Amputierte Air-Force-Pilotin
«Mit Gottes Hilfe ist alles möglich»
Christy Wise ist die erste Air-Force-Pilotin mit einem amputierten Bein: Nachdem sie 2015 von einem Boot überfahren wurde, musste ihr rechtes Bein abgenommen werden. Längstens fliegt sie wieder. Mit Gottes Hilfe sei alles möglich, sagt Christy Wise heute.Am 11. April 2015 geschah das Unglück: «Ich war mit einer Gruppe von Leuten zusammen, die an der Zertifizierung für das Tauchen gearbeitet hatten. Wir hatten zwei Tauchgänge gemacht und waren dann beim Wakeboarden.» Mit ihrem Freund Tim paddelte sie in einer nahen Bucht.
«Es ist etwas, was ich schon 100 Mal gemacht habe. Es ist ein geschütztes Gebiet ohne Bootsverkehr. Wir lagen nur auf unseren Brettern und schauten auf die Sterne am Himmel. Als ich aufblickte, sah ich ein Boot mit roten und grünen Lichtern auf mich zukommen. Das erste, was ich tat, war, meine Stirnlampe abzunehmen, und ich winkte sie am Boot und erwartete, dass das Boot um mich herumfährt.»
Als sie merkte, dass das Boot nicht abdreht sprang sie ins Wasser. Sie konnte sich vom Bootsboden abdrücken, mit dem Ziel, dem Propeller zu entgehen. Doch ihr rechtes Bein wurde getroffen.
«Jesus hilf mir»
Tim eilte herbei. «Jesus hilf mir», habe sie gesagt. Tim erkannte, dass sie viel Blut verliert. «Er benutzte sein Hemd, um mein Bein zu binden.» Sie wurde an Bord eines Fischerboots gebracht. Bald folgte eine 45-minütige Fahrt ins Traumazentrum in Pensacola. «Die Schmerzen traten erst auf halbem Weg während der Fahrt auf.»
Auf der Fahrt in der Ambulanz habe sie sich an einen Freund in der Akademie erinnert, der bei einem Bootsunfall sein Bein unter dem Knie verloren hatte. «Er war zum Fliegen zurückgekehrt und das war eigentlich ziemlich cool, denn im Krankenwagen dachte ich mir schon: 'Also, ich kann mein Bein nicht fühlen - das ist wahrscheinlich nicht gut', und ich sagte zu mir: 'Okay, im schlimmsten Fall hat es Ryan zurück zum Fliegen geschafft, das kann ich auch.'»
Bruder holte Olympiatitel
Die Befürchtungen trafen ein: Christys rechtes Bein musste amputiert werden. Verzweifelt gewesen sei sie aber nie. Chirurgen, Polizisten und jene, die im Wasser halfen, sagten einhellig: «Wir sind seit Jahren hier und niemand überlebt diese Art von Unfall; wir können nicht glauben, dass du lebst.» Andere Piloten mit Amputationen riefen sie im Krankenhaus an und unterstützten sie, ebenso wie ihre Schwester Jessica und ihr Bruder David Wise.
Eine grosse Hilfe war ihr christlicher Glaube. Schon seit jungen Jahren ist sie mit Gott unterwegs, gleich wie ihre Geschwister. Ausserdem waren die drei immer schon sportlich aktiv. David Wise holte 2014 und 2018 sogar Olympia-Gold im russischen Sotschi sowie im koreanischen Pyeongchang in der Ski-Halfpipe im Herren-Freestyle.Christy errang 2005 die Landesmeisterschaft im Slalom sowie in der Gesamtwertung, danach schlug sie jedoch eine Laufbahn beim Militär ein. «Ich habe die Akademie 2009 abgeschlossen und bin für zwei Jahre zur Pilotenausbildung gegangen. Ich war Leutnant und flog F-130s und ein paar verschiedene Modelle. Ich wollte gerade nach Arizona ziehen, als mein Unfall passierte.»
Wie im Garten Gethsemane
«In dieser ersten Nacht, als ich mit Jessica an meiner Seite im Krankenhausbett lag, fühlte ich mich wie Jesus im Garten von Gethsemane, weil ich wusste, dass ich damit umgehen konnte. Ich wusste schon damals, dass Gott erstaunliche Dinge mit unserer Geschichte machen würde, aber ich wollte es nicht tun. Also betete ich: 'Gott, nimm diesen Becher von mir, nimm ihn zurück.'»
Schon während der Reha-Zeit begann sie eine Stiftung zu gründen: «Eigentlich war es Tim, der es vorgeschlagen hatte. Er sagte: 'Hey, wir haben so viel Unterstützung bekommen, wir müssen etwas Positives damit machen.' So gründete er am Ende des Sommers an dem Ort, wo der Unfall passiert war, eine gemeinnützige Organisation und führte eine Spendenaktion durch. Mein Wunsch war, dass es ein Paddleboard-Event wird.»
«One Leg Up on Life»
Aus dieser Veranstaltung entstand die Non-Profit-Organisation «One Leg Up on Life» was ungefähr übersetzt für «Ein Bein im Leben» steht. «Es war, als würde man sagen: 'Dieser Unfall wird mich nicht umhauen. Ich werde keine Angst vor dem Wasser haben.' Ich wollte es auch dort tun, weil es eine sensationelle Geschichte in dieser Gegend geworden war. Die Leute hatten die Geschichte von dem Mädchen mit dem Paddelbrett gehört, das den schlimmen Unfall überlebt hatte.» So kamen 80 Paddleboarder zum Event und mit dem gesammelten Geld wurde Kindern in Haiti geholfen, die ebenfalls fehldende Gliedmassen hatten.
Zurück im Cockpit
Seit 2016 sitzt Christy Wise wieder im Cockpit. «Wir sind zu mehr fähig, als wir denken», sagt sie. «Besonders mit Gott bist du zu allem fähig. Etwas, was mir einer meiner amputierten Freunde schon sehr früh in meiner Reha sagte und das ich nie vergessen werde, ist: 'Hadere nicht eine Sekunde lang mit dem, was du verloren hast, sondern freue dich auf das, was du jetzt bewirken kannst und wer du werden kannst'.»
Wenn sie Kämpfe habe, denke sie an diesen Satz. Sie könne eine neue Geschichte schreiben. Und es sei eine «Gottesgeschichte».
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Quelle: Livenet / Risen Magazine
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