Trotz Cystischer Fibrose

Markus Hänni: «Ich bin eine fröhliche Natur»

Markus Hänni hat Cystische Fibrose, eine Erbkrankheit, die ihn seit seinem zweiten Lebensjahr prägt. Die Ärzte gaben dem Berner nicht lange zu leben. Unterdessen ist er 35.

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Markus Hänni
Früher lachte Markus, um das Leid ertragen zu können. Heute kommt seine Freude von innen. Und er gibt sie auf ansteckende Weise weiter – auf der Bühne im Theater und im Gespräch mit dir und mir.

Markus Hänni wächst mit seinem Zwillingsbruder und zwei älteren Geschwistern in Toffen BE im Gürbetal auf. Bis zu seinem zweiten Lebensjahr ist bei Familie Hänni alles im Lot. Dann beginnt der Sohn eines Kaufmanns zu husten; so stark, dass er ins Spital muss. Markus kann fast nicht mehr atmen, es ist unklar, ob er über den Berg kommt. Klar ist nur die Diagnose: Cystische Fibrose, auch Mukoviszidose genannt. Bei dieser tödlichen Erb- und Stoffwechselkrankheit ist der Wassergehalt in den Körpersekreten zu gering. Sie fliessen schlecht ab und die Organe verschleimen. Bakterien verursachen immer wieder Lungenentzündungen. Auch die beiden Brüder sind von der Krankheit betroffen, jedoch nicht so ausgeprägt.

Ein guter Schüler

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Markus Hänni mit seinem Bruder in jungen Jahren
Markus erholt sich und kämpft sich durchs Leben. Es folgen täglich stundenlange Therapien und wiederholte Spitalaufenthalte. Unbeschwerte und belastende Zeiten wechseln sich ab. Entgegen aller ärztlichen Prognosen erlebt Markus seine Einschulung und bringt gute Noten nach Hause. Seine Eltern unterstützen ihn, wo sie nur können. Sie leben ihren Kindern von klein auf den christlichen Glauben vor. Der Junge zweifelt nicht eine Sekunde daran, dass es einen Gott gibt, der ihn geschaffen hat und liebt. «Die 'Warum-Frage' tauchte erst später im Jugendalter auf», sagt Markus.

Ärzte am Ende

Als sich alles um Beruf und Zukunft dreht, wird Markus bewusst, dass ihm so manche Türe verschlossen bleiben wird. Ein Physikstudium kommt aufgrund seiner vielen Absenzen nicht in Frage, auch der Traumjob Pilot entfällt. Und der Stempel «UT» für «untauglich» bei der Aushebung versetzt ihm einen Stich ins Herz.

Markus lernt Kaufmann und findet eine Stelle in der Telekommunikation in Bern. Doch seine Gesundheit verschlechtert sich zunehmend. Markus hustet Blut. Die Mediziner sind mit ihrer Weisheit am Ende. Nun könne er nur noch auf ein Wunder hoffen, heisst es. Markus ist 25 und auf einmal wird ihm alles zu viel.

Er erinnert sich: «Eine Beziehung war in die Brüche gegangen, ich empfand mich nur noch als Last für mein Umfeld. Weshalb sollte ich mir dieses Leben noch länger antun, wenn es doch eh bald vorbei sein würde?» In der Bibel sucht er nach Rechtfertigung, um seine Lebenslichter auszulöschen. Doch er findet keine.

Die Lebenslichter flackern

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Markus Hänni mit seiner Frau Barbara
Drei Jahre hat er insgesamt im Spital verbracht, kennt den Zugang zum Giftschrank bestens. Sein Plan steht fest. Die Überdosis eines injizierten Medikaments soll seinen Herzmuskel lähmen und ihn langsam einschlafen lassen – für immer. Aber Markus wacht wieder auf. «Drei erwachsene Männer wären mit dieser Dosis normalerweise one-way in den Himmel befördert worden», sagt er. Heute kann er darüber lachen. Und auch damals, im Sommer 2005, erfüllte ihn eine nie gekannte Freude, ein Hunger nach Leben und eine tiefe Dankbarkeit Gott gegenüber, dass das Vorhaben gescheitert war.

Zwei Gesichter

Heiterkeit hat im Leben von Markus Hänni schon immer eine wichtige Rolle gespielt; genauer gesagt, er hat diese Rolle gespielt, hat den Fröhlichen gemimt und durch sein Lachen die schlechten Nachrichten der Ärzte übertönt. Aus diesem «Schutzlachen», wie er es selbst nennt, ist ein herzhaftes, befreites Lachen geworden. Eine Freude, die direkt aus dem Herzen kommt. «Ich bin eine fröhliche Natur», sagt Markus. «Gottes Liebe ist die Quelle, aus der ich schöpfe.» Und diese Liebe gibt er weiter: an das Publikum, wenn er im Gottesdienst oder an Hochzeiten Theater spielt, an die Menschen, die ihm begegnen – und an die drei «Frauen», mit denen er sein Leben teilt.

Keine Angst vor dem Tod

Allen Unkenrufen zum Trotz ist Markus Hänni seit 2012 glücklich verheiratet und Vater von einjährigen, gesunden Zwillingsmädchen. Parallel zur Hochzeit ist sein Buch erschienen. Der plakative Titel «Eigentlich müsste ich längst tot sein» zeigt, dass er das Thema Sterben nicht scheut. Markus bestätigt: «Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Ich bin sicher, dass ich in Gottes Armen lande.» Auf die «Warum-Frage» hat er keine Antwort gefunden. «Darüber zu grübeln, treibt nur die Negativ- Spirale an», sagt Markus und bekräftigt: «Ich bin dankbar, medizinisch so gut versorgt zu sein. Auch wenn ich täglich drei Stunden für die Therapie aufwenden und an die 30 Tabletten schlucken muss: Mein Leben ist ein Geschenk von Gott. Ich will jeden einzelnen Tag geniessen. Ich weiss ja nicht, wie viele es noch werden – wenn es nach mir geht, jede Menge!»

 

Zur Webseite:
Homepage von Markus Hänni

Zum Buch:
«Eigentlich müsste ich längst tot sein»

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Datum: 21.09.2016
Autor: Manuela Herzog
Quelle: jesus.ch-Print

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