Rebekka und Romano Soltermann
«Wir mussten reden lernen – ganz banal»
Die Soltermanns sind eine fröhliche junge Familie aus Ostermundigen nahe Bern. Der Start ins Eheglück war jedoch steil und steinig.
Rebekka und Romano erzählen, was sie heute anders machen würden, und weshalb ihre Beziehung nicht auf der Strecke blieb.
Eine Landmaus
Rebekka wächst mit vier Schwestern auf einem Bauernhof in Langnau im Emmental auf. Von kleinauf muss sie hart anpacken, kennt neben der 14-täglichen Jungschar nur wenig Freizeit. Mit 16 Jahren zieht Rebekka zu einer Tante, absolviert ein Praktikum in einer Kinderkrippe und einem Spital. Das Jahr 2001 verbringt sie auf einem Bio-Bauernbetrieb in Colombier NE.
Ein Stadtmäuserich
Romano wächst in der Stadt Bern auf. Seine Eltern sind kaufmännisch tätig. Romano, der italienische Wurzeln hat, spielt früh Fussball in einem Club, den sein Vater trainiert. Als Romano zehn ist, stirbt sein Vater an Krebs. Die Mutter lässt ihn und seinen älteren Bruder notgedrungen oft allein. Ab der siebten Klasse beginnt Romano den Unterricht zu schwänzen. Um nicht von der Schule zu fliegen, bricht er die zehnte Klasse ab. 2001 landet er für eine Auszeit auf einem Bio-Bauernhof in Colombier.
Zwei hungrige Mäuse
Rasch bemerkt Romano, dass mit ihm ein holdes, hübsches Wesen auf dem Hof wirtschaftet. Rebekkas Aufgabe ist es, frühmorgens den Ofen einzufeuern. Eines Morgens brennt das Feuer bereits. «Ich war ganz baff», erinnert sich die junge Frau. «Wow, dä vo de Stadt cha ja chrampfe u isch ke fuule Sack», habe sie damals gedacht, als sie erfuhr, dass Romano dahintersteckte.
Wie das Feuer im Ofen, knistert es rasch zwischen Rebekka und Romano. Bald brennt das Liebesfeuer lichterloh. Die beiden schlafen auch miteinander, was Rebekka heute bereut. «Ich war naiv, hätte mir Leitplanken gewünscht», bekräftigt sie. «Mir fehlten Vorbilder und Menschen, die mich als Person bestätigten. In meiner Familie ist der Zusammenhalt zwar sehr stark gewesen, aber ich habe nie gelernt, eigene Bedürfnisse haben und leben zu dürfen.»
Sex, Sex – Baby
Nach der Zeit in der Romandie leben Rebekka und Romano ihre Beziehung auf körperlicher Ebene weiter. Dazu Rebekka ganz offen: «Wir haben TV geschaut und dann Sex gehabt.» Romano plagen bald Zweifel. Er möchte die Sache beenden, trifft sich mit Rebekka. Als diese ihm zuerst eröffnet, dass sie sein Kind unter ihrem Herzen trägt, ist er wie gelähmt, starrt vierzig Minuten lang wortlos zu Boden. Dann entscheidet er sich für das Kind. Rebekka ist 19 und bricht ihre Ausbildung als Krankenschwester ab. Sie heiraten im Frühjahr 2002. Zwei Monate später kommt Jelena zur Welt.
Das Fundament fehlt
Romano fühlt sich besonders im ersten Ehejahr angebunden. Fast jeden Abend geht er aus, engagiert sich stark in der Freikirche, die das Paar besucht. Selbst christlich erzogen, hatte er Gott nach dem Tod seines Vaters den Rücken gekehrt. Rebekka, die Jesus seit ihrer Jungschar-Zeit an ihrer Seite weiss, hatte ihn mit ihrem starken Glauben wieder angesteckt. Trotz jener Gemeinsamkeit, fehlt ihrer Beziehung das Fundament: «Wir kannten keine Kommunikations- und Streitkultur, verletzten uns und hatten ständig Missverständnisse», erklärt Rebekka. Bis 2007 Söhnchen Ruben zur Welt gekommen sei, habe sie zudem drei Fehlgeburten erlitten. Erlebnisse, die sie viel Kraft gekostet hätten: «Ich fühlte mich von allen Menschen verlassen, aber getragen von Gott», resümiert Rebekka.
Miteinander reden lernen
Nach dem ersten Ehejahr erkennen Romano und Rebekka, dass sie es alleine nicht schaffen. Sie suchen Rat bei einem reifen Ehepaar aus der Gemeinde. «Dort haben wir erst einmal richtig miteinander reden gelernt – ganz banal», erinnert sich der ausgebildete Telematiker. Die Gespräche tragen Früchte. Ihre Beziehung gewinnt an Substanz und Stärke. Heute helfen Rebekka und Romano anderen Paaren, leiten Ehekurse in ihrer Kirchgemeinde. «Ehe ist wunderbar, aber auch harte Arbeit», sagt Rebekka. «Es ist gut, dass Gott mit uns im Boot sitzt. Er hilft uns im Miteinander – auch mit den Kindern. Obwohl sie Jelena und Ruben über alles lieben, freuen sich Rebekka und Romano schon jetzt auf den Tag, wenn der Nachwuchs aus dem Haus sein wird: «Dann werden wir unsere Flitterwochen nachholen und mit dem Camper gemeinsam um die Welt reisen», verrät Rebekka und blickt ihrem Romano tief in die blauen Augen.
TV-Sendung mit Soltermanns «Liebe: Zwischen Feuerwerk und Fehlzündung» auf erf.ch
Bücher zum Thema:
Das Kilimanjaro-Prinzip der Ehe
Domenika und David Hollenstein: Wie war’s bei Euch? 10 Ehepaare erzählen aus ihrem Liebesleben
Gegensätze ziehen sich an. Konflikte lösen in der Partnerschaft
Das ABC einer lebendigen Ehe. Damit dem Ja die Jahre folgen
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Jesus.ch
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