Glamour oder Gott?
Tina Weiss hat sich für den Glauben entschieden
In der Partyszene, der lauten Welt von Konsum, Bewunderung und Reiz, suchte Tina Weiss ihr Glück. Jahrelang hat sie das ausschweifende Leben mit Sex, Mode, Drogen und Verführung zelebriert. Als sie mit ihren seelischen Kräften am Ende war, begegnete sie Gottes Liebe. Und die schöne Bernerin krempelte ihr Leben um.
Die gelernte Buchhändlerin ist früh in der Welt des Glamours gelandet. Manche junge Frau würde sich gern an ihrem Platz sehen. Mit ihren Engagements bei Playboy, in Telebärn, bei 20Minuten und Blick am Abend hat Tina Weiss als Mode-Kolumnistin und Stil-Ikone Bekanntheit erreicht. «Wenn ich singen könnte, hätte ich da sogar zum Popstar avanciert», schmunzelt sie heute.
Die «Welt der Venus»
Das Liebesleben pflegt sie mit wechselnden Partnern. Die längste Partnerschaft hält sechs Jahre. Dann findet sie, dass dies nicht mehr zu ihrem «Venus-Image» passt. Kurz vor ihrem 30. Geburtstag bricht sie mit dem Freund, «um nochmals richtig Gas zu geben». In der Branche wird sie bejubelt, als sie als begabte Unternehmerin ihr eigenes Label aufbaut. Mit ihrer «World of Venus» organisiert sie Partys, macht Stylings, ist als Redaktorin von Fashion- und Lifestyle-Kolumnen im Gespräch.
Das Kartenhaus stürzt ein
Mit 32 Jahren kommt der Zusammenbruch. Tina Weiss rutscht in eine Psychose, Schuldgefühle und Ängste belasten sie; das Haus kann sie kaum noch verlassen; drei Monate lang kann sie nicht mehr arbeiten. Sie rappelt sich auf und denkt darüber nach, wie sie ihrem Leben eine andere Richtung geben könnte. Sie zieht von Bern nach Zürich, arbeitet als Stilexpertin und Fotografin beim Blick und gründet eine eigene Promotionsagentur. Doch neben der Fülle und dem Stress der Arbeit schleicht sich immer mehr ein Gefühl der Leere bei ihr ein. Sie macht sich auf eine spirituelle Suche, versucht es mit Esoterik, umarmt barfuss Bäume, probiert es mit Schamanismus, Buddhismus und Astrologie.
Der christliche Glaube ist für sie keine Option. «Jesus war nicht auf meinem Radar», sagt sie im Rückblick. Eine Kirche hat sie seit ihrer Konfirmation nicht mehr betreten. Das letzte, was sie daraus mitgenommen hat, ist der Satz des Vaterunser-Gebets «und führe uns nicht in Versuchung.» Ihre Antwort darauf steht fest: «Sicher nichts für mein Leben». Auch wenn sie Gott nie bewusst abgelehnt hat, beiseite geschoben hat sie ihn auf jeden Fall.
2011 ist sie unterwegs in Südafrika und wird dort vom Schicksal armer Menschen sehr berührt. «Beim Abschied habe ich geweint wie noch nie in meinem Leben.» Wenig später bricht sie mit ihrem bisherigen Alltag, verkauft ihre modische Garderobe und reist mit einer kleinen Tasche nach Indien. Das Ziel: ein Kinderheim im nordindischen Varanasi. Der indische Bekannte, der sie darauf aufmerksam macht, verschweigt wohlweislich, dass er ein Pastor ist und ihr gerade ein christlich geführtes Heim empfiehlt. «Sonst wäre ich wohl nicht hingegangen.» Im Rückblick scheint ihr, dass Gott persönlich sie hier in den armen, aber herzlichen Verhältnissen des Heims erwartet hat. «Ich war wie gefangen, konnte der vergebenden Liebe, die Gott anbietet, nicht mehr ausweichen – der Liebe, nach der ich so lange gesucht habe! Mit der Hilfe von Jesus Christus war ich bereit, mein Leben auf ein besseres Fundament zu stellen.» Noch in Indien lässt sie sich taufen.
Zeit der Veränderung
Etwa drei Jahre dauert es, bis Tina Weiss wieder Tritt im Leben gefunden hat, eine Zeit, die sie in mehreren Lebensgemeinschaften, vor allem in der christlichen Lebens-- und Studiengemeinschaft «L'Abri» im Waadtland verbringt. Ihre bisherige Sicht der Welt verändert sich mehr und mehr. Selbstverliebtheit, Stolz und all die bisherigen Süchte werden zunehmend durch den Wunsch verdrängt, in Liebe und Freiheit zu leben. «Ich will in jedem Menschen mit der Liebe begegnen, die ich von Gott erfahren habe. Alle Menschen sind von Gott schön geschaffen worden, unabhängig von ihrem Körperbau, ihren Fähigkeiten und Erfolgen. Diese Wertschätzung werde ich ihnen entgegenbringen.»
Das neue Abenteuer
«Ich geniesse das Leben», sagt Weiss. Man würde sie schlecht kennen, wenn man meint, dass dies nun die Ankündigung eines frühen Ruhestandes wäre. Die 42-Jährige bleibt auf Abenteuer-Kurs. Tina Weiss, die früher einmal in Ägypten Drogen an einem Checkpoint vorbeigeschmuggelt hat, die in gefährlichen südafrikanischen Townships allein unterwegs war, die quer durch Indien und Sri Lanka tourte, ist eine Abenteurerin. Schon drückt sie wieder aufs Gaspedal. «Jesus ist jetzt mein Antriebsmotor», sagt sie. Leidenschaftlich geht sie durch die Strassen, spricht da einen Jugendlichen in Not an, bringt dort einen verirrten Mann ins Heim zurück, teilt den Schmerz mit einer traurigen Person auf einer Bank. «Ich will einfach für solche Menschen da sein, ihnen aus der Liebe begegnen, die Gott ihr geschenkt hat.», sagt sie. Als Mitarbeiterin in den «Sozialwerken Pfarrer Sieber» in Zürich hilft sie gestrandeten obdachlosen jungen Menschen. In Winterthur lebt sie in der Lebensgemeinschaft «Fingerprint» mit Menschen von der Strasse zusammen.
In ihrem Privatleben freut sich Tina Weiss über die Freundschaft mit einem Mann, die am Wachsen ist. In dieser Beziehung erfahre sie die echte Liebe, die sie früher vergeblich gesucht habe. Dass sie jetzt die Möglichkeit erhalte, eine tiefe Partnerschaft einzugehen, notiert sie darum als ein gewaltiges Wunder Gottes. Sie weiss, dass sie das alles nicht aus eigener Kraft schaffen wird. Das will sie auch nicht. Sie will ganz auf Gottes Stärke vertrauen, «die in den Schwachen mächtig ist», zitiert sie aus dem Neuen Testament. Sie hat das Theologie-Studium am «International Seminary of Theology and Leadership» aufgenommen.
Bedingungslos geliebt
Im Sommer 2015 reist sie mit einem Einsatz- und Gebetsteam nach Ibiza. Dort mitten in der ihr so bekannten Partyszene schenkt sie jetzt praktische Liebe und legt tüchtig Hand an. Sie bringt betrunkenen, halluzinierenden und verletzten Menschen Hilfe, begleitet sie ins Spital oder ins Hotel zurück. Gefühle stürzen auf sie ein: «In den Strassen kam ich mir vor wie unter einer grossen Käseglocke, pulsierende Betriebsamkeit, Ausgelassenheit und Lärm, aber das wirkliche Leben war irgendwie ausserhalb dieses Deckels und die Partygänger haben nicht danach gegriffen.» Sie ist überzeugt: Gott will allen Menschen Freiheit schenken, einen solchen Deckel darf es nicht mehr geben. Darum wird Tina Weiss, wo sie auch hingeht, den Menschen aufzeigen, wie sie von Gott geliebt und angenommen sind.
Vielleicht, sagt sie, werde sie einmal ein Buch zu schreiben. Es wird von der verführerischen «Welt der Venus» handeln, aber noch mehr von einem gefundenen Leben mit Jesus.
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Autor: Thomas Hanimann
Quelle: SEA / Viertelstunde für den Glauben
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