Ehekongress im Vatikan
Auch Rick Warren betonte die traditionelle Ehe-Sicht
Abgesandte aus 14 Religionen und 23 Nationen hatten drei Tage im Vatikan über Ehe und Geschlechterrollen debattiert. Am Ende brach der kalifornische Pastor Rick Warren zusammen mit den anderen Teilnehmern des Kongresses eine Lanze für das klassische Ehe- und Familienbild.
Bereits Anfang Oktober hatte Franziskus eine kircheninterne Synode zum Thema Ehe und Familie einberufen. Damals hiess es ausdrücklich, dass Konflikte und unterschiedliche Meinungen nicht ausgeklammert werden sollten. Selbst für viele Teilnehmer war die offene Gesprächskultur überraschend und neu. Entsprechend gross waren die Erwartungen mancher im Vorfeld des dreitägigen Kolloquiums unter protestantischer und freikirchlicher Beteiligung. Doch die Überraschung blieb aus.Christen müssen den Weg zeigen
Rick Warren war von protestantischer Seite einer der Konferenzsprecher. Er betonte abschliessend: «Heute wird die Ehe verspottet, abgelehnt und umdefiniert». Warren erklärte, dass christliche Leiter deshalb den Gläubigen Wege zeigen müssten, wie sie ihre Überzeugungen in ihrer Umwelt vertreten könnten. Dabei unterstrich der Saddleback-Pastor in Übereinstimmung mit den übrigen Teilnehmern die traditionelle Definition der Ehe. «Die Geschlechter sind Gottes Idee. Gott hat sich entschieden, uns entweder männlich oder weiblich zu schaffen.» Und er ergänzte: «Ehe wird von Gott definiert, nicht von Menschen.»Gender-Ideologie beraubt Menschen ihrer Würde
Warren wies in seinem Vortrag auf zwei seiner Meinung nach eklatante Irrtümer im heutigen kulturellen Umfeld hin. Wer einen Lebensstil ablehne, sei nicht automatisch von Hass oder Angst getrieben. «Ich hasse sie nicht, und ich habe keine Phobie, ich stimme nur einfach nicht zu», sagte Warren in Richtung auf Menschen mit anderer Meinung – die auf dem Kongress allerdings nicht geladen waren. Weiter machte er deutlich, dass man als Christ eben nicht mit allen Handlungen einer Person einverstanden sein müsse, wenn man sie liebe. «Das ist Unsinn», machte Warren deutlich. Der Gender-Ideologie warf er vor, dass sie Menschen verwirre und sie ihrer Würde beraube.
Positives Familienbild
Redner wie Rick Warren hatten unterstrichen, dass das traditionelle christliche Familienbild weltweit auf dem Rückzug sei, unter Beschuss stehe und Schutz brauche. Demgegenüber betonte Thomas Schirrmacher, der Vorsitzende der Weltweiten Evangelischen Allianz, gegenüber dem Medienmagazin pro, die Konferenz habe deutlich gemacht, dass die grosse Mehrheit der Menschen nach wie vor an dem Ideal der klassischen Familie aus Vater und Mutter festhalte, die lebenslang zusammenbleiben. Schirrmacher würdigte besonders, dass der Schwerpunkt des Kongresses auf der positiven Werbung für die lebenslange Ehe als Investition für die Kinder lag und nicht auf der Verurteilung anderer Lebensformen.
Guter Start und offene Fragen
Von einem Kolloquium mit Katholiken und Protestanten, Juden und Muslimen, Buddhisten, Hindus, Taoisten, Mormonen und Sikhs kann man sicher nicht im ersten Anlauf frische Impulse erwarten. Hier war ein gegenseitiges Wahrnehmen und eine grosse Einigkeit in den meisten behandelten Fragen schon ein gutes Ergebnis. Trotzdem blieb es bei aller bemühten positiven Sichtweise von Ehe und Familie in erster Linie ein Schulterschluss gegen andere Lebensentwürfe. Und Rick Warren wies dabei in seiner Stellungnahme differenzierte christliche Verständnisse von Ehe genauso wie die Ablehnung von Ehe überhaupt als Angriffe der Gender-Ideologie zurück. Vor ein paar Jahren hätten berufstätige Frauen oder Hausmänner auch noch in dieses «Feindbild» gepasst. Ein Satz wie «Ehe wird von Gott definiert, nicht von Menschen» klingt gut – in jeder Beziehung haltbar ist er nicht, denn Ehe ist auch in Bewegung.
Zum Thema:
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / PRO
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