Weihnachten überleben
Strategien für entspannte Feiertage
Weihnachten ist das Fest des Friedens, ein Fest der Familie. Gott ist Mensch geworden und das feiern wir. Das sind scheinbar optimale Voraussetzungen für ein fröhliches Miteinander.
Das Jesuskind liegt friedlich und lächelnd in der Krippe. Maria hat zwar keine adäquate Unterkunft, aber alles im Griff. Josef kümmert sich um die frisch gebackene Familie und alle Besucher: Hirten, Schafe und Sterndeuter. Und dazu singen die Engel. So will es das Klischee, das aber nichts mit der Realität zu tun hat, weder mit der des ersten Weihnachtsfestes, noch mit unserem Feiern heute.
Für die meisten Menschen geht den Weihnachtstagen eine stressige Zeit voraus: Vor dem Jahresende muss noch einiges an Arbeit bewältigt werden, und dann muss noch vieles organisiert, gekauft vorbereitet und dekoriert werden. Die Erwartungen sind mindestens so hoch wie der Stress. Weihnachten hat eben nicht nur die geistliche Komponente, dass Gott Mensch wurde, sondern auch die menschliche, dass wir in viel grösserer Nähe viel mehr Zeit mit unserer Familie verbringen als sonst. Vielleicht hören sich die Tipps sehr profan an (sprich: ungeistlich), aber wer sie beherzigt, wird viel mehr vom «eigentlichen» Weihnachten erleben.
Verabschieden Sie sich vom perfekten Weihnachten
Unsere Erwartungen an Weihnachten liegen meist irgendwo zwischen verklärten Kindheitserinnerungen und dem, was die Werbung als normales – also perfektes – Weihnachten darstellt. Der Gottesdienst muss besonders sein, das Essen mindestens viergängig, die Wohnung nicht aufgeräumt, sondern ein Weihnachtsparadies. Und jede Begegnung mit der lieben oder nicht so lieben Verwandtschaft eine Offenbarung.
Sorry, aber das kann nicht funktionieren! Natürlich können wir uns im einen oder anderen Bereich richtig Mühe geben, aber nicht für alles gleichzeitig. Wer also unbedingt ein besonderes Essen planen möchte, sollte auf eine fantastische Dekoration verzichten. Wo steht ausserdem, dass eine Hausfrau allein dafür sorgen muss, dass alles klappt? Das erste Stichwort heisst Delegieren und das zweite Erwartungen herunterschrauben.
Schaffen Sie Freiräume
Wenn wir mit unseren Familien und Gästen an den Feiertagen 24/7 zusammen sind, kann das kaum funktionieren. Harmoniebedürfnis und Stress, Enttäuschung und Alkoholgenuss, Spiele und gemeinsame Anbetung werden während der Feiertage schnell zu einer explosiven Mischung. Vor allem, wenn wir ohne Pausen auf zu engem Raum zusammen sind. Das ist dann irgendwann nicht mehr gemütlich, sondern gefährlich. Dabei können schon ein Spaziergang, eine kurze Unterbrechung oder ein Ortswechsel helfen, das Miteinander zu entstressen. Wenn wir solche Auszeiten einplanen, dann muss niemand unter einem Vorwand den Raum verlassen.
Essen Sie, ohne zu fressen
Weihnachten ist das Fest der Liebe – oft allerdings hauptsächlich der Liebe zum Essen. Selten essen wir so viel und so gut in so kurzer Zeit. Zwischen einem guten Frühstück, einem üppigen Mittagessen und einem opulenten Abendessen gibt es pausenlos Plätzchen, Snacks, heisse Schokolade oder etwas zu knabbern. Dieses übermässige Essen lässt nicht nur die Waage immer weiter ausschlagen, es belastet auch unseren Körper, macht uns unzufrieden und müde. Die Abhilfe dafür liegt in der Quantität, nicht in der Qualität. Wir können uns etwas Besonderes gönnen, aber es muss ja nicht noch besonders viel sein. Wenn wir das Essen bewusst geniessen, dann können wir es feiern, ohne daran zu leiden.
Schenken Sie weniger oder nichts
Kinder lieben Geschenke. Und sie sollen sie bekommen. Aber ab einem gewissen Alter und Einkommen besorgt man sich selbst, was man braucht und will. Und Geschenke, die hier völlig neben der Spur liegen, sind eher peinlich als begeisternd. Bevor wir also einen überflüssigen Eierschalensollbruchstellenverursacher verschenken, kann es sinnvoller sein, einmal aufzuschreiben, was wir am anderen schätzen. Oder wir verschenken eine Kleinigkeit, die mit gemeinsamen Erlebnissen zu tun hat. Dazu gehört, auf Empfängerseite dankbar auf Geschenke zu reagieren. Vielleicht nicht unbedingt, weil man sie braucht, sondern weil man das Herz des Schenkenden sieht.
Hören Sie mehr zu
All diese Tipps erleichtern das gemeinsame Feiern durchaus. Doch das Wichtigste ist immer noch das miteinander Reden. Natürlich kann es entspannt und schön sein, doch es enthält auch echte Minenfelder: «Wo arbeitest du nochmal? Hat das denn Zukunft?», «Wolltet ihr nicht auch Kinder haben?», «Hast du nicht letztes Jahr deutlich weniger gewogen?», «Hattet ihr nicht vor, in die Mission zu gehen?». Und so kann es weitergehen. Niemand kann sich so leicht auf die Palme bringen, wie Menschen, die sich gut kennen und vielleicht sogar mögen. Wenn wir merken, dass wir zunehmend dünnhäutig reagieren, dann ist vielleicht ein Pause angebracht (siehe oben) oder auch eine freundliche Variante von «Das geht dich nichts an». Und bevor wir selbst ähnliche Fragen stellen, können wir unserem Gegenüber echtes Interesse zeigen und dabei zuhören, was er erzählen möchte.
Und Jesus?
Wenn Sie jetzt den Eindruck haben, dass diese Tipps sich mehr um Psychologie und Familientherapie drehen als um Glaubensthemen, dann haben Sie völlig recht. Denn die meisten Probleme an Weihnachten entstehen nicht, weil Gott Mensch wurde. Sie haben nur wenig damit zu tun, dass wir so viel Liebe weiterzugeben haben. Tatsächlich haben sie meistens eher mit dem «menschlichen Faktor» zu tun. Aber die spannende Erfahrung, die wir an dieser Stelle machen können, ist: Wenn wir menschliche Probleme angehen, dann lösen wir manchmal auch geistliche. Frohe Weihnachten!
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Jesus.ch
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