Raus aus dem Diätenwahn
«Ich bin mollig – ich bin wertvoll!»
„Ich hab jetzt endgültig die Nase voll. Die ganze Welt hat nichts anderes im Sinn, als mir in mein Leben dreinzureden, in meine Speckfalten hineinzuzwicken, jeden Bissen, den ich mache, mit Argusaugen zu verfolgen, bis in den Rachen und noch weiter, wie es scheint. Alle möglichen Leute, gefragt oder ungefragt, befreundet oder befeindet – sie alle stehen sofort bereit, mich mit einem Kommentar zu beglücken, oder noch besser, mit unzähligen Ratschlägen einzudecken. Und jetzt reicht’s mir...“, so schreibt Doris Reinthaler in dem Buch. Sie selbst hat es erlebt, wie sie im Folgenden beschreibt:
Leben im Diätenwahn
Im Laufe der Zeit hatte ich immer schön langsam Kilos zugelegt und dadurch auch alle Phasen kennengelernt. Angefangen mit Diäten, weil man doch versucht, die schlankere Figur aus Jugendtagen zu behalten. Dann hab ich alle Paletten von Ratschlägen gehört. Ich habe diese Art Entmündigung erfahren, was sehr viele mollige Leute erleben, wo andere dann beim Essen sagen: „Bitte nehmt doch – nein du nicht, du bist eh mollig genug“ und so weiter. Und dann habe ich bei Freundinnen erlebt, was dieser Psychoterror eigentlich ausmacht und bewirkt. Begonnen von wirklichen Essstörungen, Magersucht, Bulimie und dergleichen, bis einfach sich elend fühlen. Ohnehin nie genügen. In einem Gespräch mit einer Freundin kam es soweit, dass sie sich quasi bei mir entschuldigt hat, dass sie ein Doppelkinn hat. Und da hab ich mir gedacht, dass ist jetzt genug. Und sie hat dann gesagt, „Bitte schreib ein Buch. Wir sind nicht allein mit dem Thema und der Druck von aussen wird immer stärker. Man hält das kaum mehr aus.“ Die kleinen Mädchen fangen ja schon an mit diesem magersüchtigen Model-Styling herumzuwerken.
„Ab heute mag ich mich“
Sich selbst mögen – bei mir war das ein Prozess, der längere Zeit gedauert hat. Zuerst habe ich erkannt, dass ich mit Diäten nicht zu dem Ziel komme, das ich mir wünsche. Es gibt ja diesen berühmten Jojo-Effekt, von dem man früher ja nichts wusste. Und ich hab gesehen, dass mein Gewicht jedes Mal nach so einer Diät oder dem Versuch abzunehmen noch mehr gestiegen ist. Und dann kam ich an den Punkt, an dem ich dachte: Wie wäre es denn, wenn ich mein Gewicht versuche zu halten, die Ernährung und die Bewegung darauf abzustimmen. Ich plädiere nicht dafür, dass man sich vollfrisst und regungslos zu Hause verharrt. Es geht darum, ein Ja zu sich und seinem Körper zu finden.
Gott mag mich
Etwas, das mir sehr bei diesem Ja geholfen hat, ist mein Glaube. Jesus Christus hat uns gezeigt, wie Gott ist: ein Gott der Liebe. Einer der sagt, „Du, horch“, - so steht es auch ganz am Anfang in der Bibel, als Gott den Menschen geschaffen hat: „Es ist sehr gut.“ Und dieses „sehr gut“ gilt für mich. Und das ist mir bewusst geworden. Abgesehen davon, dass ich mir gedacht habe: Was ist das für eine eigenartige Welt, dass wir den Luxus haben, uns so auf vermeintliche Gewichtsprobleme zu fixieren? Auf Mode, auf das was andere Leute über uns denken, auf Image, auf die Scheinwelt. Und wenn man sich umschaut, leben viele Leute eigentlich für den Schein und verkümmern innerlich total. Das ist sicherlich nicht das, was Gott will.
Und wenn ich mir Jesus anschaue, diese gelebte Liebe, dann erkenne ich die Wahrheit. In seinen Augen und in Gottes Augen bin ich wertvoll, bin ich ein Juwel. - Selbst mit meinen kleinen Speckfalten. Ich habe einmal etwas Wunderbares gelesen, von Erich Fried, der geschrieben hat: „Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist, was es ist, sagt die Liebe.“ Und diese Liebe schafft Platz zum Atmen. Dann hab ich halt ein Speckpölsterchen und dann geniesse ich halt ein mal ein Essen. Aber durch Gott kann ich bewusst mit meinem Leben umgehen und zu mir stehen. Sagen: „Ja, ich bin schön. Ich bin in Ordnung, wie ich bin.“ Ich muss nicht von jedem geliebt werden und irgendjemandem entsprechen. Gott liebt mich. Als ein Ganzes und nicht nur ein Körper. Und das find ich grandios.
Webseite: www.doris-reinthaler.at
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch
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