Umgang mit Krebs
«Asche zu Asche … ist meine Lebenswirklichkeit»
Anya Silver ist Mutter. Sie ist Universitäts-Dozentin für Englisch. Sie ist gläubige Christin. Sie schreibt Gedichte. Und sie hat Krebs. Die Amerikanerin zeigt, was Fasten, Passionszeit und Ostern aus ihrer Perspektive bedeuten.
Von der Diagnose zur neuen Berufung
2004 war die Englisch-Dozentin an der US-amerikanischen Mercer Universität mit ihrem Sohn schwanger. Während dieser Zeit erhielt sie die niederschmetternde Diagnose: Brustkrebs. Anya Silver durchlief den ganzen Behandlungsmarathon aus Chemotherapie, Brustentfernung und Bestrahlung. Eine ganze Weile sah es so aus, als ob sie den Krebs besiegt hätte, doch 2010 zeigten sich Metastasen in der Lunge und den Knochen. Zurzeit ist ihr Zustand relativ stabil, doch sie weiss, dass ihre Krebserkrankung nicht mehr heilbar ist. Sie wird daran sterben.
Die Dozentin beschönigt den Krebs an keiner Stelle. Trotzdem beschreibt sie in Interviews auch die andere Seite der Krankheit: Anyas Beziehung zu Gott ist dadurch intensiver geworden, echter. Und sie hat endlich «ihr Thema» gefunden. Schon immer hatte sie sich als Dichterin verstanden, doch mit dem Thema Krebs hatte sie endlich das entdeckt, worüber sie wirklich schreiben konnte und wollte.
Aschermittwoch
Die Fastenzeit bremst aus und bringt zum Nachdenken. Dasselbe macht der Krebs. Dasselbe tun auch Gedichte. Wenn alle drei Bereiche im Schmelztiegel eines Körpers zusammenkommen, dann erhalten wir als Christen einen Eindruck davon, was Christian Wiman «meinen strahlenden Abgrund» nannte – eine erschütternde und heilige Erinnerung an unsere Endlichkeit. Eines der Gedichte von Anya Silver orientiert sich direkt an der Fastenzeit. Sie hat es «Aschermittwoch» genannt. Es ist erschienen in ihrem Buch «Between Midnight and Dawn» (Zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang):
Aschermittwoch
Wie tröstlich, der Schmutz auf jeder Stirn:
Letztlich bin ich doch nichts Besonderes.
Vom Staub kamst du. Zum Staub wirst du zurückkehren.
Meine Brustamputation, ein Memento mori,
meine Prothesen glatt wie ein polierter Totenkopf.
Ich liebe das Verbindende an diesem Gebet,
die Salbung, gestrichen auf meine Stirn,
meine Knie pressen sich an den samtenen Balken.
Wenn Gott mir nicht seinen Körper zum Umklammern gibt,
reibe ich diese Asche stattdessen in meine Haut.
Wenn ich die Flamme nicht festhalten kann, die meine Brust verbrannte,
kohle ich meine Brauen; schwärze ich meine Poren;
präsentiere ich voll Asche diesen Fehler seiner Schöpfung.
Vom Fasten hin zu Ostern
Gefragt, ob sie in irgendeiner Form fastet, antwortet Anya: «Ich verzichte auf nichts mehr während der Fastenzeit. Mir wurde so viel genommen: meine Brüste, meine Gebärmutter, der Segen eines weiteren Kindes, die Möglichkeit, alt zu werden, und der falsche Eindruck von Sicherheit, in dem ich früher lebte. Stattdessen feiere ich die Fastenzeit durch ein 'Mehr'. Ich möchte die Nöte anderer bewusster sehen und Menschen selbstloser und sorgfältiger begegnen.» Mit Ostern hat sie trotzdem so ihre Schwierigkeiten. Es kommt ihr gefühlsmässig «zu schnell» nach der Passionszeit, nach der scheinbaren Vorherrschaft des Todes. Zurzeit ist die wichtigste Osterbotschaft für die Krebskranke, dass Christus jetzt bei ihr ist, im Tal der Todesschatten. Und dass sie nach ihrem Tod eine Zukunft hat, in der Schmerz und Leid verschwunden sein werden.
Zum Thema:
Nach Fehlgeburten und Krebs: «Auch in schweren Zeiten behält Gott die Kontrolle!»
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Gospel-Sängerin in Japan todkrank: Mit ihrem Tod will sie zeigen, dass die Hoffnung lebt
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Christianity Today
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