Todd Pierce
Der Bullenreiter-Flüsterer und seine Schafe
Bullenreiten ist in den USA ein Trend. Die Reiter der Profi-Tour locken tausende Besucher in die Arenen. Acht lange Sekunden müssen die harten Männer auf dem Rücken eines Stiers aushalten. Bewertet wird anschliessend die Haltung des Reiters im Verhältnis zur Aggressivität des Stiers.
Einige der Reiter sind Christen, schildert Todd Pierce. Er ist Pastor und zieht mit den wackeren Männern durchs Land. Seine Arbeit nennt sich "Riding High Ministry". Zusammen mit den gläubigen Sportlern wolle er auch die Fans mit dem christlichen Glauben erreichen.
Wie das geht, schildert Todd Pierce im Interview über sein Leben als Bullenreiter-Pastor. Wir erreichten Pierce auf seinem Handy, während er sich gerade mit einem Taxi durch Manhattan fahren lässt.
Todd Pierce, Sie leiten "Riding High Ministry". Was ist das für ein Werk?
Todd Pierce: Wir besuchen professionelle Bullenreiter-Veranstaltungen. Ich biete den Reitern Jüngerschaft an und mache ihnen Mut. Gemeinsam mit den Bullenreitern bieten wir Gottesdienste an. Wir versuchen, auch die Fans zu erreichen. Manchmal predigt auch ein Reiter und erzählt aus seinem Leben.
Die Reiter sind meistens unterwegs und am Wochenende weg von daheim. Aber auf diese Weise können sie einen Gottesdienst besuchen. Gleichzeitig ist es auch eine Evangelisation; wir geben die Gute Nachricht weiter und berichten von Jesus.
Was ist bei Bullenreitern anders als bei "normalen Leuten"?
Ich mag das Wort "normale Leute" ... Ich bin selber Rodeo geritten einschliesslich Bullenreiten; eine extreme Sache. Heute biete ich den Reitern Jüngerschaft an. Und sie wollen aktiv sein und die Welt um sich herum verändern. Sie wollen sich absetzen von anderen.
Das Bullenreiten nimmt zu und damit auch der Einfluss der Reiter. Sie erreichen inzwischen Millionen von Menschen. Willy Peterson, der im letzten Jahr das Finale gewann, will über diesen Sport die Liebe von Jesus weitergeben. Die Menschen sehen, wie ein Mann Gottes ist.
Diese Jungs wissen, dass Gott sie gebrauchen will. Man kann sie nicht aufhalten. Sie wollen ihren Glauben mit den Menschen teilen. Manche denken, dass christliche Männer schwach sind. Diese Jungs sind aber ganz anders und dennoch demütig und voller Menschenliebe.
Haben Reiter während ihrer Karriere schon zu Christus gefunden?
Ja, schon mehrfach. Wir bilden eine kleine Gemeinschaft: auf der Tour sind 45 Jungs. Die gehen von Stadt zu Stadt. Sie sind oft zusammen, lachen gemeinsam, essen miteinander und beeinflussen natürlich einander. Da sieht man, wie sich der christliche Glauben im Alltag auswirkt.
Ich hole jetzt gerade einen Bullenreiter im Hotel ab. Dieser Mann nahm früher Drogen und führte ein ausschweifendes Leben. Dann fand er Gott, und sein Leben wird nun von Gott gebraucht.
Eine kleine Subkultur, die viele Menschen erreicht?
Genau, dieser Sport ist gewachsen, und auch die Zahl der Fans ist gestiegen.
Gibt es eigentlich eine biblische Geschichte, mit der das Bullenreiten verglichen werden kann? Zum Beispiel die von David und Goliath?
Die Reiter sind unterschiedlich, und so gäbe es verschiedene Geschichten, die passen. Zum Beispiel die von Benaja, einem tapferen Soldaten Davids. Als ein Löwe in der Zisterne war, stieg Benaja hinunter und tötete das Raubtier. Er rannte nicht weg wie die meisten anderen.
Ähnlich machen es die Bullenreiter: Die meisten würden flüchten, wenn sie zusammen mit einem Bullen im Gehege sein müssten. Aber diese Jungs tun das jede Woche. Sie begeben sich mitten hinein in die Gefahr, und sie machen das auch noch gern!
Im Folgenden beantwortet Todd Pierce den Fragebogen dieser Website:
Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Gott wurde ein echter Vater für mich. Er lehrt mich, wie ich meine Frau so lieben kann, wie Christus die Gemeinde liebt. Viele Männer haben nie so ein Modell gesehen, weil ihr Vater ein schlechter Ehemann war. Im Fernsehen lernen wir das ebensowenig wie aus der eigenen Natur. Auch ich bin von Natur aus kein guter Ehemann. Gott zeigt mir aber, wie ich sie lieben kann, so wie er liebt. Das wirkt in die Sexualität hinein und auch in die Art, wie wir unsere Kinder erziehen oder wie wir lachen und einander inspirieren.
Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Ich habe keine Angst mehr; weder vor dem Tod noch vor Armut. Was auch geschieht: Gott nutzt es zu meinem Besten. Wenn es aussieht, als würde ich etwas verlieren, werde ich dadurch Jesus ähnlicher.
Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Ich verstehe nicht, warum er etwas kreierte, das er so sehr liebt, und dennoch das Risiko auf sich nimmt, dass diese Liebe nicht erwidert wird. Ich verstehe nicht, warum er uns die Möglichkeit gibt, ihn zu verletzen, indem wir ihm den Rücken zukehren. Das ist ein Level der Liebe, den ich nicht verstehe.
Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Ich war ein Athlet. Von vier Jahren an, bis ich 32 war, nahm ich an Wettkämpfen teil. Ich trainierte auch viel. Hätte ich das nicht getan, wäre ich nicht vorangekommen. Heute bestreite ich keine Wettkämpfe mehr und so sehe ich auch keinen Sinn mehr, so zu trainieren. Es braucht ja eine Motivation um dies zu tun.
Genauso ist es im Leben als Christ. Manche sind nicht motiviert, am Wort Gottes dranzubleiben und die Beziehung zu Gott zu leben. Sie erkennen nicht, dass sie selber ihren Teil dazu beitragen könnten, sondern denken, es sei allein die Aufgabe des Pastors und der Gemeindeleiter. Aber ganz egal, was dein Beruf ist oder wo du im Leben stehst: Gott will dich gerade dort gebrauchen.
Wenn du das erkennst, dann hilft er dir auch dabei, dass du vorankommst. Gott will einen einbeziehen; wir sind nicht bloss Zuschauer. Christentum heisst nicht, Regeln befolgen und ein netter Typ werden. Das wäre langweilig. Es geht um etwas ganz anderes: Der Schöpfer des Himmels und der Erde will mein Leben dazu verwenden, um andere Menschen für immer zu verändern.
Wie sind Sie Christ geworden?
Für mich war immer klar, dass es Gott gibt, und ich betete zu ihm. Aber ich feierte wilde Partyjahre in der Sekundarschule und auf dem Gymnasium. Alkohol, Drogen und Frauen. Ich war zum verlorenen Sohn geworden.
Mit 21 war ich auf dem College, und da kam ein Mann von Campus für Christus zu Besuch. Er erklärte mir, dass Gott mich liebt und dass er einen grossen Plan für mein Leben hat. Diese Worte liess der Heilige Geist in mir wirken. Tränen überkamen mich; Emotionen, die ich erstmals erlebte.
Ein paar Wochen später rief ich diesem Mann an und stellte ihm ein paar Fragen. Er erklärte mir, dass die Sünde mich von Gott trennt und dass Jesus gestorben ist, um diese Sünden zu büssen und ich die Möglichkeit habe, Vergebung zu erhalten und den Heiligen Geist zu bekommen. Gott würde dann mein Vater und mich zu dem Mann machen, zu dem er mich ursprünglich erschaffen hat. Ich wurde an diesem Tag ein neuer Mann. Während zwei Jahren war ich dann wie ein Kind, das von Gott neu aufgebaut wird.
Während der Woche trank und log ich, sonntags ging ich in die Kirche. Ich war nicht glücklich dabei und fühlte mich schuldig. Ich wollte das alles hinter mir lassen, aber ich konnte nicht. Aber Gott wollte mein Leben auf der Wahrheit aufbauen. Ich musste mich entscheiden, ob ich ihm dienen wollte oder meinen Begierden. Schliesslich wählte ich Gott.
Warum sind Sie Christ?
Aus dem gleichen Grund, warum ich Luft einatme. Wenn ich das nicht täte, würde ich aufhören zu existieren. Gott hat mich echt aufgebaut - es ist nicht etwas, das ich nur in einem Buch gelesen oder von anderen gehört hätte. Kein Christ mehr zu sein wäre ein Leugnen meiner Existenz. Ohne ihn hätte alles keinen Sinn.
Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Gott hat mich verändert. Früher war ich zum eigenen Vergnügen unterwegs. Seit ich 17 war, hab ich mich mit dem Mädchen getroffen, das heute meine Frau ist und Mutter von drei Kindern. Mein damaliger Lebensstil schmerzt sie sehr; ich war ihr gegenüber ein schrecklicher Mann!
Gott begann mein Herz zu verändern. Das merkte sie und wandte sie darum auch selber zu Jesus. Wir zweifeln alle an uns, weil wir uns kennen, und ich kämpfe mit Anfechtungen und Lust; womit mir halt alle so kämpfen. Aber wenn die Person, die ich am meisten liebe, durch mich zu Jesus findet, dann ist das ein gewaltiges Wunder.
Warum, denken Sie, zahlt sich ein Leben mit Jesus aus?
Weil nichts verlorengehen kann; wir gewinnen beide. Seit ich als sein Kind lebe, hat mein Leben einen Sinn. Alles, was er tun hiess, konnte ich in seiner Kraft anpacken. Und ich habe vor dem Tod keine Angst mehr.
Ich hab ein Leben der Sünde mit viel Verstecktem und Sinnlosem eingetauscht gegen eine übernatürliche Existenz und eine Beziehung zum Schöpfer des Himmels und der Erde. Egal, wie leicht oder schwer das Leben hier ist - ich habe eine lebendige Beziehung zu diesem Schöpfer, und in Anbetracht der Ewigkeit ist Sterben sogar ein Gewinn.
Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Die Tatsache, dass er mich sich selber ähnlich machen will - das begeistert mich. Ich werde nicht Gott werden, aber er will, dass ich dieselbe Liebe und dasselbe weiche Herz für die Menschen habe wie er.
Steckbrief
Zivilstand: Ich bin verheiratet und habe drei Kinder.
Gemeinde: Die Bull-Riding-Gemeinde ist unterwegs, da haben wir keinen festen Standort. Meine Heimatgemeinden sind die "Christ Community Church" in Idaho Falls. Dazu kommt die "Trinity Fellowship" in Fair Oklahoma.
Arbeit in Gemeinde: Ich bin von beiden als Missionar ausgesendet.
Hobbys: Mit meinen drei Söhnen zusammen sein, jaggen, fischen, reiten und wenn ich nicht mit den Bullen-Reitern unterwegs bin, liebe ich meine Frau so fest ich kann.
Beruf: Pastor.
Werdegang: Gott veränderte mein Leben, ich will seinen Willen tun. Das geschieht dadurch, dass unser alter Mensch stirbt und ein neuer kommt. Auch wenn Verführung da ist, hilft er einem, sie zu überwinden. Gott will mein Vater sein. Jesus sagt auch, dass wir so beten sollen: "Unser Vater im Himmel ..." Erstmals in der Geschichte der Menschheit kann Gott als Vater angesprochen werden. Er hat das Herz eines Vaters und erzieht mich. Er versorgt und korrigiert mich und braucht mich für seinen Dienst. Er heiligt mich und macht mich mehr zu seinem Ebenbild.
Wohnort: Shelley, Idaho.
Herkunft: USA.
Lieblingsbibelstelle: "Das eine aber wissen wir: Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten. Dies gilt für alle, die Gott nach seinem Plan und Willen zum neuen Leben erwählt hat." Römer 8,28
Webseite:
www.ridinghighministries.org
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch
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