Anita Grünwald und Rita Stumpp
«Welt am Sonntag» würdigt evangelische Märtyrerinnen
Aus Liebe zu Jesus wollten sie Menschen helfen und wurden von Extremisten hingerichtet. Den beiden Bibelschülerinnen Anita Grünwald und Rita Stumpp, die im Juni 2009 im Jemen ermordet wurden, hat die Nordrhein-Westfalen-Ausgabe der «Welt am Sonntag» einen ausführlichen Beitrag gewidmet, in dem auch die damalige Medienberichterstattung kritisiert wird.
Medien grobfahrlässig
Darin schildert der Journalist Till-Reimer Stoldt, wie es zur Ermordung der «Cousinen, Baptistinnen und Töchter volksdeutscher Einwanderer» kam – und wie manche deutsche Medien darauf reagierten: «Als die deutsche Öffentlichkeit vom Mord an den beiden Schülerinnen einer westfälischen Bibelschule erfuhr, wurde ein verzerrtes Bild der Ereignisse gezeichnet: Zwei junge Frauen seien in der Bibelschule zu todgeweihten Fanatikern ausgebildet worden, die im Jemen grobfahrlässig missioniert hätten, um daraufhin von muslimischen Extremisten hingerichtet zu werden.»
Liebe weitergeben
Andererseits: Der Film mache fast verständlich, dass die Medien dem Phänomen damals nicht gerecht wurden. «Denn was die Ermordeten bis zum Tod antrieb und ihren Angehörigen seitdem Halt gibt», schreibt Stoldt, «dürfte vielen Skeptikern und Agnostikern geradezu befremdlich erscheinen: „Liebe zu Jesus“. Diese Worte waren auch die letzten, die Anita in ihren Kalnender eintrug, neben den Flugzeiten für die Hin- und Rückreise.» Sie hätten sich «von Gott so geliebt» gefühlt, dass sie jetzt «etwas von dieser Liebe abgeben» wollten.
Jemens Regierung war überzeugt
Der Beitrag, der bezeichnenderweise die Überschrift «Aus Liebe zu Jesus» trägt, bemängelt, dass etliche Medien damals behauptet haben, die beiden Frauen seien leichtfertigerweise zur Mission in das streng islamische Land gereist. Stoldt stellt jedoch in Frage, ob man das Praktikum der beiden Bibelschülerinnen im Jemen als «selbstmörderische Missionsoffensive» werten dürfe. Immerhin sei es ja die jemenitische Regierung gewesen, die «die frommen Christen dort seit drei Jahrzehnten im staatlichen Krankenhaus arbeiten liess, weil sie von ihrem karitativen Einsatz so überzeugt war».
Als Missionszentrum habe die Regierung das Krankenhaus nie verstanden. Dies habe hiesige TV-Kommentatoren nicht abgeschreckt, die Bibelschülerinnen mit islamischen Selbstmordattentätern auf eine Stufe zu stellen, kritisiert Stoldt. Und weiter: «Dass solche Kommentare den Unterschied zwischen risikofreudiger Hilfsbereitschaft und den Willen zum Töten verwischen, schmerzt die Angehörigen.» Diese zeigten aber auch Verständnis dafür, dass die fremde Welt opferbereiter Christen manch Aussenstehendem offenbar so viel Unbehagen einflösst wie die Mordlust islamistischer Extremisten.
Trost im Glauben
Ausführlich geht der Bericht darauf ein, wie die Hinterbliebenen die Todesnachricht verarbeiteten und welchen Trost sie im Glauben fanden – auch im Glauben daran, die beiden jungen Frauen im Himmel wiederzusehen. Er beschreibt darüber hinaus, wie die Lebensgeschichten der Ermordeten schon jetzt Wirkung zeigen: «Da sind der bekehrte Vater und andere Bekannte, die erst durch Ritas und Anitas Schicksal zum Glauben fanden», schreibt Stoldt.
Vor allem aber sei aus dem Sterben der beiden ein Kinderheim für 100 Waisen in Malawi erwachsen. Dort ein Heim zu gründen, hätten Rita und Anita stets als Traum bezeichnet. «Nach ihrem Tod riefen die Familien zu Spenden auf, um den Traum zu verwirklichen. Einige Dutzend Kinder sind bereits aus Armut, Unterernährung und Analphabetismus in dieses Heim entkommen.» Auch für die Mütter von Rita und Anita sei das Engagement therapeutisch heilsam, «weil sie beobachten könnten, wie aus dem schrecklichen Sterben der Töchter schon hier auf der Erde neues Leben erwachse».
Hinweis:
Die Fernsehdokumentation über die beiden Bibelschülerinnen wird am 22. April um 21.45 Uhr ausgestrahlt und ist online auf «Bibeltv» zu sehen.
Quelle: Pro
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