Ein Timeout mit Folgen

Im Auge des Sturms hat sie Ruhe gefunden

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Problematische Verhaltensweisen in ihrem Leben erwischten Ruth (Name geändert) immer wieder eiskalt. Dazu kamen mehrere einschneidende Verlusterfahrungen. Ruth funktionierte, gleichzeitig war sie voller Aggressionen gegenüber sich selbst und anderen. Als sie mit sofortiger Wirkung ihre Arbeitsstelle verliert, kapituliert sie. Gleichzeitig ist ihr klar, dass sie mehr braucht als 'nur' Gespräche mit dem Psychiater.

Ich begann meine Zeit in der Casa Immanuel mit einem Vier-Wochen-Resilienzkurs Anfang 2018. Während dieses Kurses wurde mir bewusst, dass ich für die Aufarbeitung meiner biografischen Knackpunkte wesentlich mehr Zeit benötigte als ursprünglich angenommen. So entschied ich mich, nach Ende des Kurses noch nicht nach Hause zu gehen, sondern im Rahmen eines Timeouts hier zu bleiben.

Mit welchen Themen haben Sie sich auseinandergesetzt?
Für mich fühlte es sich an, als wäre ich in ein U-Boot eingestiegen und spiralförmig in die Tiefe gefahren. Manchmal erlebte ich Wut, Frust und Trauer, als ich erkannte, wie tief sich gewisse Prägungen in mir eingefressen hatten. Diese Auseinandersetzungen führten mich bis zur Grundsatzfrage, ob ich wirklich leben will oder nicht. Mir wurde auch bewusst, welch ausgeprägte Ich-Sucht aus meinen Verletzungen entstand. Diese Erkenntnis war sehr schmerzhaft und mit meiner Ungeduld nicht zu vereinen!

Was haben Sie gemacht?
Ich war dermassen weit weg von mir selbst, dass ich viel Zeit brauchte, um mich überhaupt wieder zu spüren. Ich war extrem müde und musste mich zu Beginn des Timeouts erst einmal richtig erholen. Gleichzeitig begann ich mit Unterstützung der Lebensberater, in kleinen Schritten meine Themen aufzuarbeiten. Neben den Beratungsgesprächen half mir die Maltherapie, an meine Gefühle heranzukommen und für mich wichtige Erkenntnisse ans Licht zu bringen. Im Atem- und Stimmcoaching konnte ich üben, in der Körperwahrnehmung und Bauchatmung zu bleiben, was mich unterstützte, aus schwierigen Gefühlen auszusteigen.

Nebenbei begann ich, Arbeiten im Freien zu verrichten, da mir die körperliche Betätigung half, meine inneren Spannungen abzubauen. In Absprache mit den Verantwortlichen durfte ich selbständig kleinere Aufträge im Gartenbereich der Casa Immanuel umsetzen, was meine Verarbeitungsprozesse unterstützte. Da war z.B. das Schneiden der Rosen, das für mich zu einer eindrücklichen Selbsterfahrung wurde: Das massive Zurückstutzen bewirkt in der Rose eine gewaltige, neue Lebenskraft!

Warum würden Sie das Timeout weiterempfehlen?
Ich bin während meines Timeouts wie ein Adler in einen gewaltigen Sturm hineingeflogen und habe das innere, ruhige «Auge des Sturms» entdeckt. Ich bin immer mehr angedockt bei Jesus, meiner innersten Quelle. Was mich früher angetrieben hat, besitzt nicht mehr diese zerstörerische Macht in meinem Leben. Es lohnt sich tatsächlich, mithilfe des Versöhnungswegs die biografischen Verletzungen aufzuarbeiten, da man sich und seinem Schöpfer dadurch näher kommt. Je mehr ich meine wahre Identität entdecke, desto mehr wächst auch die Liebe. Ich fühle mich privilegiert, dass ich diesen Weg gehen darf. Die Krise ist ein Neuanfang für mich!

Zur Webseite:
Timeout in der Casa Immanuel

Zum Thema: 
Der Reset-Knopf: Ein Neuanfang ist möglich – immer
Biosphäre 2 und wir: Warum Stürme in unserem Leben wichtig sind
Vor Gott zur Ruhe kommen: Jeder braucht seine Insel

Datum: 29.01.2019
Quelle: CasaImmanuel

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