Endlich frei
30 Jahre fälschlich in der Todeszelle, aber nicht verbittert
Drei Jahrzehnte verbrachte Anthony Ray Hinton in der Todeszelle in einem Gefängnis in Alabama – für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte. Drei Jahre nach seiner Entlassung tritt er nun mit einem Buch an die Öffentlichkeit und erklärt, was ihn durch diese schweren Jahre getragen hat.
1985 wurde er verurteilt, zwei Mitarbeiter eines Restaurants ermordet zu haben. Mehr als dreissig Jahre später wurde das Urteil geändert und er konnte die Todeszelle als freier Mann verlassen.In seinem Buch «The Sun Shines: How I Found Life and Freedom On Death Row» (frei übersetzt: «Die Sonne scheint: Wie ich Leben und Freiheit in der Todeszelle fand») beschreibt Anthony Ray Hinton, wie sein Glaube ihn trug, während er hinter Gittern auf den Tod wartete – und wie er ihm geholfen hat, jenen zu vergeben, die ihn fälschlich angeklagt hatten.
Die Kugeln passten nicht
Des Verbrechens beschuldigt wurde er, weil am Tatort dieselben Kugeln gefunden wurden wie im Hause von Hintons Mutter. Ballistische Tests wurden mit der Waffe jedoch nicht durchgeführt.
Während 16 Jahren kämpfte die NGO «Equal Justice Initiative» für ihn, die sich für Menschen einsetzt, die offenbar unschuldig sind. Der Fall wurde schliesslich wieder hervorgeholt – und es stellte sich heraus, dass die Kugeln des Täters nicht aus der entsprechenden Waffe abgefeuert worden waren…
«Es gibt einen Gott»
Die Freiheit erlangte er am 3. April 2015 wieder, sämtliche Anklagen wurden fallengelassen. «Ich will, dass ihr wisst, dass es einen Gott gibt, der lebt», sagte Anthony Ray Hinton zu den Reportern an dem Tag seiner Freilassung.
Und er hielt weiter fest: «Er will uns verteidigen. Und er hat mich verteidigt. Ich will ihm einfach Danke sagen. Ich schäme mich nicht zu sagen, dass er mir nicht einfach einen Anwalt geschickt hat, sondern die besten Anwälte. Ohne sie hätte ich es nicht machen können.»
Er bietet Gebet an
«Ich werde weiter für euch beten, wie ich es in den letzten 30 Jahren getan habe», erklärte Anthony Ray Hinton den Familien der Opfer. «Es war ein Justizirrtum, nicht nur mir gegenüber, sondern auch für die Familien.»
In den letzten Monaten und Jahren gewährte er weitere Einblicke in seine Zeit in der Todeszelle. «Ich habe nie so etwas Schlimmes gerochen wie einen Menschen, der in Brand gesetzt wird. Als ich ins Gefängnis kam, wurden vier Männer exekutiert. Gerade war der Dritte an der Reihe und ich bat den Wächter, ob er mir nicht etwas geben könne, damit ich das nicht rieche. Er antwortete, dass es nichts gebe, und nebenbei bemerkte er, dass eines Tages andere mein Fleisch riechen würden.»
«Auch Jesus war fälschlich angeklagt»
Trotz allem betete Anthony hinter Gittern unter anderem für die Regierung, für die Justiz und auch die Opfer. In seinem Buch beschreibt er unter anderem, dass er sich daran erinnerte, «dass auch Jesus verfolgt und fälschlich angeklagt wurde, für Dinge, die er nicht getan hatte. Doch er tat alles, um die Menschen zu lieben und die Welt zu retten.»
Wenn auch er für etwas hätte sterben müssen, das er nicht getan hat, dann wäre es eben so gewesen. «Mein Leben ist nicht in den Händen der Justiz. Mein Leben ist in Gottes Händen.»
Bitterkeit töte die Seele. «Ich kann nicht hassen, denn meine Bibel gebietet mir, nicht zu hassen. Ich habe die schlimmsten Auswirkungen des Hasses gesehen. Was bringt uns der Hass?»
Hier ein Video von Anthony, kurz nach seiner Freilassung:
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / BCN / CBN / ABC
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