlobt, «wir skypten jeden Tag, beteten und lasen in der Bibel. Jesus sprach dabei zu uns. Ich erkannte, dass meine Berufung erstmal in der Schweiz ist. Im Sommer 2009 kehrte ich zurück. Wir heirateten, ich durchlief eine Ausbildung als Carrosseriesattler, arbeitete danach als Asylbetreuer und mache jetzt eine Weiterbildung als Migrationsfachmann.»
Inzwischen arbeitet Egzon Shala als Schulleiter des «&cultures» Intercultural Leadership Training, und ist Koordinator der Interkulturellen Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Evangelischen Allianz.
«Jesus ist fähig, unsere Leben und uns zu verändern, er geht mit uns durch dick und dünn.»
Zum Thema:
Den kennenlernen, zu dem Egzon Shala gefunden hat
«&Cultures»: Reich-Gottes-Mentalität statt getrennten Gemeinden
«& Acts»: «Wir träumen von neuen Gemeinden und Jesusbewegungen»
Kulturschule für Asylsuchende: Freikirche «GPMC Thun» setzt ein Zeichen in der Gesellschaft
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch
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